Passiert ist vieles im nun ablaufenden Jahr – auch in und um Kitzingen. Doch was hat die Leserinnen und Leser am meisten interessiert und was wurde am häufigsten geklickt? Die Antworten gibt es in unserem Ranking der zehn am meisten gelesenen Geschichten. Außerdem erzählen die jeweiligen Autoren und die Autorinnen über ihre Arbeit an den Storys. Das sind die Top 10 aus Kitzingen.
Platz 10: "Iphöfer Baustoff-Konzern Knauf weltweit von Hackerangriff betroffen"
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine war der Iphöfer Baustoff-Konzern Knauf häufiger in den Schlagzeilen, unter anderem, als die russische Armee ein Gipswerk des unterfränkischen Unernehmens in Soledar im Donbass eingenommen hatte. In die Topliste der meistgelesenen Artikel schaffte es Knauf jedoch mit einem Hackerangriff auf den Konzern. Wie andere namhafte Unternehmen in Deutschland war auch Knauf Opfer von Internetkriminellen geworden. Infolge der Cyberattacke war Knauf weltweit an vielen Standorten von massiven Einschränkungen betroffen und für längere Zeit weder per E-Mail noch über Festnetz-Telefone erreichbar. Inzwischen hat das Familienunternehmen vieles aufgearbeitet und ist auf dem Weg zurück zur Normalität.
Das sagt Autor Andreas Brachs zum Artikel: Das Thema hat nicht nur Knauf, sondern auch die Redaktion über Monate beschäftigt. Immer wieder gab es Kontakt zum Unternehmen, um neue Entwicklungen zu erfahren, aber auch Hinweise zu erfragen, wie andere von solchen Angriffen lernen und sich besser darauf vorbereiten könnten. Knauf hat sich allerdings bei diesem Thema eine restriktive Informationspolitik verordnet. Der Konzern will nicht noch weitere schlafende Hunde wecken.
Platz 9: "Allein unter Männern: Junganglerin Jessica Mayer fängt den dicksten Fisch"
Jessica Mayer aus Knetzgau hat sich im Mai einen Namen in der Männerdomäne Angeln gemacht. Beim Ausbildungszeltlager der Jugend im Fischereiverband Unterfranken zog die 17-Jährige den schwersten Fisch aus den Seen des Marktstefter Angelvereins. Angeln würde sie "schon immer" und das Ganze "mit dem Papa". In ihrem Verein, dem Sportangelverein Knetzgau, ist sie die einzige Junganglerin.
Das sagt Autor Robert Haaß zum Artikel: "Schau mal, ob Du was mit einer Frau machen kannst." Das war die Vorgabe aus der Redaktion für den Termin beim Ausbildungszeltlager der Unterfränkischen Angeljugend. Selber Angler, war mit klar: Das wird nicht einfach, denn Anglerinnen sind immer noch weit in der Minderheit. Doch manchmal ist das Glück mit einem: Da war es glatt eine junge Frau, die am Samstagvormittag den größten Fisch an der Angel und auch gelandet hatte. Und Jessica Meyer war sofort bereit für ein paar Interviewworte und ein Foto. Schon waren die Vorgaben der Redaktion erfüllt.
Platz 8: "Kommentar zum Breitbandausbau in Kitzingen: Vorgehen der Deutschen Glasfaser ist unseriös und dreist"
"Unseriös und dreist", so ordnet Redakteur Eike Lenz in seinem Kommentar Mitte Juli das Werben der Deutschen Glasfaser im Wettstreit mit drei Mitbewerbern um die Gunst der Haushalte für einen Anschluss ans Glasfasernetz ein. Die Deutsche Glasfaser ist dabei wegen ihres aggressiven Vorgehens an Kitzinger Haustüren von Stadträten sowie Bürgerinnen und Bürgern kritisiert worden. Außerdem stand die Frage im Raum, welche Rolle der Kitzinger OB in diesem absurden Theater spielt.
Das sagt Autor Eike Lenz zum Artikel: Immer wieder erreichten die Redaktion Beschwerden über das Vorgehen der Deutschen Glasfaser. Im Stadtrat war gar von "Drückerkolonnen" die Rede. Als dann Vertreter des Unternehmens den städtischen Bauausschuss zu einer Art Werbeplattform nutzten, war die Zeit reif für klare Worte. Die Deutsche Glasfaser versuchte zu beschwichtigen, aber die Fakten waren zu erdrückend, um sich aus der Nummer herauszureden. Die Methoden waren in vielerlei Hinsicht einfach unsauber.
Platz 7: "Hilfeschreie aus dem Main in Kitzingen: Früherer Leistungsschwimmer wird zum Retter"
Eine Geschichte, die ans Herz geht: Am 5. März rutschten der sechsjährige Mahatru Sadu und sein Vater Venkata in den eiskalten Main und drohten zu ertrinken. Dank des früheren Leistungsschwimmers Jochen Burger, dessen Sohn Niclas und dem Ehepaar Botschner konnten die beiden gerettet werden. Vater Venkata stand damals unter Schock und war unterkühlt. Dem sechsjährige Mahatru sei laut seinem Vater erst im Nachhinein aufgefallen, wie knapp es gewesen sei. Der Einsatz der Retter wurden später von der Kitzinger Polizei gewürdigt und gelobt.
