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Aidhausen
Lauter gute Nachrichten: 10 Projekte aus dem Landkreis Haßberge, die Mut für jetzt und die Zukunft machen
Ob Mehrgenerationenhaus in Haßfurt, ob Laufparadies Haßberge oder Konzerte im Rügheimer Schüttbau: Es gibt viele positive Beispiele dafür, was alles möglich ist.
Der Landkreis Haßberge. Wohin man auch blickt, es gibt viel Gutes zu entdecken. Das kann Hoffnung für das neue Jahr machen.
Foto: René Ruprecht / MP-Collage Jutta Glöckner | Der Landkreis Haßberge. Wohin man auch blickt, es gibt viel Gutes zu entdecken. Das kann Hoffnung für das neue Jahr machen.
Martin Sage
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:08 Uhr

Nur schlechte Nachrichten? Lokalpolitikerinnen und Lokalpolitiker, denen Kreativität und Tatkraft abhandengekommen ist? Gemeinden, die nur noch den Status quo verwalten? Keine Leute mehr, die sich fürs Ehrenamt engagieren? Miese Stimmung überall? Von wegen: Unsere folgenden Beispiele aus dem Landkreis Haßberge zeigen, was alles möglich ist, wenn Menschen den Blick über den Tellerrand hinaus werfen, die Ärmel hochkrempeln und nicht nur an sich, sondern die Allgemeinheit denken.  

Der neue Mittelpunkt für das Dorfleben: Der Dorfladen in Aidhausen

Einst gab es mehrere Lebensmittelgeschäfte in Aidhausen. Als hier 2006 die Dorferneuerung beginnt, ist nur noch ein Laden übrig geblieben. Weil man im Ort befürchtet, dass alsbald auch die letzte Einkaufsmöglichkeit verschwindet, keimt die Idee auf, einen Dorfladen zu gründen. 

Es soll ein Bürgerladen werden, von Bürgern für Bürger, gibt Bürgermeister Dieter Möhring damals die Richtung vor. Und so kommt es: Als das "Aidhäuser Dorflädle" 2011 eröffnet, ist mehr als die Hälfte der Einwohnerinnen und Einwohner finanziell daran beteiligt. Und viele engagieren sich hier ehrenamtlich.

Wer nur auf die Betriebszahlen schaut, der stellt fest, "dass der Dorfladen kein finanzielles Erfolgsmodell ist", wie Bürgermeister Möhring unumwunden zugibt. Aber um den großen Gewinn geht es nicht. Immerhin trägt sich das Projekt selbst. Der große Wert des Dorfladens besteht neben dem Erhalt der Nahversorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln in seinen vielen sozialen Aspekten:

Der Dorfladen in Aidhausen: Zusammen mit der Mehrgenerationenwerkstatt im ersten Stock ist er viel mehr als nur eine Einkaufsadresse. (Archivbild)
Foto: René Ruprecht | Der Dorfladen in Aidhausen: Zusammen mit der Mehrgenerationenwerkstatt im ersten Stock ist er viel mehr als nur eine Einkaufsadresse. (Archivbild)

Der Laden im Erdgeschoss ist Treffpunkt für Kaffeekränzchen oder das Feierabendbier; und in der Mehrgenerationenwerkstatt im Obergeschoss halten sich Alt und Jung bei Pilates fit, treffen sich Mutter-Kind-Gruppen zu Spielenachmittagen und so weiter und so fort. Längst sei der Dorfladen zum Mittelpunkt des Dorflebens geworden, sagt Dieter Möhring.

Fazit: Das Dörflädle beweist, wie lebendig ein Dorf bleibt, wenn die Lokalpolitik die Weichen richtig stellt und darüber hinaus die Bürgerinnen und Bürger Verantwortung übernehmen.

Ein echtes Projekt für die Jugend: Der Skate- und Bikepark in Knetzgau

Diesen Wunsch haben schon viele Lokalpolitikerinnen und -politiker gehört: Die Jugend im Ort hätte gerne einen Skaterpark. In Knetzgau fällt die Idee auf fruchtbaren Boden, mehr noch: Die Gemeinde beschließt 2018, einen Skate- und Bikepark so groß und modern zu bauen, dass er Strahlkraft in die ganze Region hinein hat. "Wir müssen einfach mehr für die jungen Menschen tun", sagt Bürgermeister Stefan Paulus damals.

Und das Projekt, das Knetzgau fast eine halbe Million Euro wert ist, entwickeln nicht nur Erwachsene, sprich Politik, Verwaltung und Planungsbüro: Die Heranwachsenden sind von Anfang an in die Planungen einbezogen. 

