Es riecht nach Holz, fast wie im Wald während der Holzernte. Vieles hier, die Wände, die Decken, die Zwischenwände, ist aus Holz. "Die Stadt", so wird Kitzingens Oberbürgermeister Stefan Güntner später sagen, "hat sich hier auf Neuland begeben. Bisher haben wir Stein auf Stein gebaut."
Zwei Dutzend Menschen stehen an einem wolkenverhangenen Nachmittag in einem hohen Raum und blicken gebannt auf einen Mann mit Hut oben am Gerüst. Nach drei kurzen Schlucken nimmt er das geleerte Weinglas und wirft es schwungvoll zu Boden, wo es in Tausende kleiner Scherben zerspringt. Es soll Glück bringen.
Knapp acht Monate nach dem symbolischen ersten Spatenstich hat am Dienstag beim Haus für Jugend und Familie das feierliche Richtfest stattgefunden. Rund zehn Millionen Euro investiert die Stadt Kitzingen in den Flachbau neben der Florian-Geyer-Halle. Viele, die täglich auf der B8 zur Arbeit pendeln, fahren an dem Bau vorbei und können den Baufortschritt verfolgen. Ende 2024 soll hier Kindern, Jugendlichen und Familien ein adäquates Angebot gemacht werden. Man weist auch an diesem Tag darauf hin.
Der Flachbau wurde mit Holzmodulen hochgezogen
Dass der Richtbaum, ein zartes Gewächs mit hellblauen und gelben Schleifchen, nicht prominent in lichten Höhen schwebt, sondern eher schüchtern im Raum steht, zeigt zweierlei: Erstens geht es auf dem Dach auch an diesem Festtag recht munter zu, es rumpelt und poltert während der kurzen Ansprachen; zweitens ist es eben kein klassisches Dach mehr, sondern eine glatte Haube, die später begrünt werden soll.
Es ist nicht nur ein Großvorhaben, sondern für die Stadt Kitzingen auch ein Modellprojekt. Der OB spricht mit Blick auf den langgezogenen Flachbau nicht ohne Stolz von einer "anderen Art des Bauens".
Das zeigt sich auch am Fortschritt auf der Baustelle. Statt mühsam Mauern und Wände hochzuziehen, schwebten hier an Kranhaken hängend große Holzmodule ein und wurden auf dem Betonfundament verankert. "Man sieht, wie schnell so etwas gehen kann", sagt Güntner und scheint selbst noch zu staunen.
Der Kostenrahmen von 9,5 Millionen Euro scheint zu halten
Neben dem zeitlichen Aspekt bringt die Sache der Stadt als Bauherrin noch einen anderen Vorteil: finanzielle Planungssicherheit. Der im März 2021 gesetzte Kostenrahmen hält laut OB bis heute. Das bedeutet, die damals aufgerufenen Kosten von etwa 9,5 Millionen Euro dürften kaum überschritten werden.
Manchem ist das immer noch zu viel, selbst wenn die Stadt mit etwa zwei Millionen Euro an Zuschüssen rechnen kann. Auch im Stadtrat zog das Projekt deshalb Kritik auf sich. Als es im Dezember 2020 zur Abstimmung ging, sprachen sich trotzdem 23 der 30 Ratsmitglieder für den Bau aus. Der OB sprach einst von einem "Leuchtturmprojekt für unsere Stadt". Auch Jugendreferent Stephan Küntzer sieht in den vielen Millionen gut angelegtes Geld.