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Volkach
Tiny House aus Metall: In Volkach günstig im Überseecontainer wohnen
Zwei Jungunternehmer aus Volkach wollen in Zeiten der Wohnungsknappheit kompakten Wohnraum schaffen – ein Vorführmodell ist bereits fertig. Wird aus der Idee ein Erfolgsmodell?
Wohnen im Frachtcontainer: Hinter großen Glastüren und Fenstern wartet eine Wohnfläche von 26 Quadratmetern.
Foto: Artemi Schmick | Wohnen im Frachtcontainer: Hinter großen Glastüren und Fenstern wartet eine Wohnfläche von 26 Quadratmetern.
Peter Pfannes
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:29 Uhr

Zwölf Meter lang, zweieinhalb Meter breit und zwei Meter und 80 Zentimeter hoch: Der ausgebaute Überseecontainer von Artemi Schmick (31) und Sergej Krutovsky (32) bietet kompakten und günstigen Wohnraum. Auf dem ehemaligen BayWa-Gelände in Volkach steht ihr Muster-"Haus", mit dem die beiden Jungunternehmer den Sprung in die Immobilien-Selbstständigkeit wagen.

Im Wohnzimmer ihres ausgebauten Überseecontainers hoffen Artemi Schmick (rechts) und Sergej Krutovsky (links) auf grünes Licht aus dem Volkacher Stadtrat.
Foto: Peter Pfannes | Im Wohnzimmer ihres ausgebauten Überseecontainers hoffen Artemi Schmick (rechts) und Sergej Krutovsky (links) auf grünes Licht aus dem Volkacher Stadtrat.

Wenn sie die baurechtliche Zustimmung der Stadt und deren Unterstützung bekommen, könnte ihr Traum vom Containerstapel auf einem Grundstück bald in Erfüllung gehen. Aber für wen sind die Container-Wohnungen eigentlich geeignet? Und was sollen sie kosten? Schmick und Krutovsky beantworten die wichtigsten Fragen.

Wie viel Platz bietet das Containerhaus?

Auf einem etwa 600 Quadratmeter großen Grundstück könnten mit dem Modell viele Wohncontainer über- und nebeneinander errichtet werden. Wie auf einem Ozeanriesen würden die Containerwohnungen gestapelt, erreichbar beispielsweise über Außentreppen.

Weil die Wohncontainer miteinander verbunden werden können, sind sie nicht nur für Singles geeignet. Eine vierköpfige Familie könnte so ein ausreichend großes Zuhause finden. Der Preis? Gut 50 000 Euro wird ein ausgebauter Container kosten, mit Schlafzimmer, Wohn- und Essbereich sowie Bad mit Toilette und Dusche. Das Vorführ-Objekt ist innen gedämmt und schon fix und fertig eingerichtet.

Welche Heizung haben die Wohnmodule?

Fehlt nur noch die Außendämmung. "Die Außenisolierung von etwa zwölf Zentimeter kommt erst, wenn der Container am künftigen Wohnstandort aufgestellt wird", sagt Artemi Schmick. Sonst wäre der Transport per Lastwagen und Kran nicht möglich. Beheizt wird das Wohnmodul mit Strom, eine Photovoltaikanlage ist möglich. Heizkörper oder Fußbodenheizung? Da richten sich die beiden Geschäftsmänner ganz nach den Wünschen ihrer künftigen Kunden.

Warmwasser gibt es per Durchlauferhitzer. An die Anschlüsse für Wasser und Abwasser haben die beiden Konstrukteure natürlich auch gedacht.

Wie entstand die Idee?

"Wir versuchen mit den Wohncontainern das große Problem der Wohnraumnot zu lösen", schildert Schmick. Das vorhandene Bauland werde für zu wenige Wohnungen genutzt, sind sich Schmick und sein Partner Sergej Krutovsky einig. Das aktuelle Wohnungsbaukonzept mit "wenig Wohnraum auf großer Fläche" soll nach ihren Vorstellungen möglichst bald der Vergangenheit angehören.

Küche und Wohnbereich sind optimal an die kleine Fläche angepasst.
Foto: Artemi Schmick | Küche und Wohnbereich sind optimal an die kleine Fläche angepasst.

Ihre Antwort: "Wir wollen viel Wohnraum auf kleiner Fläche platzieren." Aus zwölf oder noch mehr Containern ein Haus bauen, lautet ihre Devise, die nicht neu ist. In anderen Ländern dieser Welt werde das Wohnungsangebot auf diese Weise bereits erweitert, erzählt Schmick.

Wo kommen die Container her?

