Der Berliner Flughafen BER, der Bahnhof Stuttgart 21 oder in Hamburg die Elbphilharmonie: Das sind bundesweit wohl die prominentesten Beispiele für Kostenexplosionen am Bau. Die Elphie in der Hansestadt ist gar zehnmal teurer geworden als ursprünglich veranschlagt. Ein derartiger Albtraum droht bei der Generalsanierung des Hallenbades Hofheim, das zudem mit dem Freibad zu einem "Kombibad" ausgebaut wird, sicher nicht.
Trotzdem machte sich angesichts der Ukrainekrise, der gegenwärtig hohen Inflationsrate und der Kostenentwicklung auf dem Bau am Montag in der Kreistagssitzung manches Mitglied im Gremium Gedanken, ob auch hier die Kosten für das Projekt möglicherweise nicht davon galoppieren. Nach aktuellem Planungsstand sind für die Generalsanierung knapp 11,4 Millionen Euro veranschlagt.
Ungeachtet dieser Bedenken sprach sich der Kreistag im "Silberfisch" am Schulzentrum Haßfurt geschlossen für die Umsetzung des Projekts aus. Was für den Landkreis Haßberge Stand heute bedeuten würde: Eine Kostenbeteiligung von 1,83 Millionen Euro. 1,94 Millionen Euro wird die Stadt Hofheim beisteuern, 1,54 Millionen Euro der Schulverband Hofheim. Der Löwenanteil kommt aus staatlichen Fördertöpfen.
Warum ist der Landkreis überhaupt an den Kosten beteiligt? Weil das Hallenbad seit jeher und ebenso in Zukunft auch für den Schulsport zur Verfügung steht; und hier ist der Kreis Sachaufwandsträger für die Jacob-Curio-Realschule in Hofheim.
Im August 2025 soll das Hofheimer Kombibad fertig sein
Die Stadt Hofheim und der Landkreis Haßberge wollen am liebsten schon im nächsten Jahr mit den Bauarbeiten beginnen. Und sie haben auch schon einen Termin für die Fertigstellung des Kombibades im Auge: August 2025. Doch noch stehen einige große Fragezeichen hinter dem Vorhaben, nicht nur, was mögliche Kostensteigerungen anbelangt. Sondern allen voran: Wie soll die Energieversorgung des Hallenbades aussehen? Die ursprünglich geplante Gastherme steht in jedem Fall zur Disposition.
Harald Kuhn (Bündnis 90/Die Grünen) fragte nach einer Anschlussmöglichkeit an die Biogasanlage Hofheim und das dortige Nahwärmenetz. Um zu erfahren, dass es diesbezüglich schlecht aussieht, weil die Abwärme der Biogasanlage in Zukunft für die Trocknung großer Teile des im Landkreis anfallenden Klärschlamms vorgesehen ist.
Rainer Baumgärtner (ÖDP) brachte Erdwärmepumpen und Wasserstoff als Energiequelle ins Spiel und Landrat Wilhelm Schneider (CSU) tat seine persönliche Meinung kund, wonach das Motto nun zweifelsfrei heißen müsse "ganz weg vom Gas". Aber auch die Frage von Stefan Zettelmeier (ÖDP), wie es denn mit der Nachhaltigkeit am Bau aussieht, zeigte, dass noch längst nicht alles entschieden ist bezüglich der Generalsanierung: "Natürlich wollen wir nachhaltig bauen", versicherte Landrat Schneider. Aber: Mit dem umweltbewussten Bauen wird sich der Kreisumweltausschuss erst noch befassen.
Stefan Paulus (SPD) machte ein ganz anderes Fass auf. Sinngemäß stellte er die Frage in den Raum, ob es nicht viel wichtiger wäre, den Schwimmunterricht von Vor- und Grundschulkindern zu fördern. Damit spielte der Knetzgauer Bürgermeister auf sein eigenes Hallenbad an, das ebenfalls dringenden Sanierungsbedarf hat. Dorothee Bär (CSU) konterte mit der Aussage, dass eine Neiddebatte hier niemandem weiterhelfe. Und Landrat Schneider klärte auf, dass das Hofheimer Hallenbad selbstverständlich auch Grundschülerinnen und Gründschülern diene. Aber der Landkreis und mit ihm der Kreistag eben nur für die Realschule zuständig sei.
Gerade weil viele Kinder das Schwimmen von ihren Eltern nicht mehr erlernen, das Schulschwimmen in der Region aber durch die Schließung des Zeiler Hallenbades 2019 einen empfindlichen Dämpfer erhalten hat, und das angedachte Allianzbad der ILE-Gemeinden (Rauhenebrach, Oberaurach, Knetzgau, Sand, Eltmann, Zeil, Ebelsbach, Stettfeld, Breitbrunn und Kirchlauter) wohl noch immer ferne Zukunftsmusik ist, stellte Bernhard Ruß (SPD) fest: "Wir können uns zwei Jahre Stillstand nicht leisten." Damit nahm der Sander Bürgermeister allen Skeptikern, die die Entscheidung über das Projekt möglicherweise gerne noch einmal verschoben hätten, den Wind aus den Segeln.
Zumal die Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär, nach eigenen Aussagen selbst Rettungsschwimmerin, zuvor herausgestellt hatte, wie wichtig Schwimmunterricht auch noch für ältere Kinder und Jugendliche ist: "Niemand kann schwimmen, bloß weil er mal das Seepferdchen oder den Freischwimmer gemacht hat", sagte Bär.
Und so ist der Weg dafür nun frei, dass der Landkreis sein 1971 erbautes und 2020 geschlossenes Hallenbad in Hofheim zusammen mit der Stadt Hofheim generalsaniert und zu einem Kombibad ausbaut. Wie mehrfach berichtet bekommt das Bad nicht nur eine neue Schwimmhalle, sondern auch einen "Kopfbau" (Foyer) als Eingangsbereich für Frei- und Hallenbad sowie einen Kiosk, der zu allen Jahreszeiten geöffnet ist, entweder nach innen oder außen. Ein Planschbecken sowie andere Einrichtungen sollen das Kombibad zu einem Familienbad machen.