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Etwashausen
Verpflegung im Kindergarten: Warum in St. Michael alle alles essen
Müsli, Rührei oder Schokocreme: Das Essen im Etwashäuser Kindergarten ist etwas Besonderes. Gegessen wird, was auf den Tisch kommt – Leiterin Ute Weiß weiß, wie das geht.
Ute Weiß, Leiterin des Kindergartens St. Michael in Etwashausen, sitzt mit einigen Kindern beim Nachmittagssnack.
Foto: Christine Pfanzer | Ute Weiß, Leiterin des Kindergartens St. Michael in Etwashausen, sitzt mit einigen Kindern beim Nachmittagssnack.
Christine Pfanzer, freie Mitarbeiterin bei der Main-Post
Christine Wich
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:37 Uhr

Seit 40 Jahren ist Ute Weiß Leiterin des evangelischen Kindergartens St. Michael in Etwashausen. Eine lange Zeit, in der sich viel geändert hat – besonders was das Essen für die Kinder angeht. Bis ins Jahr 1998 war der Kindergarten noch in der Nähe des Bleichwasens, damals kam das Mittagessen in Aluschalen aus einem Seniorenheim. Als neu in der Gartenstraße gebaut wurde, war für Weiß schnell klar: "Das wird hier anders." Im neuen Gebäude wurde deshalb eine Küche eingebaut und es gibt einen "Schlemmerraum", wie die Leiterin den Essensraum nennt.

Anfangs hat eine Küchenkraft das Mittagessen für acht Kinder gekocht. Wenn sie krank war, mussten die Erzieher die Verpflegung übernehmen. Als im Jahr 2010 eine Krippe gebaut wurde, schoss die Anzahl der Essen in die Höhe. "Immer mehr Eltern hatten Interesse an frischem, gesundem und nachhaltigem Essen", berichtet Weiß.

Die Eltern mussten vom Konzept überzeugt werden

Zwei Jahre später begann die Zusammenarbeit mit Gwendolin Hammer vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Würzburg, die dort im Fachzentrum für Ernährung und Gemeinschaftsverpflegung tätig ist. Mit Ute Weiß analysierte sie zunächst die Ist-Situation, dann wurde der Speiseplan optimiert.

Rund 60 Gerichte kommen auf den Tisch, die rotierend frisch zubereitet werden. Außerdem wurde eine Datenbank mit Grundrezepten angelegt und viel mit den Eltern geredet. "Es waren insbesondere die Eltern, die vom neuen Konzept überzeugt werden mussten", erzählt Weiß. Viele dachten, ihre Kinder würden keine Hülsenfrüchte, Fisch, Rohkost oder Vollkornprodukte essen. "Keiner muss hier etwas versuchen, wenn er nicht möchte", sagt sie. "Doch wenn es andere Kinder probieren, tun es die meisten anderen auch." Laut Weiß schauen die Kinder schon morgens auf den Speiseplan, der mit Bildern bestückt ist, und freuen sich auf die Mahlzeiten des Tages.

Der Speiseplan im Kindergarten St. Michael ist mit Bildern angereichert, damit die Kinder auf den ersten Blick erkennen, was auf den Tisch kommt.
Foto: Christine Pfanzer | Der Speiseplan im Kindergarten St. Michael ist mit Bildern angereichert, damit die Kinder auf den ersten Blick erkennen, was auf den Tisch kommt.

Im September 2019 wurde ein festes Frühstücksbuffet etabliert. Jetzt kann jedes Kind in der Zeit von acht bis zehn Uhr selbst entscheiden, wann, mit wem und wie viel es essen möchte. Dazu wird im "Schlemmerraum" abwechselnd ein Müsli- und ein Brot-Buffet aufgebaut. Dazu gibt es entweder getrocknete Früchte und Obst oder Käse, Wurst und viel Gemüse. Die Kinder können so abwechslungsreich und gesund schlemmen – von herzhaft bis süß. "Von den Eltern bekommen wir ausschließlich positive Rückmeldung. Viele sagen, es sei hier wie im Hotel", sagt sich Weiß und freut sich. Freitags gibt es ein Überraschungsfrühstück, das die Leiterin selbst für die Kinder vorbereitet. Da dürfen es auch mal ein selbstgemachter Schoko-Aufstrich oder Rühreier sein. "Damit will ich den Kindern Freude bereiten. Das Thema Essen ist mir einfach eine Herzensangelegenheit."

