Das auf einem ehemaligen Bergbaustollen gebaute und vom Einsturz bedrohte Tierheim besitzt seit Donnerstag ein Frühwarnsystem. Falk Seliger vom Bergamt Nordbayern hat in dem Gebäude in der Kaltensondheimer Straße fünf Rissmonitore installiert.
Mit ihnen ist es möglich, gefährliche Veränderungen der das Gebäude durchziehenden Risse und damit Verschiebungen im Untergrund rechtzeitig zu erkennen. Jetzt sind die Mitarbeiter des Tierheims gefragt. Sie müssen alle 14 Tagen kontrollieren, ob die Risse noch im Fadenkreuz der Monitore sind und ob oder wie sie sich verändert haben. Die dokumentierten Aufzeichnungen lassen laut Seliger einen Rückschluss auf die Entwicklung im Untergrund zu.
Mit der Überwachung und dem Verzicht auf größere Veranstaltungen im Tierheim ist aus Sicht des Bergamts – im Schreiben vom März – für 2017 ausreichend Risikovorsorge getroffen. Was der Behörde noch fehlt, ist ein Risikoplan, wenn die Monitore wegen nachgebendem Untergrund Alarm schlagen. Dann müssten das Tierheim-Team und mit ihm alle vierbeinigen Bewohner raus. Wohin, weiß keiner.
Neben einem Ausweichquartier für den Notfall fehlt auch ein Plan für eine grundsätzliche Lösung des Problems. Da gibt's aus Sicht des Bergamts nur zwei Varianten: Entweder werden die Gruben unter den Gebäuden aufgefüllt oder das Heim schließt – und braucht einen Neubau. Beides kostet nach Schätzungen eine runde Million Euro.
Stadt in den Pflicht
Das Geld hat der Tierschutzverein als Träger des Heims nicht. In der Pflicht zur „Gefahrenbeseitigung“ sieht das Bergamt die Stadt Kitzingen – als Grundeigentümer und Baugenehmigungsbehörde. Dort bemüht man sich laut OB Siegfried Müller um eine Lösung. Bei der Grundstückssuche sei die Verwaltung aktiv und werde die Frage der Finanzierung eines Neubaus mit bearbeiten.
Trotz der Zusage, das Tierheim nicht im Regen stehen zu lassen, ist ungeklärt, wer neben dem Tierschutzverein mit im finanziellen Boot ist. Klar nur: Mit 20 Cent, die die Kreiskommunen pro Einwohner und Jahr für die Unterbringung von Fundtieren in die Kasse der Tierschützer einzahlen, ist keine Neubau möglich. 17 800 Euro seien im Vorjahr zusammengekommen, so zweite Vorsitzende Iris von Crailsheim.
Damit die Existenz des Tierheims nicht am Geld scheitert, könnte eine Lösung wie im Kreis Hassberge sinnvoll sein. Dort wird ein neues Tierheim gebaut. Der Zweckverband Fundtiere Landkreis Hassberge, in dem sich alle Kommunen zusammengefunden haben, ist Träger. Die Gemeinden teilen sich dabei nicht nur die Investitionskosten, sondern zahlen je Einwohner und Jahr 1,20 Euro für Betrieb und Verwaltungskosten des Heims.
Finanzen als Stolperstein
Die Finanzen sind der größte Stolperstein, ein Grundstück für einen möglichen Neubau steht noch in den Sternen. Allerdings ist der Tierschutzverein hier – neben der Stadt – bei der Suche aktiv. Laut Iris von Crailsheim habe man einen möglichen Standort gefunden. Mit dem Eigentümer seien erste Gespräche geführt worden.
Die Risse im Tierheim und die Risiken der Standfestigkeit sind nicht neu. 1991 kam die vor rund 55 Jahren gebaute Einrichtung schon einmal deswegen in die Schlagzeilen („Im Tierheimbau ist der Wurm drin“). Beim Bau eines Carports und eines Gebäudes mit Hundeboxen sackten Teile der Neubauten ab und mussten abgestützt werde.
Grund waren laut einem Pressebericht die unterirdischen Stollen, von denen die Stadt nichts gewusst habe, so der damalige OB Rudolf Schardt. Der schaltete das Bergamt ein und erklärte dem Pressebericht zufolge, dass die Stadt als Eigentümerin des Geländes verantwortlich sei und die Statik des rund eine halbe Million D-Mark teuren Neubaus retten wolle. Das gelang damals wohl – bis jetzt.
Fundtiere sind Stadt-Sache
Fundbehörde: Die Zukunft des Kitzinger Tierheims ist angesichts des möglichen Einsturzes der Stollen unter den Gebäuden eine finanzielle, aber auch eine juristische Frage. Dabei geht es um Fundtiere. Für die sei die Stadt Kitzingen – wie alle bayerischen Kommunen – als Fundbehörde zuständig, erklärt Rechtsrätin Susanne Schmöger. Tierheim: Als solche müsse sie Tiere, die auf ihrem Gebiet entdeckt werden „verwahren“. Und weil weder die Stadt Kitzingen oder eine der anderen Kommunen im Kreis diese Aufgabe erfüllen kann, erledige das das Tierheim. Zuschüsse: Dafür bekomme die Einrichtung auch Zuschüsse von den beteiligten Gemeinden. Der Satz bisher: 20 Cent je Einwohner und Jahr. Die Stadt Kitzingen bezahlt laut Hauptamtschef Ralph Hartner rund 4000 Euro und erlässt dem Tierschutzverein die Erbbaupacht. Das wären noch einmal etwa 4000 Euro.
Kostenfrage: Was Schmöger betont: „Als Kommune muss man kein Tierheim vorhalten.“ Trotzdem wird die Stadt – das hatte OB Siegfried Müller betont – die Einrichtung nicht im Regen stehen lassen, wenn Einsturzgefahr den Auszug erzwingt: „Wir wissen um unsere Verantwortung und werden da auch reagieren müssen.“ Abgesehen davon, dürfte eine Unterbringung von Fundtieren im Heim deutlich billiger sein, als das „Verwahren“ in einem eigenen Provisorium. mey