
Um zu ermessen, wie lange das hier alles gedauert hat, um ein Gefühl zu bekommen, wie viel Zeit verging, bis man an diesem heißen Sommertag endlich zur Tat schreiten konnte, sollte man das Ganze aus der Sicht eines künftigen Bewohners betrachten. Auf ungefähr 50 Hundejahre kommt, wer die Spanne zwischen den ersten Überlegungen für den Neubau des Kitzinger Tierheims im Jahr 2017 und dem nun erfolgten Spatenstich auslotet.
Selbst für den Menschen fühlt sich die Strecke nach einem "langen, steinigen Weg" an – so stellt es Landrätin Tamara Bischof an diesem Samstag dar. Sie ist den Weg von Anfang an mitgegangen, hat 2019 mit dem Versprechen von 300.000 Euro des Landkreises überhaupt erst das Signal für den Aufbruch gegeben – und erhält deshalb jetzt den ersten von zehn Spaten, mit denen die wichtigsten Beteiligten den Bau symbolisch starten.
Dass zu diesem offiziellen Akt die lokale Politprominenz und sogar der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) erschienen sind, aber mehr noch dass hier in den nächsten Tagen endlich die Bagger rollen werden, zaubert den beiden Vorsitzenden des Kitzinger Tierschutzvereins, Sharon Hawkins und ihrem Vize Peter Grieb, ein Dauerlächeln ins Gesicht.
Glauber kommt mit der frohen Botschaft, dass der Freistaat dank neuer Tierheim-Richtlinie 300.000 Euro für das Projekt spendiert und damit das Dreifache der avisierten Summe. Und auch die Landtagsabgeordnete Barbara Becker (CSU) darf sich – als Mitglied des Haushaltsausschusses, der letztlich die Gelder freigibt – an diesem Tag ein bisschen feiern.
Langer Streit um Standort und Finanzierung des Tierheims
Fast vergessen hätte man bei all den launigen Worten den langen Streit um den Standort und die teils unwürdige Hängepartie um die Finanzierung. Als 2017 feststand, dass das Tierheim in Kitzingen keine Zukunft haben würde – der Bau in der Kaltensondheimer Straße gründet auf alten, instabilen Bergwerkstollen –, begann die hektische Suche nach Alternativen. Aber der Tierschutzverein drang mit seinem Anliegen nicht durch: weder in Iphofen noch in Kitzingen, wo bereits eine Zusage der Stadt für ein Grundstück am Golfplatz vorlag.
Oberbürgermeister Stefan Güntner (CSU) erinnert an diesem Freudentag kurz an dieses traurige Kapitel. "Keiner hat sich damals getraut zu sagen: Das passt dort nicht hin." Die Erschließung war schwierig, und die Signale des Golfclubs waren klar: Man wollte kein Tierheim in direkter Nachbarschaft.

Güntner brachte damals ein 8000 Quadratmeter großes Grundstück der Giltholz-Gemeinschaft an der Straße Richtung Großlangheim ins Spiel; die Stadt tauschte es gegen Wald und stellte es dem Tierschutzverein gegen Erbpacht zur Verfügung. Der erfolgreichen Standortsuche folgte das Geschacher mit den 31 Städten und Gemeinden um die Finanzierung. Viele waren bereit, ihren Beitrag zu leisten, doch es gab Abtrünnige wie Volkach oder Prichsenstadt, die erst in letzter Minute einlenkten.
Rund die Hälfte der Baukosten trägt der Verein selbst
Vieles davon mag Umweltminister Glauber im Blick haben, als er Hawkins, Grieb und all den anderen rührigen Tierheim-Lobbyisten nun dafür dankt, "dass Sie nie den Mut verloren haben". Glauber, ein studierter Architekt, gibt ihnen einen letzten guten Rat mit auf den Weg: Sie mögen darauf achten, den Kostenrahmen nicht zu überziehen. Ein weiterer Geldsegen sei nicht zu erwarten.
Etwa die Hälfte der mit 3,3 Millionen Euro kalkulierten Baukosten trägt der kleine Verein mit seinen 240 Mitgliedern selbst. Dabei kam ihnen auch ein glücklicher Zufall zu Hilfe: "Zwei größeren Erbschaften" war es laut Grieb zu verdanken, dass sich die Finanzierungslücke schneller als erhofft schließen ließ.
Wenn nach so vielen Blockaden und Hindernissen jetzt alles glatt läuft, könnte es bis Herbst 2025 mit dem Einzug klappen. 25 Hunde und 40 Katzen werden dann neben allerlei Kleintieren ein zeitgemäßes Zuhause finden. Und so spricht vieles dafür, dass diese schier unendliche Geschichte doch noch ein Happy End bekommt. Für die Landrätin hat sie es schon jetzt. "Heute", sagt sie, "ist ein guter Tag für den Tierschutz im Landkreis."