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Volkach
Tourismus in Volkach: Wird der Sommer an der Mainschleife teuer und überlaufen, Herr Maiberger?
Marco Maiberger ist Leiter der Touristinformation Volkach. Vor dem Start der Sommerferien in einigen Bundesländern wollten wir wissen, welchen Herausforderungen sich die Region in dieser Saison stellen muss.
Campingplatz und Ausflugsschiff: An Touristen mangelt es nicht an der Mainschleife in Volkach. Wie die Sommersaison 2022 sein wird, weiß Tourismuschef Marco Maiberger.
Foto: Tabea Goppelt | Campingplatz und Ausflugsschiff: An Touristen mangelt es nicht an der Mainschleife in Volkach. Wie die Sommersaison 2022 sein wird, weiß Tourismuschef Marco Maiberger.
Tabea Goppelt
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:51 Uhr

Von Wipfeld (Lkr. Schweinfurt) über Eisenheim (Lkr. Würzburg) bis nach Volkach und Sommerach (Lkr. Kitzingen): Marco Maiberger hat als Leiter der Touristinformation Volkach die ganze Mainschleife im Blick. Im Interview gibt er einen Ausblick auf die Sommersaison 2022 – es geht um Preissteigerungen, den Wegfall der Pandemie-Beschränkungen, das 9-Euro-Ticket und den Personalmangel in der Gastronomie.

Frage: Wie viele Touristen kommen derzeit nach Volkach, im Vergleich zu den Pandemie-Jahren 2020 und 2021?

Marco Maiberger: Wenn man die drei Jahre 2020, 2021 und 2022 betrachtet, dann kann man zusammenfassen, dass wir grundsätzlich durch die harten Jahre der Pandemie gut durchgekommen sind. Die Pandemie ist ja noch nicht vorbei. Die Betriebe an der Mainschleife konnten in der Zeit, in der sie öffnen durften, das gut abfedern. Die Leute hatten uns auf dem Zettel als Urlaubsregion – es gibt ja viele Regionen in Deutschland, in denen das nicht der Fall war. In diesem Jahr war bei manchen Betrieben ein bisschen die Befürchtung, dass viele, die zwei Jahre nicht im Ausland waren, ihren Haupturlaub im Ausland verbringen und ihren Zweiturlaub oder ihren Tagesausflug hier in der Region. Unsere Beobachtung ist, dass die Buchungszahlen auf dem Niveau von 2019 liegen. Wir sind guter Dinge, dass wir mindestens das Pandemie-Niveau der letzten zwei Jahre erreichen beziehungsweise an 2019 anknüpfen können.

Was ist 2022 anders?

Maiberger: In den ersten Pandemiezeiten hat sich alles aufgrund der Lockdowns und der Beschränkungen auf ein Fenster von Mai bis Oktober geballt. Dieses Jahr gab es ja von vorneherein keine Beschränkungen bei der Buchung, das haben wir sofort bei den Online-Buchungen gemerkt. Diese Konzentration des Publikumsaufkommens ist weg. Es gibt natürlich nach wie vor Stoßzeiten wie zum Beispiel Pfingsten, aber die gab es davor ja auch. Ich würde sagen, wir bewegen uns wieder hin zu einer ganz normalen touristischen Saison im fränkischen Weinland.

Sind die Buchungszahlen angestiegen, seit klar war, dass es das 9-Euro-Ticket geben wird?

Maiberger: Wir haben nicht beim 9-Euro-Ticket gemerkt, dass es eine starke Buchungsnachfrage gegeben hat, sondern im Bereich von Veranstaltungswochenenden. Veranstaltungen, die wiederkommen, wie zum Beispiel das Fränkische Weinfest in Volkach, und die die Leute nach zwei Jahren wirklich vermissen. Ich glaube, dass Orte, die einen direkten Bahnanschluss haben, mehr vom 9-Euro-Ticket profitieren. An den Wochenenden haben wir drei Freitzeit-Buslinien, den Mainschleifen-Express und das Mainschleifen-Schuttle. Auf allen drei Linien erkennen wir das 9-Euro-Ticket an. Momentan kann man zu den Freizeitbuslinien sagen: Sie laufen deutlich besser als die letzten zwei Jahre, aber nicht durch das 9-Euro-Ticket.

