Montagabend, 19.30 Uhr, in Reckertshausen: Während im Ort gerade ein paar Halloween-Kinder um die Häuser ziehen, hat Alexander Bergmann (CSU) in der "Alten Schule" seinen dritten von insgesamt neun geplanten Wahlkampfauftritten in Hofheim und den Stadtteilen. Der Termin ist gut besucht, freie Plätze sind rar. Etwa 25 Leute haben sich zu der Info-Veranstaltung eingefunden, um sich einen Eindruck vom neuen – und einzigen – Kandidaten für den Chefsessel im Hofheimer Rathaus zu verschaffen. Am 13. November wird gewählt.
Bergmann freut sich darüber, dass so viele zu dem Ortstermin in Reckertshausen erschienen sind. Auch die ersten beiden Veranstaltungen, in Eichelsdorf und Manau, seien gut besucht gewesen, berichtet er. "Ich habe mich bewusst dafür entschieden, mich in jedem Stadtteil vorzustellen. Ich kenne nicht jeden, und nicht jeder kennt mich." Es sei ihm daher wichtig gewesen, jeweils vor Ort mit den Bürgerinnen und Bürgern in Austausch zu kommen, sagt er im Gespräch mit der Redaktion.
Als Stadt- und Kreisrat sammelte Bergmann politische Erfahrung
Im Juli wurde Bergmann von der CSU offiziell als Bürgermeisterkandidat nominiert, hier ebenfalls ohne Gegenkandidatin oder Gegenkandidaten. Seine politische Karriere begann der heute 37-Jährige als Mitglied der Jungen Liste. Nachdem er es 2008 nicht in den Stadtrat geschafft hatte, da für die Fraktion nur ein Kandidat in das Gremium einzog, gelang ihm sechs Jahre später, 2014, was er zuvor verpasst hatte. Dass er nun bereits seit acht Jahren Stadtrat in Hofheim ist, habe ihn selbst ein bisschen erschrocken, sagt er schmunzelnd.
Aktuell ist Bergmann Fraktionsvorsitzender der CSU im Hofheimer Stadtrat. Die Bürgerinnen und Bürger des Landkreises haben ihn außerdem in den Kreistag gewählt. Er sei über das Ehrenamt und seine Vereinstätigkeit in die Politik gekommen. "Ich habe mich schon immer gesellschaftlich engagiert", sagt Bergmann. So stand er zum Beispiel bereits mit 15 Jahren erstmals als Schiedsrichter auf dem Fußballplatz und ist heute stellvertretender Obmann der Schiedsrichter-Gruppe Haßberge. Vielen wurde und ist er wohl seit 2015 auch als Vorsitzender des SV Hofheim bekannt.
Ein geselliger Typ, der gerne unter Menschen ist
Der 37-Jährige hat gerne mit Menschen zu tun. Das zeigt sich auch in seinem Beruf. Ursprünglich wollte er Lehrer werden, studierte in Würzburg, entschied sich dann aber bewusst für eine Rückkehr in die Heimat und eine Ausbildung. Seit 2011 arbeitet er als Angestellter der Sparkasse. Ein Zahlenmensch also, könnte man meinen. "Eigentlich gar nicht", sagt er und lacht. Das gehöre aber natürlich dazu. Es sei auch beruflich vor allem der Kontakt zu den Menschen, der ihm Spaß mache.
Als Privatperson ist Bergmann "am wenigsten daheim", wie er sagt. Antreffen könne man ihn in seiner Freizeit eher bei Veranstaltungen, im Vereinsheim oder auch im Gasthaus seines Vaters, dem "HB 11" in der Hofheimer Hauptstraße. "Wenn Not am Mann ist, helfe ich da auch mal mit", erzählt er. Ebenso spielt Bergmann gerne Schafkopf. Über sich selbst sagt er: "Ich bin ein geselliger Typ und gerne unter Menschen." Er sei sehr verlässlich und jemand, der anpacke und vorangehe, das aber nicht alleine mache. Nach dem Motto: "Gemeinsam sind wir stark."