Schmicks und Krutovskys Premiere-Wohncontainer stammt aus dem Hamburger Hafen. Überseecontainer seien wesentlicher robuster und hochwertiger als normale Baucontainer, schildert Krutovsky. Mit dem Lkw wurde ihr Container nach Volkach transportiert und per Kran abgeladen. Rund dreieinhalb Tonnen wiegt der Rohbau, nach Ausbau etwa das Doppelte. Mit Einverständnis des Eigentümers durften sie den Container auf dem alten BayWa-Areal "zwischenlagern" und dort ausbauen.

Die beiden Unternehmer sind Handwerker. Schmick ist Bauleiter bei dem Gerolzhöfer Hoch- und Tiefbauunternehmen Müller, der gelernte Maurer Krutovsky ist selbstständig. Die beiden Freunde, die sich bereits seit der Kindheit kennen, wohnen selbst in Mietwohnungen in einem Dachgeschoß in Volkach. Noch.

Wie funktioniert der Ausbau?

Der Container hat einen stabilen Stahlrahmen. Die blecherne Außenhaut ist nicht tragfähig. Fenster und Türen aus Sicherheitsglas werden mit dem Winkelschleifer aus dem Blech herausgeschnitten, erzählt Krutovsky. Dabei habe der Kunde freie Gestaltungsmöglichkeiten. Elektro- und Versorgungsleitungen werden installiert.

Mit einem Doppelbett geht es im hellen Schlafzimmer recht eng zu.
Foto: Peter Pfannes | Mit einem Doppelbett geht es im hellen Schlafzimmer recht eng zu.

Je nach Anforderung eines Bebauungsplans werden die Innenwände und der Fußboden stark gedämmt. Weil die Seitenwände herausgetrennt werden können, ist das Aneinanderreihen zweier Container zur Nutzung als eine Wohneinheit möglich. Wenn Container übereinander errichtet werden, halten stabile Metallklammern den Gebäudekomplex zusammen.

Wie sieht es mit der Baugenehmigung aus?

"Es haben bereits Gespräche mit einigen Stadträten stattgefunden", erzählt Schmick. Er ist zuversichtlich, dass mit deren Unterstützung eine Baugenehmigung erzielt werden kann. Für 2022 ist ein Gespräch mit Volkachs Bürgermeister Heiko Bäuerlein geplant, der den beiden Protagonisten Hoffnung macht. "Wir stehen dem Vorhaben offen gegenüber", so Bäuerlein auf Anfrage.

Erst wenn der Wohncontainer an seinem künftigen Standort aufgestellt ist, wird er von außen gedämmt und verputzt.
Foto: Peter Pfannes | Erst wenn der Wohncontainer an seinem künftigen Standort aufgestellt ist, wird er von außen gedämmt und verputzt.

In Gaibach seien bereits Tiny-Häuser genehmigt. Seine Einschätzung: "Das ist eine neue Wohnform, die Anhänger finden wird." Gute Aussichten also für die Überseecontainer.

Wo sollen die Tiny Houses errichtet werden?

Benötigt wird lediglich noch ein geeignetes Grundstück. Wo? Das ist den beiden Betreibern eigentlich egal. Hauptsache viel Wohnfläche auf kleinstem Bauland. Nicht ohne Grund haben sie für den Startschuss die Weinstadt ausgewählt. Hier sind Wohnungsangebot und Baugrundstücke rar.

Eigentlich ideale Voraussetzung für ein Raumsparmodell, für das sich die beiden Unternehmer die Erlaubnis der Stadtoberen erhoffen. Nach ihren Träumen gefragt, nennen sie die Universitätsstadt Würzburg als ihren Wunschstandort.

 
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  • bauri
    Wie schon in einigen Kommentaren erwähnt, ist es nicht gerade billig und zudem für dauerhaftes Wohnen schlichtweg zu klein. Möglich als Ferienwohnung 2. Wahl oder gestapelt als Billig-Hotel-Zimmer. Auch das ist schon einige Male realisiert. Für Senioren hätte ich eine bessere Idee: Kommune stellt Flächen zur Verfügung (z.B. Erbbaurecht), auf denen kleine Bungalows (60-100 qm) errichtet werden. Die Senioren geben ihr zu groß gewordenes Haus (mit Garten) frei - z.B. auch im Teileverkauf und bieten Familien damit entsprechenden Wohnraum und Freifläche. Der Flächenverbrauch kann damit enorm verringert werden und Senioren können barrierefrei ihr Alter im eigenen Haus verbringen. Mustersiedlungen gibt es auch schon einige davon in Deutschland.
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  • Oreus
    Solche Container werden schon seit Jahrzehnten erfolgreich als Büros genutzt.
    Und da die von der Größe her genormt sind, kann man auch gerne mal mehrere Container beliebig miteinander verheiraten. Man kann die auch stapeln, was auch nichts neues wäre. Außentreppe anbringen, und man kommt in jedes Stockwerk...
    Für eine Firma, die ein temporäres Büro auf eigenem Gelände unterbringen will: Die perfekte Lösung!
    Doch dann kommen die eigentlichen Probleme, denen man sich bei einer Privat-Nutzung stellen muss:
    Woher den "Baugrund" nehmen??? Auf irgendeinem Parkplatz darf man so ein Ding ja nicht abstellen...
    Woher bekommt man Strom, und Wasser? Man muss da an die Versorgung angeschlossen werden! Und vor allem das Abwasser: Es muss ein Kanal-Anschluss existieren, oder man muss sich einen Tank anlegen, in dem man alles sammelt, was hinterher regelmäßig, kostenpflichtig, abgepumpt werden muss. Internet, oder gar Telefon? Fragezeichen!
    Das hört sich alles so einfach an...
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  • Winfriedvath@web.de
    Nur 2,5 Meter breit. Ist etwas schmal. Aus welchem Material ist die Innendämmung? Die Innendämmung muss ja Feuchtigkeit aufnehmen können. Wie ist das Raumklima, wenn man länger drin wohnt?
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  • deweka
    Es ist eigentlich der Putz, der feuchtigkeitsregulierend wirkt, die Dämmung sollte wegen dem Anfall von Tauwasser mit einer Dampfsperre versehen sein.
    Wenn hier nicht sorgfältig gearbeitet wird hat man sehr schnell Ärger mit Schimmel oder Fäule.

