
Man kennt die Fränkische Weinkönigin von Weinfesten, Weinprämierungen, Stehempfängen und anderen offiziellen Anlässen: immer lächelnd und ein Glas in der Hand. An diesem Freitag, 22. März, bewerben sich drei junge Frauen aus Franken nun wieder um die Krone und die Nachfolge von Eva Brockmann als Fränkische Weinkönigin. In der Stadthalle Aschaffenburg wird dann die Königin des Frankenweins gekürt. Doch ist dieses Amt eigentlich noch zeitgemäß?
Die frühere Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner, selbst Deutsche Weinkönigin 1995/1996, hält den Titel "Weinkönigin" für das zeitlich befristete Ehrenamt jedenfalls für zu märchenhaft und überholt. Die CSU-Politikerin aus Rheinland-Pfalz schlägt als Alternative "Botschafterin" oder "Repräsentantin" vor. Sie selbst habe bei ihren Auftritten die Krone oft in der Hand gehalten, statt sie auf den Kopf zu setzen. Das Amt selbst hält die frühere Nahe-Weinkönigin jedoch für "eine Riesen-Chance".
Nachfolge-Sorge 2022: Für die Wahl zur Fränkischen Weinkönigin zunächst keine Bewerbung
Das sieht auch die amtierende Fränkische und Deutsche Weinkönigin Eva Brockmann so. Doch als ihre Vorgängerin Carolin Meyer die Krone 2022 weiter reichen wollte, hatte sich zunächst niemand beworben. War das Amt aus der Zeit gefallen? Problematisch geworden, weil Kandidatinnen nicht verheiratet sein dürfen? Als bekannt wurde, dass Franken für ein Jahr ohne Weinkönigin bleiben müsse, meldeten sich drei Frauen. Darunter eben die gelernte Winzerin und Weinbau-Studentin Eva Brockmann.

Das Studium hat die 25-Jährige inzwischen abgeschlossen. Auch die drei Kandidatinnen, die an diesem 22. März Botschafterin für den Frankenwein werden wollen, haben alle ein Studium absolviert: internationale Weinwirtschaft, International Business oder Bauingenieurwesen.
Fränkischer Weinbaupräsident: Zeitloses Amt und im Mittelpunkt Kompetenz
Das Amt der Fränkischen Weinkönigin gibt es seit 74 Jahren. Doch es sei zeitlos, sagt der Präsident des Weinbauverbands Franken, Artur Steinmann. Franken habe das Amt nie auf das Produkt reduziert, sondern stets Persönlichkeit, Kompetenz und Wissen um Silvaner, Bocksbeutel und Steillagen in den Mittelpunkt gestellt. In diesem Sinne werde man es gewissenhaft modernisieren.
Die Weinkompetenz und der aktive Part bei Veranstaltungen seien in den Vordergrund gerückt, meint auch der Geschäftsführer des Fränkischen Weinbauverbandes, Hermann Schmitt. Viele Menschen würden das Leben und Wirken der Weinkönigin über Social Media-Kanäle verfolgen. So sei sie auch in den sozialen Medien das Gesicht des Frankenweins.
Für Frankenwein im Einsatz über Frankens Grenzen hinaus
Um die fränkischen Winzerinnen und Winzer gut vertreten zu können, müssen die Amtsinhaberinnen über die Weingüter, den Weintourismus und die Kulturlandschaft Frankens gut informiert sein, sagt Steinmann. Und Verbandsgeschäftsführer Schmitt spricht von einer "modernen Weinfachfrau": Eine fachbezogene Ausbildung sei aber nicht zwingend notwendig. Viel wichtiger seien die Persönlichkeit und das Engagement für den Weinbau.
Präsident Artur Steinmann jedenfalls sagt: Jede Veranstaltung werde durch die Fränkische Weinkönigin geadelt. Das würden auch alle Winzerinnen und Winzer so sehen. Zwar trifft man die Königin des Frankenweins vor allem bei Weinfesteröffnungen oder Prämierungsfeiern in der Region. Doch 30 bis 50 Prozent ihrer Termine liegen außerhalb der fränkischen Grenzen, in München, Berlin oder auch im Ausland, sagt Eva Lay, die seit über 30 Jahren für die Gebietsweinwerbung die königlichen Termine koordiniert.
Gesicht nach außen und wichtig für das moderne Marketing
"Weinhoheiten sind heute ein modernes Marketing-Instrument", sagt Ruth Fleuchaus, Professorin für Marketing und Weinwirtschaft in Heilbronn, die selbst einmal badische Weinprinzessin war. Für die Würzburger Marketingexpertin Dr. Susanne Veldung spielt die Weinkönigin eine wichtige Rolle, um die Verknüpfung zwischen Tradition und Moderne hinzubekommen und dem Thema Frankenwein ein Gesicht zu geben. Das Amt werde heute wesentlich gezielter für das Marketing eingesetzt als früher, meint Veldung.
Künftig auch mal ein Fränkischer Weinkönig?
Was "Brand"-Expertin Susanne Veldung interessant fände: "Zu überlegen, ob es nicht einmal Zeit für einen Weinkönig wäre". Aus Marketingsicht sei es spannend, mit den Idealbildern zu spielen und so zu versuchen, Aufmerksamkeit zu bekommen.
Hält man beim Fränkischen Weinbauverband eine männliche Hoheit für denkbar? "Die Wahl ist für beiderlei Geschlechter offen", sagt Artur Steinmann. Es gebe ja schon mehrere Weinprinzen im Weinanbaugebiet Franken. "Es kann sein, dass es künftig auch männliche Bewerber für das Amt der Fränkischen Weinkönigin geben wird." Immerhin, an der Nahe und am Mittelrhein sind Prinzen schon zur Wahl der Gebietshoheit angetreten - und auf zweiten und dritten Plätzen gelandet.
Heute tingelt eine Weinkönigin eigenständig angeblich zu 400 mehr oder minder unbedeutend regionalen Terminen, Weinfranken, Weinfeste oder den Fasching zu erleben. Stets wie seitens der Gebietsweinwerbung versprochen, in dann doch vergeblicher Erwartung des ganz großen Auftritts. Galas zumindest in München oder Berlin, Pressekonferenzen, Weinpräsentationen für unseren Frankenwein. Individuelle Begegnungen mit Stars aus Politik, Medien, Kulinarik oder bekannten Künstlern, soziales Engagement? Allesamt Fehlanzeige.
Um die Deutsche Weinkönigin steht es nicht besser. So viele erfolgreiche Winzerinnen sind dann doch die besten Botschafterinnen.
Diese ehem. Zitat von Henry Ford gilt heute Doppelt, und mir persönlich sind die charmanten jungen Damen bedeutend lieber, als die aufdringliche Werbung für möglichst billige Lebensmittel im Briefkasten.
Bei der Werbung für unseren Frankenwein geht es übrigens nicht nur ums Produkt, sondern mindestens genau so um den erhalt unserer Landschaft in Franken.