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Haibach/Großwallstadt
"Plötzlich lief uns Olaf Scholz über den Weg": So hat Weinkönigin Eva Brockmann ihre Amtszeit bisher erlebt
Seit einem halben Jahr ist Eva Brockmann Deutsche Weinkönigin. Wie die Unterfränkin die vielen Termine meistert und wer sie am meisten beeindruckt hat.
Die 24-Jährige Eva Brockmann ist die 65. Fränkische und die 75. Deutsche Weinkönigin. Sie hat zum ersten Mal seit 15 Jahren die deutsche Weinkrone wieder nach Franken geholt.
Foto: Patty Varasano | Die 24-Jährige Eva Brockmann ist die 65. Fränkische und die 75. Deutsche Weinkönigin. Sie hat zum ersten Mal seit 15 Jahren die deutsche Weinkrone wieder nach Franken geholt.
Folker Quack
 |  aktualisiert: 25.03.2024 02:47 Uhr

2022 wurde Eva Brockmann aus Haibach (Lkr. Aschaffenburg) zur Fränkischen Weinkönigin gewählt. Im Herbst 2023 setzte sie sich auch als Deutsche Weinkönigin gegen zwölf Bewerberinnen durch. Am 22. März wird sie in Aschaffenburg die Krone der Fränkischen Weinkönigin ihrer Nachfolgerin aufsetzen. Deutsche Weinkönigin bleibt sie, bis Ende September eine Nachfolgerin gewählt wird. Ein Gespräch über ihre Erlebnisse als Botschafterin des Weines.

Was unterscheidet das Amt der Deutschen Weinkönigin von dem der Fränkischen?

Eva Brockmann: Als Deutsche Weinkönigin bin ich nicht alleine, sondern mit den beiden Weinprinzessinnen in einem viel größeren Radius unterwegs. Auch wird man öfters als Moderatorin eingesetzt.

Wer schreibt die vielen Reden, Grußworte und Moderationen?

Brockmann: Das habe ich als Fränkische Weinkönigin immer selbst gemacht und das schreibe ich auch als Deutsche Weinkönigin immer selbst.

Welches war Ihr bislang schönster Termin?

Brockmann: Es fällt mir schwer, aus den vielen Terminen einen rauszugreifen. Von den Emotionen und Gefühlen her aber war es jeweils der Heimatempfang nach den erfolgreichen Wahlen. Weil man da auf die Menschen trifft, die einen unterstützt haben und die immer für einen da waren. Da gab es viele lachende und auch ein paar weinende Gesichter. Diese Bilder werden mich nie wieder loslassen.

Eva Brockmann hat 2023 zum ersten Mal seit 15 Jahren die deutsche Weinkrone wieder nach Franken geholt. Hier ist sie beim Empfang in Großwallstadt (Lkr. Miltenberg) zu sehen. 
Foto: Patty Varasano | Eva Brockmann hat 2023 zum ersten Mal seit 15 Jahren die deutsche Weinkrone wieder nach Franken geholt. Hier ist sie beim Empfang in Großwallstadt (Lkr. Miltenberg) zu sehen. 
Gab es schon eine überraschende Begegnung?

Brockmann: Das war als Deutsche Weinkönigin bei einem Besuch im Deutschen Bundestag. Plötzlich lief uns Bundeskanzler Olaf Scholz über den Weg, der zu einer namentlichen Abstimmung musste.

Sie treffen in beiden Ämtern auf viele Prominente. Wer hat sie bis jetzt am meisten beeindruckt?

Brockmann: Eigentlich waren das weniger Prominente, sondern vor allem die Winzerinnen und Winzer, die in schwierigen Zeiten leben, aber trotz Probleme und Widrigkeiten weder den Mut, noch die Hoffnung verlieren und für viele glückliche Gesichter sorgen. Das kann einen nur beeindrucken.

Was sind derzeit die größten Probleme der Winzerinnen und Winzer?

Brockmann: Zum einen der Niederschlag, der zu wenig oder zur falschen Zeit kommt. Zum anderen ganz aktuell der sinkende Absatzmarkt für Wein.

Man nennt die Deutsche Weinkönigin ja auch die Botschafterin von rund 15000 Winzerinnen und Winzern. Haben Sie auch eine Botschaft?   

Brockmann: Ja, die Botschaft heißt weitermachen, sich nicht unterkriegen lassen. Denn das Produkt Wein, für das wir stehen, ist etwas ganz Großartiges. Der Weinbau hat eine lange Geschichte, wird über Generationen betrieben und es kommen wieder bessere und einfachere Zeiten. 

Die meisten Termine als Deutsche Weinkönigin liegen noch vor ihnen. Sind schon ein paar ganz besondere Termine dabei?

