
Die drei Gebäude am Anfang des Kitzinger Wohngebiets Marshall Heights sind typische Fünfzigerjahre-Bauten: schlichte Fassaden, zweckmäßig gestaltet, mit dünnen, kaum gedämmten Wänden. Energieeffizienz genoss nicht gerade höchste Priorität in der Nachkriegszeit, als die Amerikaner binnen weniger Jahre Wohnraum für mehr als 10.000 hier stationierte Soldaten schaffen mussten. Der Immobilienentwickler Wolfgang Rosentritt hat die Blocks vor einem Jahr gekauft, um sie herzurichten und als Eigentumswohnungen wieder zu verkaufen.
"Westquartier" nennt er sein Projekt am Kitzinger Ortsrand Richtung Würzburg. Die Gebäude, so viel steht schon jetzt fest, werden hinterher kaum wiederzuerkennen sein. Rosentritt sagt: "Wir wollen uns absetzen vom Bestand."
Mit der seriellen Sanierung soll ein "Energiesprung" gelingen
Industrielle Prozesse auf die Renovierung zu übertragen ist eine relativ neue Disziplin der Gebäudesanierung. Ziel ist ein "Energiesprong", so heißt ein 2020 von der Deutschen Energie-Agentur initiiertes und vom Bundeswirtschaftsministerium gefördertes Modellprojekt nach niederländischem Vorbild, an dem sich 22 deutsche Wohnungsunternehmen beteiligten. Ein Energiesprung ist dringend notwendig: Gut ein Drittel der klimaschädlichen CO₂-Emissionen werden durch den Energieverbrauch beim Wohnen freigesetzt.

Damit die Gebäude weniger Energie benötigen, müsste die derzeitige Sanierungsquote von einem Prozent in Deutschland verdoppelt werden. Nur so können laut Experten die Klimaziele noch erreicht und bis 2050 rund 15 Millionen Häuser saniert werden. Aber wegen fehlender Fachkräfte, hoher Investitionen und weil Bewohner Angst haben vor einem deutlichen Anstieg der Miete nach der Sanierung, geht kaum etwas voran.
Alle drei Gebäude erfüllen danach den KfW-55-Standard
Jetzt greift Rosentritt das Prinzip der seriellen Sanierung auf. Statt wie üblich Dämmplatte für Dämmplatte auf die Fassaden zu kleben und zwischen die Dachsparren zu setzen, bekommen die Gebäude eine neue Hülle aus edlem Lärchenholz übergezogen, vorgefertigt in der Fabrik und komplett mit der notwendigen Dämmung versehen. In den Niederlanden sind auf diese Weise schon Tausende Wohngebäude, zumeist Reihenhäuser, energetisch modernisiert worden.
Auch Rosentritt verfolgt bei den drei im Kern intakten Bauten einen anspruchsvollen energetischen Standard. Die Gebäude erfüllen nach der Sanierung die Vorgaben eines KfW-55-Effizienzhauses. Das entspricht einem jährlichen Wärmebedarf von gerade einmal dreißig bis vierzig Kilowattstunden pro Quadratmeter. Dabei wird fast der gesamte Wärme- und Stromverbrauch der Bewohner rechnerisch über das Jahr hinweg durch Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen gedeckt. Dank neuer Wärmepumpen, Lüftung und effizienter Dämmung sollen die instandgesetzten Gebäude künftig modernsten Standards genügen. Durch die Nutzung serieller Fassadenteile spart sich Rosentritt Kosten und Zeit.

Schon im Herbst 2024 sollen die ersten Bewohner in das sanierte Gebäude 303 einziehen, ein Jahr später möglichst alle drei Blocks auf dem rund 6000 Quadratmeter großen Areal fertig sein. Fast 100 Eigentumswohnungen entstehen auf diese Weise, zum größten Teil barrierefrei und mit Aufzügen erreichbar. Ein Team an Arbeitern ist gerade dabei, die Häuser zu entkernen. Bis auf die Gebäudehülle lässt Rosentritt bei der Sanierung kaum einen Stein auf dem anderen. Zwischenwände werden herausgerissen, um die bei den Amerikanern geschaffenen großzügigen Wohnungszuschnitte auf Normalmaß zu stutzen.
Die Wohnungen werden auf verkäufliche Größen geschnitten
Große Eigentumswohnungen sind auf dem Markt derzeit wegen der rasant gestiegenen Kreditzinsen kaum loszuschlagen. So entstehen in der Regel Zwei- bis Dreizimmerwohnungen mit 40 bis 65 Quadratmetern. In den Innenhöfen wird es einmal Spielplätze und Pavillons geben, die üppigen Stellplätze vor den Häusern bleiben erhalten und werden mit einem Lademanagementsystem für E-Autos ausgestattet.

Nicht nur die Entwicklung serieller Sanierungslösungen fördert der Staat, auch Wohnungs- und Immobilienbesitzer können von staatlichen Zuschüssen profitieren, wenn sie auf serielle Sanierung setzen. Schon seit Herbst 2022 gewährt der Bund einen Worst Performing Buildings Bonus (WPB-Bonus), eine Förderung für Gebäude, die zu den energetisch schlechtesten 25 Prozent im Bestand gehören. Seit Januar 2023 gilt die Reform der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG). Das Förderprogramm ist allein 2023 mit 13 Milliarden Euro ausgestattet. Wohnungskäufer können so über die staatliche KfW-Bank bis zu 150.000 Euro Kredit in Anspruch nehmen, bis zu 60.000 Euro davon sind ein Tilgungszuschuss.
Der Verkauf der Eigentumswohnungen ist bereits angelaufen, auf Transparenten in der Stadt wirbt Rosentritt für sein Vorhaben. Aber aus den Händen gerissen wie noch vor zwei Jahren bekommt er die Appartements durch die gestiegene Zinsbelastung nicht mehr. Die Vermarktung hat der umtriebige Immobilienentwickler deshalb zur Chefsache erklärt.
Ich hoffe, dass sich die Stadt irgendwann für so einen tollen Unternehmer erkenntlich zeigt.
Machen Sie weiter so und bringen die Stadt zukunftsweisend nach vorn.
Vielen Dank!
Für den normalen Arbeiter, jungen Familien mit Kindern ist das wohl nichts. Aber gerade in dem Bereich steht doch die Stadt in der Pflicht was zu tun. So zumindest habe ich die Artikel in der Zeitung in den letzten Tagen verstanden.
Wieso hat diese Blocks nicht die Stadt gekauft um was zu unternehmen ?? von dem Viernheimer Modell hält man ja aucht nichts.
Ach ja der Vorschreiber schlägt vor, dass die Stadt sich beim Projektentwickler erkenntlich zeigt, weil solche Extratollen Wohnungen entstehen.
Vielleicht sollte die Stadt was selbst in die Hand nehmen für Otto Normalverbraucher