Kinder bedanken sich für das leckere Essen

Seit vergangenem September bietet der Kindergarten nun ausschließlich Vollverpflegung für die rund 115 Buben und Mädchen an. Neben dem Frühstücksbuffet und dem vielfältigen Mittagessen gibt es nachmittags noch einen Snack, bei dem zum Bespiel oft das restliche Obst vom Frühstück angeboten wird. Der Leiterin ist es wichtig, dass kaum Lebensmittel weggeworfen werden. Außerdem kommen alle Lebensmittel aus der Region: Fleisch und Wurst kommen aus Biebelried – der Hofladen Erb beliefert den Kindergarten sogar. Obst und Gemüse kommen vorwiegend aus Etwashausen, hier wechseln sich die vielen Gemüsebauern ab. Vollkornmehl und Haferflocken sind aus der Schaubmühle Volkach, Milchprodukte bezieht der Kindergarten von der Bio-Gärtnerei Gahr.

Das Motto "Ohne Flasche, ohne Tasche" – also kein Kind bringt etwas von daheim mit – hat sich in Etwashausen bewährt. Da alle dasselbe essen, gibt es keine Rivalitäten. Außerdem lernen die Kinder so, selbstständig den Tisch zu decken, zu warten, bis alle am Tisch sitzen und danach den Teller wegzuräumen. "Die eingespielten Rituale festigen die Kinder ungemein. Es soll wie zuhause sein", erklärt Hammer. Außerdem sei es schön zu sehen, wenn sich die Kinder in der Küche für das leckere Essen bedanken. So wird auch den Mitarbeitern viel Wertschätzung entgegengebracht. "Die Verpflegung unter Leitung von Ute Weiß ist einfach ein Vorzeigeprojekt", sagt Hammer begeistert.

Die Kinder können beim Frühstück zwischen vielen verschiedenen Müslisorten, Nüssen, Kernen und getrockneten Früchten wählen.
Foto: Christine Pfanzer | Die Kinder können beim Frühstück zwischen vielen verschiedenen Müslisorten, Nüssen, Kernen und getrockneten Früchten wählen.

Ein großer Dank geht auch an den Träger des Kindergartens, die evangelische Kirchengemeinde und besonders an den früheren Pfarrer Uwe Bernd Ahrens, die das Projekt immer unterstützt haben. Bis zum 31. Januar ist Ute Weiß noch Leiterin des Kindergartens. Von ihrer Nachfolgerin Linda Pfeuffer erhofft sie sich, dass diese die Verpflegung im Kindergarten in ihrem Sinne weiterbetreibt und mit genauso viel Engagement dabei ist.

 
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Kommentare
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  • R. B.
    Bei uns im Kindergarten müssen die Kinder sogar ihr Wasser mitbringen, alle Achtung für die Leiterin Frau Weiß was sie für die Kinder macht
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  • C. K.
    Gott sei Dank gibts auch noch eine solche Leiterin mit gesunden Menschenverstand.
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  • W. S.
    Mir erschließt sich aus dem Bericht nicht, ob auch weiterhin nur die Küchenkraft die Gerichte zubereitet -oder wer dies übernimmt.
    So schön, wie es ist dass die Leitung dass Bufett zubereiet. Man muss sich auch mal überlegen, wieviel Zeit die pädagogische Fachkraft dafür verwendet. Die Zeit zieht sie von anderen Aufgaben bzw. von der Zeit mit den Kindern ab.
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