    Mit kontrollierter Wohnraumlüftung und Flächenheizung bekommt man fast überall ein angenehmes Wohnklima hin. Es sieht aber nicht so aus als ob hier dieser Aufwand betrieben wurde.
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  • Meinungsvertreter
    So sehr ich diese Konzepte mag und den Gründern allen Erfolg wünsche, in Deutschland werden sie zumindest aktuell mit dem Baurecht und den Auflagen der Gemeinden eher die Ausnahme bleiben, zumal preislich eher uninteressant. Wenn ein ausgebauter Container ca. 50.000€ (ohne Grundstück) kostet, liegt der Quadratmeterpreis eines 40-Fuß-Containers bei ca. 1.800€. Bei aller Liebe: Mit Grundstück und Hickhack mit den Gemeinden kann man dann auch schon über „normales“ Bauen nachdenken. Solche Konzepte gehen aktuell nur dann auf, wenn man sie als Wohnanlage mit zentraler Wasser-, Energie- und Wärmeversorgung betrachtet. Alles andere ist meines Erachtens eher so Greenwashing und Pseudonachhaltigkeit. Richtig gut wird das Konzept erst, wenn ich je nach Bedarf flexibel Container hinzufügen oder entfernen kann, ohne bei der Gemeinde einen baurechtlichen Handstand machen zu müssen. Aber ob das irgendwann mal möglich ist…?
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  • elkatvelo@t-online.de
    wissen Sie wie hoch der Quadratmeterpreis / und darauf folgend Mietpreis in München ist.

    Gerade dort wo der Quadaratmeter Baugrund 3.000 Euro/m2 kostet wäre das ein gutes Modell günstigen wohnraum zu schaffen. Z.B. für Studenten, singles etc etc.
    Die Stadt könnte z.B. Erbpachtgrundstücke stellen und eine Entsorgung der Container wäre in vielen Jahren kein Problem.

    ich findes das für diese Ziegruppen toll - und warum nicht 2 container nebeneinander stellen. Das gibt auch eine tolle Seniorenwohnung mit ca 60 m2.
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  • deweka
    Für Studentenwohnraum werden Container schon seit längerem benutzt.

    Unter dem Suchbegriff Cargotecture lassen sich schöne Beispiele für Container-Architektur finden.

    Wenn Tiny-Houses tatsächlich gewünscht werden ließe sich seitens der Gemeinden dort genormte Anschlüsse wie auf Campingplätzen die Aufstellung wesentlich vereinfachen und verbilligen.
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  • Meinungsvertreter
    Dann schauen Sie doch mal, was ein Quadratmeter Haus kostet. Der Container konkurriert preislich beispielsweise direkt mit Fertighäusern. Dieser Preis ist unabhängig vom Standort. Und wenn der Quadratmeter Container nicht wirklich günstiger als ein Haus ist, warum sollte ich ihn dann kaufen?
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  • deweka
    Weil man ihn zumindest theoretisch mitnehmen kann.

    Ist eigentlich das einzige und für unsere momentane Lebensweise ein schwaches Argument.

    In Amiland ist es aber üblich mit Mobile Homes umzuziehen. Geht natürlich leichter dort weil die Infrastruktur und Transportunternehmen darauf ausgerichtet sind. Bei kleineren sind sowieso Räder dran, dann braucht man nur ein entsprechend starkes Zugfahrzeug.

    Bei Serienfertigung wird der Preis noch nachgeben.
    Und mit dem praktischen Containerformat können sie überall gefertigt werden.
    Allerdings ist dann wieder die Qualität in Gefahr.
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