Das sagt Autor Andreas Stöckinger zum Artikel: Was bei mir von der Geschichte im Frühjahr vor allem hängen blieb: ein kleiner, schüchterner Junge und sein Vater, beides Flüchtlinge, beide Nichtschwimmer. Wie viele Schutzengel oder wie viel Glück der Bub und sein Vater an dem Tag hatten, als sie in den eiskalten Main gerutscht waren!
Die richtigen Leute waren nämlich zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort: Jochen Burger und sein Sohn Niclas, die an jenem Tag eher zufällig in Kitzingen unterwegs waren, sahen das Ganze aus der Ferne und rannten sofort hin. Jochen Burger war früher Leistungsschwimmer und wusste, wie man hilft. Für sie sei es selbstverständlich gewesen, so zu reagieren, sagten beide. Schön, dass es solche Menschen gibt!
Platz 6: "Wegen Überfüllung geschlossen: Das war der Samstag auf dem Fränkischen Weinfest in Volkach"
Endlich wieder Weinfest: So oder so ähnlich ist es wohl vielen Besucherinnen und Besuchern des größten fränkischen Weinfests in Volkach im August gegangen. Der Andrang war zwischenzeitlich mit 9000 Menschen auf dem Festgelände sogar so groß, dass der Zugang zum Platz gesperrt werden musste. Zwei Stunden war dann nur noch Dauerkartenbesitzern der Einlass gewährt. Probleme gab es deswegen aber keine. "Schon am Freitag war es erfreulicherweise sehr ruhig, insgesamt friedlich und bislang ohne Gewalttaten", zog Polizeihauptmeister Fabian Schmitt damals ein Zwischenfazit.
Das sagt Autor Peter Pfannes zum Artikel: Das Volkacher Weinfest, von dem ich seit 30 Jahren berichte, ist für mich immer wieder ein begeisterndes Erlebnis. Zigtausend junge und junggebliebene Menschen feiern mehrere Tage ausgelassen auf der Partymeile und, bis auf kleine, meist alkoholbedingte Ausnahmen, auch immer friedlich. Egal ob als Pressefotograf und/oder als Berichterstatter der Zeitung, man wird von den Weinfestbesuchern immer herzlich aufgenommen. Ein super Event also, auf das ich mich jedes Jahr aufs Neue freue. Die Auslagerung der BRK-Bereitschaft und der Polizei ans andere Ufer der Volkach – weg vom Trubel – fand ich heuer besonders positiv.
Platz 5: "Tiny House aus Metall: In Volkach günstig im Überseecontainer wohnen"
"Wir wollen viel Wohnraum auf kleiner Fläche platzieren", so die Vision von Artemi Schmick und Sergej Krutovsky. Die zwei Jungunternehmer aus Volkach denken dabei aber nicht an ein normales Tiny House, wie es jeder kennt, sondern an einen ausgebauten Überseecontainer. Ein Vorführmodell war bereits im Januar fertig, welches auf dem ehemaligen BayWa-Gelände in Volkach steht.
Das sagt Autor Peter Pfannes zum Artikel: Mit welch handwerklichem Geschick Artemi Schmick und Sergej Krutovsky den Überseecontainer ausgebaut haben, hat mich bei dem Vororttermin fasziniert. Anfangs skeptisch, fand ich die Idee, aus den stählernen Monstern kompakten und günstigen Wohnraum zu schaffen, mit zunehmender Dauer fantastisch. Als Vater dreier erwachsener Kinder weiß ich um die aktuelle Situation auf dem Baumarkt und die hohen Preise. Während des Termins verfolgte mich immer auch die Skepsis, die Stadt- und Gemeinderäte bei Tiny-Häusern und Wohncontainern an den Tag legen. Deshalb habe ich den Jungunternehmern bei den Anträgen auf Baugenehmigung und der Suche nach Baugrundstücken viel Glück gewünscht.
Platz 4: "Razzia bei Pflegedienst: Skandal in Anlage für betreutes Wohnen in Kitzingen" (Themenreihe)
Für Entsetzen sorgte in Kitzingen ein Pflegeskandal in einer Einrichtung für betreutes Wohnen, den Manfred Schweidler und Frank Weichhan recherchierten. Bei einer Razzia im September bei diesem Pflegedienst, die eigentlich dubiosen Finanzierungen galt, wurden fünf Pflegebedürftige in so schlechtem Gesundheitszustand angetroffen, dass eine neue Einrichtung für sie gefunden werden musste. Zudem kam heraus, dass die Inhaber "keine fachlich ausreichend qualifizierte Leitung" und auch keine dafür ausgebildeten Angestellten hatten, so Oberstaatsanwaltes Richard Findl. Insgesamt gab es drei Festnahmen. Rund 4,5 Millionen Euro Schaden: Das ist das Resümee, das Findl im November über den Pflegeskandal zog. Insgesamt erschienen vier Berichte zu dem Fall.
