
Silvaner, Müller-Thurgau, Riesling oder Domina, von einem bekannten großen Weingut oder doch einem kleinen Geheimtipp-Winzer: Wie finde ich den besten Franken-Wein zu einem guten Preis? Und können Medaillen und Prämierungen bei der Auswahl helfen? Welche Preise sind überhaupt seriös und was sagen die vergebenen Punkte aus?
Ein Überblick über die gängigen Bewertungen für Weine.
Welche nationalen Auszeichnungen für Weine gibt es?
Neben den regionalen Weinprämierungen gibt es eine Deutsche Weinprämierung, die DLG-Preise vergibt. DLG steht für Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft e.V., die eine Reihe von Lebensmittel-Preisen vergibt. Die DLG-Preise haben im Weinbau aber stark an Bedeutung verloren und sind durch die Weinguides ersetzt worden. Rund zehn Winzer aus Franken nehmen noch regelmäßig an der DLG-Bundesweinprämierung teil.
Daneben gibt es Weinprämierungen nach Kategorien, wie zum Beispiel Meiningers "Best of Riesling", den "Riesling-Cup" oder das "Silvaner-Forum". Auch das Magazin "Der Feinschmecker" und die Online-Portale "Coup der Gourmetwelten" und "weinplus.de" küren jährlich die besten deutschen Weine. Das Portal "weinplus.de" gilt zudem als das umfassendste Lexikon, wenn es um Wein geht.
Welche internationalen Auszeichnungen sind wichtig?
Die größten und angesehensten internationalen Auszeichnungen sind die "AWV Vienna", "Mundus Vini", die "Berliner Wein-Trophy" und die "International Wine Challenge" in London. Dahinter stecken Marketing- und Kommunikationsagenturen, die mit den Wettbewerben auch Geld verdienen. Horst Sauer aus Escherndorf (Lkr. Kitzingen) reichte als erster fränkischer Winzer seine Weine auch in London ein. Neben vielen Preisen wurde er dort auch schon "White Wine Maker of the Year 2016" und "Sweet Wine Maker of the Year 2019".
Wie funktioniert die fränkische Weinprämierung?
Alle fränkischen Weine, die die Qualitätsweinprüfung bei der Regierung von Unterfranken erfolgreich bestanden haben, können zur fränkischen Weinprämierung, die der Fränkische Weinbauverband ausrichtet, angestellt, also eingereicht werden. Die Qualitätsweinprüfung ist Voraussetzung, einen Wein überhaupt Franken-Wein nennen zu dürfen, erst ab einer definierten Qualitätsstufe darf er im Bocksbeutel verkauft werden.
Für die Fränkische Weinprämierung verkostet eine Jury aus Oenologen, Winzern und Weinexperten aus Franken die Weine blind: Die Juroren wissen also nicht, von welchem Winzer der Wein stammt. Bewertet wird nach dem international anerkannten 100-Parker-Punkte-System. Das geht auf den US-amerikanischen Weinkritiker Robert Parker zurück und orientiert sich an dem amerikanischen Notensystem. Vergeben werden Gold, Silber und Bronzemedaillen.

Die Fränkische Weinprämierung gibt es seit 1951. Im Jahr 2022 wurden 1533 Weine angestellt. Davon erhielten 40,5 Prozent eine Goldmedaille, 39,5 Prozent eine Silber- und 10,3 Prozent eine Bronzemedaille. 9,7 Prozent der bewerteten Weine gingen leer aus. Silber- und Bronzemedaillen aber klebt so gut wie kein Winzer heutzutage mehr auf seine Flaschen.
Was bedeutet "Best of Gold"?
Einmal im Jahr kürt der fränkische Weinbauverband die "Besten der Besten". Nachdem aufgrund der steigenden Qualität der Weine über die Jahre auch die Zahl der Goldmedaillen bei der fränkischen Weinprämierung stieg, wurde im Jahr 2003 deshalb "Best of Gold" ins Leben gerufen.
Damit gab der Weinbauverband auch Winzerinnen und Winzern, die bei der Fränkischen Weinprämierung nicht mitmachen, die Möglichkeit einer regionalen Auszeichnung. Denn bei "Best of Gold" dürfen anders als der Name vermuten lässt, nicht nur Weine teilnehmen, die bei der fränkischen Weinprämierung eine Goldmedaille erhielten. Auch Weine, die dort gar nicht dabei waren, können in einer Vorverkostung beweisen, das sie Gold-Standard haben.
Verkostet wird bei "Best of Gold" in zehn Kategorien. In einer sind beispielsweise nur Weine des aktuellen Jahrgangs zugelassen, in anderen auch ältere Jahrgänge wie beim Rotwein oder den edelsüßen Weinen. Für den Wettbewerb lädt der Fränkische Weinbauverband Sommeliers, Oenologen und Weinexperten aus ganz Deutschland ein, die besten fränkischen Tropfen zu verkosten.
Wer bekommt bayerische Staatsehrenpreise?
Einmal im Jahr werden vier bayerische Weingüter mit dem Staatsehrenpreis gekürt. Da Weinbau in Bayern fast ausschließlich in Franken betrieben wird, sind es praktisch immer fränkische Weingüter. Die Staatsehrenpreise gibt es für Betriebe in vier Größenkategorien: bis 5 Hektar, 5 bis 15 Hektar, 15 bis 50 Hektar und über 50 Hektar. Hier werden nicht einzelne Weine gekürt, sondern über drei Jahre lang alle Prämierungen eines Weinguts oder Winzers ausgewertet.
Wer einen Staatsehrenpreis bekommt, kann ihn in den beiden Folgejahren nicht bekommen. Damit soll auch verhindert werden, das immer dieselben Spitzenweingüter Staatsehrenpreise erhalten.

