Es gibt nicht wenige Städte und Gemeinden, die durchaus neidisch sind auf den Erfolg Volkachs im Tourismus. Wo andernorts unter der Woche sehr früh am Abend die Gehsteige hochgeklappt werden, ist die Volkacher Altstadt noch lange voller Leben. Und wer durch die Hauptstraße schlendert, blickt in schmucke Schaufenster statt schmutzige Fenster von Leerständen. Aber gibt es ein Geheimnis dieses Erfolgs? Vielleicht schon.
Bei der Versammlung des Marketingvereins Tourismus & Gewerbe Volkacher Mainschleife im Schelfenhaus bekam man jedenfalls eine Ahnung davon, wie dieser Höhenflug der Mainschleife als Ausflugsziel erreicht wurde – und fortgesetzt werden soll. Und es war deutlich zu spüren, wie wichtig dafür ein ebenso kompetenter wie kommunikativer Mensch an der Spitze ist.
Doppelspitze bei Tourismus und Marketingverein
An der Spitze heißt im Fall Volkachs nämlich an der Doppelspitze: Der Vorsitzende des Marketingvereins ist zugleich Chef der Tourist-Information Volkacher Mainschleife und somit Teil der Stadtverwaltung. Diese Rolle hatte Marco Maiberger lange bravourös gestaltet, nun scheint mit dem neuen Tourismuschef Sebastian Karl der passende Mann für die Nachfolge gefunden zu sein.
Welche Bedeutung diese Personalie hat, verdeutlichte nicht nur Philip Aczél bei der Versammlung des Marketingvereins, dem aktuell 322 Betriebe aus Weinbau, Tourismus, Gastronomie und Gewerbe angehören. Der Hotelier hatte den Verein nach Maibergers Abschied ein Jahr lang geführt und wird nun als Beirat im Vorstand mitarbeiten. Aczél sprach in Bezug auf das nur fünfmonatige Intermezzo von Tourismuschef Roger Merk von einem "turbulenten Jahr". Sebastian Karl habe "das Ruder übernommen und das Schiff wieder auf Kurs gebracht".
Zahl der Übernachtungen konstant, Aufenthaltsdauer leicht gesunken
Der Tourismuschef wurde später einstimmig zum neuen Vorsitzenden des Marketingvereins gewählt und blickte zuvor auf die Entwicklung des Tourismus an der Mainschleife. Die Übernachtungen in Betrieben mit mehr als zehn Betten (einschließlich Camping) lagen 2023 in der VG aus Nordheim, Sommerach und Volkach auf dem Vorjahresniveau bei gut 292.000.
Als Problemfeld machte Karl die mangelhafte Mobilität an der Mainschleife aus. Da müsse man besser mit Landratsamt in puncto ÖPNV und mit Taxi-Unternehmen kommunizieren, um gerade unter der Woche die Anbindung zu verbessern. Mit Blick auf eine steigende Zahl an Followern bei Instagram und Facebook freute sich der 44-Jährige: "Die Bekanntheit der Mainschleife steigt."
Zudem verdeutlichte der neue Vorsitzende, wie wichtig die zahlreichen Veranstaltungen von Winterzauber bis Kabarett Sommer in Volkach sind, hinter denen – teilweise in Kooperationen – der Marketingverein steht. Wie umfangreich dessen Programm ist, zeigt der Umsatz des Vereins von rund 350.000 Euro. Hinzu kommen noch die Märkte wie das Frühlingserwachen, die mit den Flusskreuzfahrten in eine GmbH ausgegliedert sind.
Das stemmen könne man nur gemeinsam, verdeutlichte Philip Aczél mit einem kämpferischen Bild: "Der Erfolg der Volkacher Mainschleife liegt nicht zuletzt daran, dass alle mit einem Schwert kämpfen: Touristinformation, Marketingverein, Stadt und VG." Das bestätigte sein Nachfolger Sebastian Karl, lobte genau diese Zusammenarbeit und gab als Ziel aus, "das hohe Niveau zu halten, aber die Effizienz noch zu steigern".
Mehrfach betonte er dabei, wie wichtig sein Team in der Touristinfo sei, das ihm neben vielen anderen wie Vor-Vorgänger Marco Maiberger und dem Vorstand des Marketingvereins die Einarbeitung unheimlich erleichtert habe: "Da sind tolle Menschen voller Euphorie am Werk."
Dieses Gesamtpaket scheint Sebastian Karl so überzeugt zu haben, dass der gebürtige Wiesentheider den neuen Doppeljob als längerfristiges Engagement sieht. Er löse gerade seine Wohnung in Köln auf, um mit seiner Lebensgefährtin hierherzuziehen, verriet der 44-Jährige den gut 50 Vereinsmitgliedern im Schelfenhaus. Die Freude darüber nach diesem turbulenten Jahr: spürbar.