
Der Ort der Infoveranstaltung war gut gewählt: Im Bauch des Wissenschaftsschiffs MS Jenny in Astheim war genug Platz für über 160 Zuhörer, viele von ihnen aus dem Gastgewerbe. Sie alle wollten mehr wissen über den „Wirtschaftsfaktor Tourismus für die Stadt Volkach“.
Die Studie mit diesem Titel stellte Dr. Manfred Zeiner auf dem Main vor. Der lockt – neben dem Wein – bekanntlich die Gäste in Scharen in das Städtchen. Wie dieses finanziell vom Tourismus profitiert, erläuterte der Ökonom von dwif-Consultig, dem deutschen wirtschaftswissenschaftlichen Institut für Fremdenverkehr.
580 Arbeitsplätze dank des Tourismus
Eine der wichtigsten Zahlen (siehe Infokasten) aus der Studie gleich vorneweg: Aus dem Bruttoumsatz von 33,7 Millionen Euro, den Gastgewerbe, Einzelhandel und Dienstleister in Volkach 2017 dank der Touristen erwirtschaftet haben, errechnete Zeiner einen touristischen Einkommensbetrag in Höhe von 15,5 Millionen Euro. Teilt man diese Summe durch das durchschnittliche Erwerbseinkommen der Volkacher in Höhe von knapp 27 000 Euro, ergibt das die Zahl 580. Will heißen: Der Tourismus schafft in Volkach etwa 580 Arbeitsplätze. Anders ausgedrückt: Über 1000 Menschen leben in Volkach zumindest zum Teil vom Tourismus.
Die 15,5 Millionen Euro machen 6,6 Prozent des Erwerbseinkommens der Volkacher aus. „Für einen einzelnen Wirtschaftsbereich eine sehr respektable Summe“, wie Zeiner sagte. Dessen Fazit lautete: „Tourismus in Volkach ist eine richtig tolle Erfolgsstory.“ Solche Aussagen ließen nicht nur Tourismus-Chef Marco Maiberger strahlen, der durch die Veranstaltung führte und eingangs aktuelle Zahlen zu 2018 präsentiert hatte.
Deutlicher Trend nach oben
Diese zeigten einen weiterhin deutlichen Trend nach oben. Bereits in den ersten drei Quartalen diesen Jahres verzeichnete Volkach laut amtlicher Statistik über 110 000 Übernachtungsgäste. Obwohl der goldene Oktober noch fehlt. Dabei hatte man 2017 mit insgesamt gut 113 000 Übernachtungen erstmals die 100 000-Grenze geknackt. Maiberger zufolge ist der stetige Zuwachs unter anderem der Arbeit des Tourismus-Vereins, dem Ausbau der digitalen Marketing-Strategie und den Angeboten des öffentlichen Nahverkehrs zu verdanken.
Angebote sind für Bürger und Gäste
Dieser stehe natürlich Gästen und Bürgern gleichermaßen zur Verfügung. Überhaupt hatte Maiberger gleich zu Beginn der Veranstaltung einen Knackpunkt angesprochen: „Alles für den Tourismus, heißt's ganz gern.“ Aber genau darum sei diese erstmals in Auftrag gegebene Studie so wichtig: Sie soll zeigen, welche Wirtschaftskraft die Touristen nach Volkach bringen. Und dadurch seien auch Angebote möglich, die alle nutzen können. Bürger und Gäste. Ähnlich argumentierte auch Dritter Bürgermeister Udo Gerbert, der den erkrankten Bürgermeister Peter Kornell vertrat: „Manche unterschätzen, wie viele Arbeitsplätze am Tourismus hängen.“
Beide dürften sich von den Erkenntnissen Manfred Zeinerts bestätigt fühlen. Der Wirtschaftswissenschaftler betonte, dass Übernachtungszahlen an sich keine ausreichend verlässliche Größe seien. „Die wirtschaftliche Erfolgsformel muss lauten: Auslastung mal Preis.“ Ohnehin sind laut der Studie drei Viertel der Besucher Volkachs Tagesgäste. Der Rest verteilt sich auf Camper und Reisemobilisten (9,7 Prozent), Übernachtungsgäste gewerblicher Betriebe ab zehn Betten (8,7 Prozent) und solche privater Vermieter (5,2 Prozent).
Personalkosten der Tourist-Info
Nach all den Zahlen konnte Zeiner die Frage von Franz Wagenhäuser, was die Stadt Volkach dank des Tourismus denn nun tatsächlich an Gewerbesteuer einnehme, allerdings nicht beantworten. Man müsse separat erforschen, welchen Anteil der Tourismus an der Gewerbesteuer von rund 2,5 Millionen Euro habe. Elmar Erhard hakte wegen der Personalkosten für den Tourismus nach, nachdem Maiberger zuvor nur die Sachkosten (knapp 64 000 Euro 2017, 0,25 Prozent des städtischen Haushalts) genannt hatte. Die reichte der Tourismus-Chef der Volkacher Mainschleife dann nach: 162 000 Euro zahlte die Stadt Volkach 2017 für die Mitarbeiter der Tourist-Info. Diese betreuen allerdings auch das Internetportal der Stadt und organisieren etwa den Bürgerbus, betonte Maiberger.
In seinen Augen ist die Entwicklung der Stadt als touristisches Ziel „wirklich gut, aber noch nicht am Ende der Skala“. So seien etwa das Weinhotel Römmert oder die Flusskreuzfahrtschiffe „völlig neu“ für Volkach im kommenden Jahr. Und dank der Studie könne man nun belegen, welch „Qualität für alle“ der Tourismus nach Volkach bringe.
Eckdaten zum Tourismus in Volkach 2017
Übernachtungen: Während die amtliche Statistik für 2017 in Volkach 113 000 Übernachtungen verzeichnet, hat Manfred Zeiner vom Institut dwif-Consulting höhere Zahlen parat: 185 000 Übernachtungsgäste hatte Volkach ihm zufolge. Der Grund: Bei den amtlichen Zahlen fehlen die Gäste von Privatvermietern mit weniger als zehn Betten.
Umsätze: An 785 000 Aufenthaltstagen wurde mit den Touristen in Volkach 2017 ein Umsatz von 33,7 Millionen Euro erzielt. Die größte Summe bilden die Tagesreisen mit 18,2 Millionen Euro (durchschnittlich geben die Tagesgäste gut 30 Euro pro Tag aus). Camper und Reisemobilisten sorgen für 3,2 Millionen Euro Bruttoumsatz (43 Euro pro Tag), Gäste von Privatvermietern für 3,3 Millionen Euro (81 Euro pro Tag) und Gäste gewerblicher Betriebe (mit mindestens zehn Betten) für 9 Millionen Euro Bruttoumsatz (132 Euro Pro Tag).
Einnahmen: Von den 33,7 Millionen Euro Umsatz bleiben 16,5 Millionen Euro (49 Prozent) im Gastgewerbe hängen. An den Einzelhandel gehen 11,3 Millionen Euro (33,5 Prozent) und 5,9 Millionen Euro (17,5 Prozent) kann man den Dienstleitungen zurechnen.
Kosten: Die Sachkosten für den Tourismus im städtischen Haushalt 2017 betrugen knapp 64 000 Euro. Die Personalkosten (knapp 203 000 Euro) für die Mitarbeiter der Tourist-Info teilt sich die Stadt Volkach (80 Prozent: 163 000) mit den VG-Gemeinden Nordheim (10 Prozent) und Sommerach (10 Prozent). Am Haushalt von 26,2 Millionen Euro macht der touristische Anteil somit 0,9 Prozent aus.