Welche Weinguides gibt es und welche sind empfehlenswert?
Neben dein Auszeichnungen und Medaillen der Verbände spielen Weinguides bei der Auswahl eine Rolle. Vier Weinguides haben sich in Deutschland besonders einen Namen gemacht, gelten als seriös und zuverlässig in ihren Bewertungen.
Der VINUM-Weinguide gilt mittlerweile als Marktführer. Er wirbt damit, keine Verkostungsgebühren von den Winzern zu verlangen. Zwei Weinkritiker sind für Franken zuständig. Auch einer der beiden Chefredakteure, Harald Scholl, lebt in Bayern und besucht oft und gerne das fränkische Weinbaugebiet. Neben dem jährlich erscheinenden VINUM-Weinguide gibt es ein monatliches Magazin, in dem auch Weingebiete und Winzer außerhalb Deutschlands vorgestellt werden.
Der Eichelmann Weinguide hat für Franken schon deshalb eine besondere Bedeutung, weil Gründer Gerhard Eichelmann aus Gössenheim (Lkr. Main-Spessart) stammt und den fränkischen Wein sehr gut kennt. Der Führer erscheint seit dem Jahr 2000 und genießt unter den Winzern Frankens ein hohes Vertrauen - zumal Gerhard Eichelmann selbst noch regelmäßig nach Franken zum Verkosten kommt. VINUM und Eichelmann haben in Franken bei Winzern, Sommeliers und Weinexperten das höchste Ansehen.

Falstaff gilt als eher mondäner Weinguide, der ein gehobenes Publikum anspricht. Auch Falstaff gibt neben dem jährlichen Weinguide ein monatliches Magazin heraus. Allerdings steht Falstaff ein wenig im Ruf, Weine stets ein bis zwei Punkte besser als die Konkurrenz zu bewerten, um öfter von Winzern in deren Prospekten und Online-Auftritten zitiert zu werden.
Der Gault Millaut wurde von den Franzosen Henri Gault und Christian Millau zunächst als Restaurantführer gegründet. 1993 kam der Weinguide dazu, der schnell den Ruf der "Bibel des deutschen Weines" bekam. Durch mehrere Verlagswechsel, verlor er an Renommée. Auch werden Weine nicht verdeckt verkostet, sagen Kritiker.
Die Teilnahme an einem Wettbewerb ist für den Winzer meist nicht kostenlos. Einige Weinguides verlangen zwar nichts für die eigentliche Verkostung. Will der Winzer mit seiner Auszeichnung jedoch werben, muss er ein Marketing-Paket mit dem Logo des Weinguides erwerben.
Andere, wie auch die fränkische Weinprämierung, verlangen Anstellungsgebühren pro Wein. In Franken sind das 70 Euro, bei manchen Weinguides kann die Gebühr 100 Euro und mehr pro angestelltem Wein betragen.
Werden alle fränkischen Weine und alle Winzer bewertet?
Längst nicht alle Winzer stellen bei allen Wettbewerben an - und viele kritisieren auch die Inflation an Weinbewertungen. Selbst bei der Fränkischen Weinprämierung stellen einige Top-Winzer wie Rudolf Fürst, Zehnthof Luckert, Rudolf May oder Ludwig Knoll ihre Weine gar nicht mehr an, sind aber in den wichtigen Weinguides durchaus vertreten.
Manche Winzer lassen auch bewusst bestimmte Weinguides aus, von denen sie ihre Stilistik nicht verstanden fühlen. Allerdings kaufen einige Weinguides dann gezielt Weine an, um auch Weine dieser Weingüter bewerten zu können. Das heißt: Auch ein nicht eingereichter Wein kann also bewertet werden und im Führer auftauchen.
Wie finde ich den besten Wein?
Letztlich muss man den besten Wein selbst herausfinden, da sind sich Winzer und Sommeliers einig. Schließlich hat jeder seinen eigenen Geschmack, seine eigenen Vorlieben. Doch kann man sich an den Weinguides und in Franken besonders auch an der fränkischen Weinprämierung durchaus orientieren. Ein Wein mit Auszeichnung ist es immer wert, probiert zu werden. Liefert ein Weinbaubetrieb regelmäßig gute Qualität ab, bekommt der Betrieb in den Guides bis zu fünf Sterne oder Trauben verliehen. Drei oder vier Sterne zeugen insgesamt von guter Qualität. Ebenfalls für nachhaltige Qualität stehen die bayerischen Staatsehrenpreise.
Und schafft man es, in einem der Guides Winzer des Jahres zu werden, bedeutet das schon eine ganz besondere Auszeichnung. Weine, die bei einer oder besser mehreren Verkostungen 95 und mehr Punkte erreicht haben, schweben auch im internationalen Vergleich in höheren Sphären. Aber sie haben auch ihren Preis: Meist sind es große Gewächse, die ab 30 Euro aufwärts kosten. Letztlich entscheidet die Qualität im Glas und nicht die Punkte oder Medaillen auf der Flasche.