Als Bürgermeister "kein schlechter Fang" für Hofheim
Bergmann habe sich sehr gut vorbereitet, sagt der amtierende Hofheimer Bürgermeister, Wolfgang Borst (CSU), mit Blick auf seinen designierten Nachfolger. Der 37-Jährige habe sich zuletzt bereits intensiv mit der Bürgermeisternachfolge auseinandergesetzt. Er sei fachlich und auch menschlich sehr gut für das Amt qualifiziert, befindet Borst, der sich nach 18 Jahren als Bürgermeister in den Ruhestand verabschiedet.
Sie habe Bergmann als kooperativen und sympathischen Menschen erlebt, sagt Hofheims Dritte Bürgermeisterin Julitta Ott (WG Goßmannsdorf). Auch diskussionsbereit sei der 37-Jährige. "Wir sind nicht immer einer Meinung, aber das ist ja auch gut." Durch seine Tätigkeit als Stadtrat und im Kreistag habe Bergmann bereits einen Überblick über die Kommunalpolitik. Dass sich jeder in den Posten des Bürgermeisters erst einmal einarbeiten müsse, sei auch klar. "Ich denke, für Hofheim ist er kein schlechter Fang", sagt Ott.
Stadtrat Siegfried Burger (WG Rügheim) beschreibt Bergmann als jungen, dynamischen Menschen, der bereits die Zukunft im Blick habe. "Er schaut auch über den Tellerrand hinaus, sieht nicht nur Hofheim, sondern auch die Stadtteile", sagt Burger. Selbst als Bergmann noch keine Ambitionen auf das Bürgermeisteramt gehabt habe, sei er schon regelmäßig – zum Beispiel auf die Feste – nach Rügheim gekommen. Der 37-Jährige sei engagiert und ein geeigneter Kandidat.
"Es ist natürlich eine Herausforderung, aber er steht mitten im Leben, und ich glaube, dass er das meistert", sagt Hubert Bergmann, seines Zeichens Stadtrat (SPD/Fortschrittliche Bürger) und Bergmanns Vater, was aktuell und künftig für eine besondere Konstellation im Hofheimer Stadtrat sorgt. Themen würden untereinander immer "ganz normal" sachlich diskutiert. "Einmal ist die eine Sache die Bessere, einmal die andere, aber es geht immer um die Stadt."
Bergmann setzt auf Transparenz und Bürgerbeteiligung
Und was für eine Art Bürgermeister will Alexander Bergmann sein? "Einer zum Anfassen", sagt er spontan und fügt dann an, dass das nicht flapsig klingen solle. "Auf mich kann man zugehen. Ich möchte bei den Leuten sein, wie ich es bisher gepflegt habe." Transparenz und Bürgerbeteiligung seien ihm wichtig. Als junger Stadtrat habe es ihn überrascht, dass die öffentlichen Sitzungen "fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden". Es sei schade, dass so wenig Interesse gezeigt werde. "Wie schafft man es, die Leute mitzunehmen?", sei für ihn eine zentrale Frage.
Bergmann weiß, dass er mit seiner – voraussichtlichen – Wahl zum Bürgermeister in große Fußstapfen tritt. "Es ist phänomenal, was Wolfgang Borst geleistet hat", sagt der 37-Jährige über den aktuellen Amtsinhaber. Dieser habe die Zeichen der Zeit erkannt und seine 18 Jahre als Bürgermeister zu einer Erfolgsgeschichte gemacht. Er sei da sehr demütig, sagt Bergmann. Im Stadtrat indes herrsche ein guter Geist, ein gutes Miteinander, das solle so bleiben. Und was die Wahl in gut einer Woche betrifft: Hier würde sich der Bürgermeisterkandidat über eine hohe Wahlbeteiligung freuen.
Schade ist allerdings, dass sich in einem Kleinzentrum wie Hofheim keinerlei Gegenkandidaten gefunden haben; vor allem vor dem Hintergrund, dass der Amtsinhaber der ja oftmals einen "Amtsbonus" genießt nicht mehr antritt! Eine Auswahl täte allen gut. Da vermisst man schon das Engagement anderer Parteien und Gruppierungen. Es muss doch mehr fähige Leute in Hofheim geben?
Hier hat man möglicherweise einen fähigen Kandidaten, anderenorts mag das vielleicht anders ausschauen bei nur einem Kandidaten bzw. einer Kandidatin.