Das war 2021 bei der Eröffnung des Skate- und Bikeparks in Knetzgau: Ein Jugendlicher zeigt im Ellbow Pool Round, was er so alles auf und mit seinem Scooter kann. (Archivbild)
Foto: René Ruprecht | Das war 2021 bei der Eröffnung des Skate- und Bikeparks in Knetzgau: Ein Jugendlicher zeigt im Ellbow Pool Round, was er so alles auf und mit seinem Scooter kann. (Archivbild)

Im Oktober 2021 wird der Skate- und Bikepark im Knetzgauer Gewerbegebiet fertig. Seither können sich junge Sportlerinnen und Sportler hier auf gut 3500 Quadratmetern Fläche auf dem Skateboard, dem Fahrrad oder dem Roller in der Bowl, im Streetpark und auf dem Pumptrack austoben. Selbst aus Bamberg und Schweinfurt kommen Biker und Skater nach Knetzgau. Clever: Die Gemeinde Knetzgau überträgt einen Teil der Verantwortung für die Anlage und den reibungslosen Betrieb auf die Jugend selbst.

Fazit: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Das gilt auch für die Jugendarbeit der Kommunen. Knetzgau hat hier ein positives Zeichen gesetzt, weit über die Gemeindegrenze hinaus.

Taten statt Worte für die Pflegekräfte: Die Pflegedank-Stiftung

Ein Mann, ein Wort, eine Tat: Im Jahr 2018 startet Winfried Wiendl aus Untertheres sein Herzensprojekt. Wiendl, damals 68 Jahre alt und ehemaliger Top-Manager der Bonfinanz, hat sich für den Ruhestand etwas Besonderes vorgenommen: Er hebt mit eigenem Kapital eine Stiftung aus der Taufe, die Pflegedank-Stiftung, die einen Beitrag dazu leisten soll, dass auch in Zukunft ältere und pflegebedürftige Menschen verlässlich und fürsorglich betreut werden können.

Und das geht nur, so die Überzeugung des Stifters, wenn die Pflegekräfte auch die Anerkennung bekommen, die sie verdient haben. Ergo stellt die Stiftung all jene Frauen und Männer in den Mittelpunkt, deren Arbeit nach Wiendls Überzeugung zu wenig Würdigung erfährt - eine Arbeit, die sie oftmals an die Grenzen ihrer körperlichen und seelischen Belastbarkeit bringt.

Doch Winfried Wiendl mischt sich nicht in die Politik ein, er philosophiert und theoretisiert nicht. Er greift dem Pflegepersonal mit praktischer Hilfe unter die Arme, auf verschiedene Weise: Die Pflegedank-Stiftung finanziert Projekte, die die Pflegeheime der Region selbst vorschlagen müssen, weil die Einrichtungen selbst am besten wissen, was dem Personal den Alltag erleichtert, die Freizeit versüßt, das Betriebsklima verbessert. Auch verteilt die Stiftung Gutscheine an die Mitarbeitenden in der Pflege, mit denen sie sich individuelle Wünsche erfüllen können.

Gerade zu Corona-Zeiten eine willkommene Anerkennung: Die Mitarbeitenden eines Pflegeheims in Würzburg freuen sich über Gutscheine der Pflegedank-Stiftung. (Archivbild)
Foto: Alexandra Beer | Gerade zu Corona-Zeiten eine willkommene Anerkennung: Die Mitarbeitenden eines Pflegeheims in Würzburg freuen sich über Gutscheine der Pflegedank-Stiftung. (Archivbild)

Winfried Wiendl sammelt auch Spenden. Und alles in allem hat die Pflegedank-Stiftung bis heute rund 365.000 Euro ausgeschüttet. Aber es geht nicht nur ums Geld. Weil überall Personal fehlt, ist Wiendl unter anderem in Schulen unterwegs, um Werbung für die Pflegeberufe zu machen. Von seinem Engagement hat längst auch die große Politik erfahren – wie begeisterte Dankesschreiben vom vormaligen bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek und die vormalige Landtagspräsidentin Barbara Stamm auf der Homepage der Stiftung beweisen.

Fazit: Winfried Wiendl beweist, dass es nicht immer einer Partei, eines Vereins oder Verbandes braucht, um für die Gesellschaft etwas zu erreichen. Auch Einzelpersonen können viel bewegen.

Gelungene Energiewende vor der Haustüre: Der Windpark im Sailerhäuser Wald

2011, nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima, beschließt Deutschland den Atomausstieg. Und da zu diesem Zeitpunkt längst bekannt ist, dass fossile Energieträger endlich sind und ihre Verbrennung den Klimawandel befördert, machen sich auch der Landkreis Haßberge und seine Kommunen in Eigenregie auf in ein neues Energiezeitalter. Der Fokus liegt auf der Windkraft, die Wertschöpfung daraus soll in der Region bleiben.  

Zu dieser Zeit gibt es gerade mal eine Handvoll Windräder im Haßbergkreis. Das ändert sich 2015. Da geht nördlich von Haßfurt der Windpark im Sailerhäuser Wald mit seinen zehn Generatoren in Betrieb. Trotz erheblicher Widerstände.

