
Gekrönte und ungekrönte Häupter, Orts- und Lokalprominenz versammelten sich am vergangenen Freitag im Bürgersaal des Sommerhäuser Rathauses, um die neue Weinhoheit des Ortes ins Amt zu begleiten. Eigentlich sei der Amtswechsel schon für 2020 geplant gewesen, erklärte Reinhold Schwarz vom örtlichen Obst-, Wein- und Gartenbauverein. Jedoch sei Corona dazwischen gekommen - umso glücklicher sei man nun, dass die Krönung unter normalen Bedingungen stattfinden könne.
Wobei - von einer typischen Krönung konnte man wohl kaum sprechen. Und das lag nicht nur daran, dass nun erstmals ein Mann den Weinort Sommerhausen repräsentieren wird. Nein, Matthäus Flohr ist ein Weinprinz ohne Krone - stattdessen trägt der 23-Jährige eine s-förmige Brosche mit dem Sommerhäuser Torturm und einem Bocksbeutel darauf. Seine Vorgängerin steckte ihm das Schmuckstück zur Amtsübergabe an.

Abschied nach sechs Jahren im Amt
Über 10.000 Kilometer sei Pauline Steinmann mit ihrer Krone im Dienste Sommerhausens unterwegs gewesen - irgendwann habe sie aber aufgehört zu zählen. Trotzdem sei auch nach sechs Jahren jede Veranstaltung, die sie erlebt habe, großartig gewesen. "Dabei sind Freundschaften entstanden, die lange andauern werden und Erinnerungen, die für immer bleiben", resümierte Steinmann über ihre Amtszeit. Ihrem Nachfolger wünschte sie für das Amt alles Gute, unvergessliche Erlebnisse und dankte ihm "für den Mut, der erste Weinprinz Sommerhausens zu werden."
Steinmanns Einsatz im Amt lobten Reinhold Schwarz vom örtlichen Obst-, Wein- und Gartenbauverein, die stellvertretende Landrätin Christine Haupt-Kreutzer (SPD), Sommerhausens Bürgermeister Wilfried Saak und Hermann Schmitt, Geschäftsführer des Fränkischen Weinbauverbandes. Von anderen Weinprinzessinnen, die eigens zur Verabschiedung angereist waren, wurde sie aufgrund ihrer langen Amtszeit als "Granny des südlichen Maindreiecks" gefeiert. Zum Abschied überreichten sie ihr einen Bilderrahmen mit Fotos aus der gemeinsamen Zeit sowie kleine Kronen als Ohrringe. Matthäus Flohr bekam das obligatorische Starter-Paket für Weinhoheiten - nur für ihn als Weinprinzen abgewandelt: Statt Strumpfhosen und Blasenpflastern gab es unter anderem ein personalisiertes Weinglas und eine Fliege in Silvaner-Grün.
Das Amt des Weinprinzen scheint dem 23-Jährigen, der bei einem Würzburger Weinbauservice arbeitet, fast schon in die Wiege gelegt. Bereits seine Mutter war Weinprinzessin von Sommerhausen und seine Familie baut eigenen Wein in der dritten Generation an. Der Krönungswein stammte deswegen selbstverständlich auf dem Hause Flohr: ein 2021er Spätburgunder mit Kirscharoma.
"Ich bin jetzt grad aweng nervös", gestand Matthäus Flohr in seiner Antrittsrede. Er wisse zwar nicht, was nun auf ihn zukomme - aber er freue sich sehr darauf. Wein sei "eines der schönsten Geschenke der Natur", und umso glücklicher mache es ihn, seinen Heimatort Sommerhausen und dessen Wein die nächsten zwei Jahre repräsentieren zu dürfen.