Was sagen Gastronomen und Hotelbesitzerinnen: Können sie die Saison mit ihrem Personal stemmen?

Maiberger: Das Personal ist definitiv nicht da. Das Thema Arbeitskräftemangel in der Gastronomie gab es ja schon bis einschließlich 2019. Durch die Pandemie hat sich das noch einmal verschärft. Es ist grundsätzlich ein Lernprozess für alle Beteiligten: Die Betreiber mussten sich neue Modelle überlegen, wie sie öffnen und wie sie mit dem Personal, das sie haben, dem Gast ein ansprechendes Angebot unterbreiten können. Früher hat man von Mittag bis in den Abend hinein eine Vollgastronomie angeboten, jetzt konzentriert man sich vielleicht nur noch auf abends und bietet in den Mittagsstunden eher eine Brotzeit an, weil sich auch das Essverhalten der Gäste verändert hat. Darauf haben sich die Betriebe versucht einzustellen. Und sie haben von einem Bedienmodell zeitweise auf Selbstbedienung gewechselt, um diesem Personalmangel Herr zu werden. Ich glaube, da braucht es ein Umdenken – sowohl bei manchen Gastronomen als auch beim Publikum. Es braucht noch mehr Verständnis füreinander, um das gastronomische Erlebnis weiterhin genießen zu können.

Wenn ich als Einheimischer oder Einheimische mit meiner Familie essen gehen will, habe ich da spontan überhaupt noch eine Chance?

Maiberger: Man muss ein Stück weit flexibler sein. Wenn ich heute sage, ich möchte das Cordon bleu mit Pommes von Gastronom XY, dann muss ich zum Telefonhörer greifen. Das hängt aber nicht mit Volkach zusammen oder mit der Mainschleife. Das ist eine Situation, die werden Sie irgendwo anders genauso finden. Wenn ich flexibel bin und das gastronomische Angebot ablaufe oder kurz durchtelefoniere, dann werde ich etwas zu essen finden.

Muss ich mir Sorgen machen, dass Kaffeetrinken, Eis-Essen und der Restaurantbesuch zu teuer werden?

Maiberger: Auch das ist kein reines Volkach-Phänomen. Natürlich fällt das in so einer Region wie Volkach mehr auf, weil hier durch den Tourismus von Haus aus ein anderes Preisgefüge herrscht. Aber es wäre jetzt vermessen als Einheimischer zu sagen: Nur weil die Touristen da sind, wird hier alles teurer. Da ist es eher von Vorteil, wenn ich ein breites kulinarisches Angebot habe, so dass ich schauen kann, in welcher Kategorie ich zuhause bin. Was möchte ich mir leisten, was kann ich mir leisten? Auch da geht es um das gegenseitige Verständnis. Natürlich darf man den Bogen nicht überspannen. Aber ich glaube, dessen sind sich unsere Gastronomen bewusst. Sie wollen dem Kunden ermöglichen, dass der nicht nur einen Kaffee trinkt, sondern auch zwei Kaffee oder zwei Gläser Wein.

Haben Sie Tipps, gerade für Einheimische, wo die Radwege nicht überfüllt sind oder wo sich das Wochenende und der Feiertag ruhiger verbringen lassen?

Maiberger: Sehr beliebt ist der Mainradweg. Wenn ich mir da einmal einen Weg heraussuche, der ins Landesinnere geht, gibt es dort auch schöne Touren. Im Wanderbereich gibt es die Traumrunden. Wir haben jetzt eine neue Rad- und Wanderkarte gedruckt und beschildern die den Sommer über – dabei haben wir ganz bewusst Wege eingeführt, die eben nicht immer in den normalen Pfaden verlaufen.

 
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