Brockmann: Ich bin Anfang April zwei Wochen im asiatischen Raum mit Stationen in Tokio, Shanghai und Peking unterwegs. Auch dort werde ich wie schon bei der "Vin Expo" in Paris vor allem Weinmessen besuchen.

Begrüßungsworte und Moderationen gehören zu den wichtigsten Aufgaben einer Weinkönigin. Eva Brockmann beim Weinwettbewerb 'Best of Gold' des Fränksichen Weinbauverbandes. 
Foto: Silvia Gralla | Begrüßungsworte und Moderationen gehören zu den wichtigsten Aufgaben einer Weinkönigin. Eva Brockmann beim Weinwettbewerb "Best of Gold" des Fränksichen Weinbauverbandes. 
Haben Sie als Deutsche Weinkönigin überhaupt noch ein Privatleben?

Brockmann: Ja, vor allem die Wintermonate sind ruhiger. Im Sommer wird es bestimmt etwas stressiger, aber man findet doch immer noch Zeit für sich, für Freunde und Familie. Das ist gut und wichtig, damit man den Gedanken an sich selbst nicht aus den Augen verliert. 

Wie entspannen Sie sich nach einem anstrengenden Arbeitstag?

Brockmann: Da sitze ich gerne mal nur auf dem Sofa, lese ein gutes Buch und trinke ein Gläschen Wein dazu. Zum Entspannen mache ich aber auch gerne Yoga.

Gibt es einen Wein, der ihnen besonders gut schmeckt? 

Brockmann: Generell bin ich ein großer Silvaner-Fan. Mit Blick auf den Frühling: da trinke ich sehr gerne Aroma-Rebsorten, zum Beispiel eine Scheurebe. Aroma-Rebsorten mit ein bisschen Restsüße sind meine persönlichen Favoriten, für mich sind sie auch Frühlingsboten.

Am 22. März wird ihre Nachfolgerin als Fränkische Weinkönigin gewählt. Was ist ihr Ratschlag an sie?

Brockmann: Ich habe mich mit allen Dreien schon getroffen und ihnen denselben Ratschlag gegeben, den mir auch meine Vorgängerin Carolin Meyer gegeben hat. Ehrlich zu sich selbst und natürlich bleiben, sich selbst nicht verlieren. Das sagt sich immer leichter, als es sich umsetzen lässt. Aber eine Show aufsetzen, das kann man keine ganze Amtszeit durchziehen. Drum sollte man von Anfang an so sein, wie man ist.

Eva Brockmann im Weingut Giegerich in Großwallstadt (Lkr. Miltenberg). Hier sammelte sie bei einem Praktikum erste Erfahrungen im Weinbau und beschloss, Winzerin zu werden.  
Foto: Thomas Obermeier | Eva Brockmann im Weingut Giegerich in Großwallstadt (Lkr. Miltenberg). Hier sammelte sie bei einem Praktikum erste Erfahrungen im Weinbau und beschloss, Winzerin zu werden.  
Was war Ihr persönlicher Höhepunkt als Fränkische Weinkönigin?

Brockmann: Der Besuch der Bayreuther Festspiele. Dort im Publikum sitzen zu dürfen, werde ich meinen Lebtag nicht vergessen. Für viele mag die Vorstellung furchtbar sein, sich vier Stunden in einem 38 Grad warmen Opernhaus eine Wagner-Oper anhören zu müssen. Für mich war es großartig, ein Wunschtraum ging in Erfüllung.

In Franken gibt es mittlerweile auch Weinprinzen. Was würden Sie denn von einem Fränkischen Weinkönig halten?

Brockmann:  Am Mittelrhein und an der Nahe sind Prinzen bei der Wahl zur Weinhoheit schon weit vorne gelandet. Ich gehe fest davon aus, dass es auch bei uns in Franken in den nächsten Jahren männliche Bewerber für das Amt der Weinkönigin oder dann des Königs geben wird. Ich halte das für eine gute Entwicklung. Ich ziehe den Hut vor jedem Mann, der die Courage hat, für ein Amt zu kandidieren, das über Jahrzehnte von Frauen geprägt wurde.

Ihre Vorgängerinnen in beiden Ämtern, Marlies Dumbsky und Nicole Then, sind heute in der Politik oder als Moderatorin tätig. Was sind Ihre Ziele nach der Amtszeit?

Brockmann: Ich habe viele Ideen in ähnliche Richtungen. Aber ich werde auf jeden Fall der Weinbranche treu bleiben, in die ich mich während meines Praktikums schockverliebt habe.

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version dieses Interviews war das Datum der Wahl der neuen Fränkischen Weinkönigin falsch angegeben. Zuerst war fälschlicherweise vom 23. März die Rede. Die Wahl findet jedoch einen Tag früher statt, am Freitag, 22. März 2024. Wir haben das korrigiert und entschuldigen uns für den Fehler.

 
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