Das sagt Manfred Schweidler, einer der Autoren, zum Artikel: Natürlich ist es schlimm, wenn Abzocker die Krankenkassen betrügen. In dem Fall war das Schlimmste aber, dass kriminelle Energie mit Inkompetenz gepaart war: Fünf von diesem Pflegedienst Betreute waren in einem so schlechten Zustand, dass für sie schnell eine bessere Unterbringung gesucht und gefunden werden musste. Ihren Erfolg verdanken die Ermittler auch dem Portal, das anonyme, aber fundierte Hinweise von Insidern liefert. Da wird in Zukunft wohl noch der eine oder andere Tipp kommen – und das ist gut so.
Platz 3: "Gas aus Russland strömt in der Megal-Leitung durch den Landkreis Kitzingen: So wird sie kontrolliert"
Gas und der Transport von Gas polarisiert vor allem seit dem russischen Überfall auf die Ukraine und dem gestoppten Gasverkauf Russlands nach Europa durch die Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee. Die Geschichte über die Megal-Gasleitung, die durch den nördlichen Landkreis Kitzingen verläuft –oberhalb von Krautheim und Volkach – und von den zwei Hubschrauberpiloten Christian Zahn sowie Benjamin Lenhart aus der Luft überwacht wird, hat es in die Top-10 der meistgelesenen Online-Artikel in Kitzingen geschafft.
Das sagt Autor Hanns Strecker über den Artikel: Hinsichtlich der Recherchen war das einer meiner interessantesten Artikel. Ich bin bis in die höchsten Verwaltungsetagen der Essener Gasleitungsgesellschaft vorgedrungen. Erst nach langer Zeit bekam ich die Zustimmung für die Hubschrauber-Story. Dann endlich: Der Hubschrauber landete in Krautheim und die Piloten forderten mich auf mitzufliegen, da sie mir ihren Aufgabenbereich erklären wollten. Hierbei konnte ich dann auch die Fotos schießen. Übrigens: Zu den Piloten habe ich heute noch gute Kontakte. Privat habe ich ihnen die Mainschleife gezeigt. Sie sind total begeistert!
Platz 2: "Im Main ertrunken: Achtjähriger Junge stirbt fünf Tage nach Badeunfall in Marktsteft"
Ein tragischer Badeunfall sorgte unter den Leserinnen und Lesern im Juli für viel Mitgefühl. Ein achtjähriger Junge war in der Main-Badebucht bei Marktsteft lebensgefährlich verletzt worden. Fünf Tage nach dem Unfall starb das Kind im Krankenhaus. Eine von der Rechtsmedizin durchgeführte Obduktion ergab keinerlei Hinweise auf Fremdeinwirkung, wie die Polizei damals erläuterte. Es hieß, es werde weiterhin von einem tragischen Unglücksfall ausgegangen werden.
Das sagt Autorin Barbara Herrmann über den Artikel: Ein so tragisches Unglück geht einem nahe, egal wie lange man die Arbeit als Redakteurin schon macht. Als Mutter vielleicht umso mehr. Und er führte mir vor Augen, wie sehr man aufpassen muss beim Baden am Main mit Kindern. Nur kurz nicht aufmerksam zu sein, kann dort schon zum Verhängnis werden.
Platz 1: "Fassungslosigkeit in Dettelbach: Stadtpfarrer Uwe Hartmann im Alter von 54 Jahren gestorben"
Den Spitzenplatz im Ranking der in und um Kitzingen meistgelesenen Online-Artikel des Jahres 2022 ist – wie auch schon Platz zwei – einer mit traurigem Hintergrund: der Artikel über den Tod von Dettelbachs Stadtpfarrer Uwe Hartmann. Der Geistliche erlitt Anfang August im Alter von 54 Jahren auf dem Rückweg aus dem Urlaub einen Infarkt und starb. Er war seit 2017 Wallfahrtsrektor und Seelsorger in der Wallfahrtskirche "Maria im Sand".
Das sagt Autor Frank Weichhan über den Artikel: Die Todesnachricht erreichte die Redaktion an einem Samstag Anfang August in Form einer Trauernachricht der Pfarrgemeinde. Neben dem Bild von Uwe Hartmann stand: "Meine Zeit steht in deinen Händen. Nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in dir." Es ist gut, wenn man einen solchen Satz zum Festhalten hat. Weil es ansonsten kaum Worte gibt, Bestürzung und Fassungslosigkeit überlagern alles. Die Nachricht mit den Worten, die man über diesen frühen Tod finden konnte, verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Dass die Todesnachricht hier auf Platz eins landet, fühlt sich einerseits nicht gut an. Andererseits unterstreicht das die Bedeutung und die Beliebtheit von Uwe Hartmann.
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