Denn gegen den Windpark setzt sich eine Bürgerinitiative zur Wehr. Menschen in den umliegenden Dörfern befürchten gesundheitliche Gefahren und die Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität. Sie rechnen mit einem viel geringeren Windaufkommen als die Planer und prophezeien den Investoren ein finanzielles Desaster. Doch damit liegen die Kritikerinnen und Kritiker falsch.

Die Rotoren hier scheinen rund zu laufen: Das Windaufkommen im Windpark im Sailershäuser Wald übertrifft die Erwartungen der Betreiberinnen und Betreiber.
Foto: René Ruprecht | Die Rotoren hier scheinen rund zu laufen: Das Windaufkommen im Windpark im Sailershäuser Wald übertrifft die Erwartungen der Betreiberinnen und Betreiber.

Der Wind über dem Sailershäuser Wald bläst stärker als erwartet, im laufenden Jahr wird sich das Windaufkommen laut Betreibergesellschaft auf über 60 Millionen Kilowattstunden (kWh) summieren, 10 Millionen kWh über der Prognose. Und wer sich über die Bürgerenergiegenossenschaft des Landkreises am Windpark beteiligt hat, darf sich zuletzt – auch dank hoher Strompreise – über eine zweistellige Rendite freuen.

Fazit: Der Windpark im Sailershäuser Wald zeigt, wie Energiewende auch ohne große Konzerne funktioniert und stattdessen die Menschen vor Ort von der Wertschöpfung profitieren können.

Endlich eine vernünftige Bleibe für Fundtiere: Das Tierheim Haßberge in Zell am Ebersberg

2011 entzieht das Landratsamt Haßberge dem "Tierschutzverein Haßfurt Stadt und Land" wegen einer Vielzahl von Missständen mit sofortiger Wirkung die Erlaubnis zum Betrieb des Tierheims in Haßfurt. Die beiden Hauptverantwortlichen werden später sogar zu einer Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt. 

Doch was nun, wo das Tierheim geschlossen ist? Die Fundtierbetreuung gehört zu den Aufgaben der Städte und Gemeinden. Doch auch im Landkreis Haßberge zeigen manche Kommunen hierzu wenig Bereitschaft, andere sehen sich dazu nicht in der Lage.

Die neu gegründete Tierschutzinitiative Haßberge kümmert sich auf privatem Terrain um verwaiste Katzen, Hunde und andere Kreaturen. Doch das ist keine Lösung auf Dauer. Schließlich gehen der Landkreis und seine 26 Gemeinden einen in Bayern bis dato einzigartigen Schritt. Sie gründen den "Zweckverband Fundtier Landkreis Haßberge", der auf Zeller Gemarkung für rund 1,7 Millionen Euro ein allen Anforderungen entsprechendes Tierheim quasi neben der Autobahnauffahrt Knetzgau zur A70 baut. 

Endlich ein vernünftiges Zuhause für Fundtiere: Britta Merkel, die Vorsitzende der Tierschutz-Initiative Haßberge, im Tierheim in Zell am Ebersberg. (Archivbild)
Foto: Johanna Heim | Endlich ein vernünftiges Zuhause für Fundtiere: Britta Merkel, die Vorsitzende der Tierschutz-Initiative Haßberge, im Tierheim in Zell am Ebersberg. (Archivbild)

Betreiber des Tierheims Haßberge ist die Tierschutzinitiative, die sich darüber hinaus in vielfältiger Weise um das Wohl von Tieren, etwa bei der Rehkitzrettung, verdient macht. Nach jahrelangem Ringen ist die Fundtierbetreuung verlässlich in guten Händen.

Fazit: Das neue Tierheim ist eine tierisch gute Lösung für alle Seiten, für den Landkreis, seine Kommunen, und für alles, was zwei, vier oder auch mehr Beine, Fell, Federn und Flügel hat.

So macht man der Region Beine: Das Laufparadies Haßberge

Fast zehn Jahre ist es her, dass sich der Landkreis Haßberge mit einem besonderen Attribut schmücken darf: Laufparadies. Seit 2014 erschließt dieses Laufparadies nahezu jeden Winkel von Steigerwald, Maintal und Haßbergen. Wer Walken, Joggen, Wandern oder spazieren gehen will, den laden 68 ausgewählte und ausgeschilderte Strecken zur Erkundung von Natur und Kulturlandschaft ein. Zu jeder Strecke gibt es ausführliche Informationen über Länge, Schwierigkeitsgrad, Park- oder Einkehrmöglichkeiten und die Sehenswürdigkeiten.

Initiator des Laufparadieses Haßberge ist der Knetzgauer Marco Depner, selbst begeisterter Ausdauersportler. Seine Heimatgemeinde hat die Federführung des Projektes, an dem sich mit einer Ausnahme alle anderen Kommunen des Landkreises beteiligen.

Auf den einmal festgelegten Routen ruhen sich die Initiatorinnen und Initiatoren nicht aus. Sie arbeiten daran, die Streckenführung per Smartphone zu verbessern, ändern die Darstellung der Wegführung in der Broschüre und schaffen neue Erlebnisangebote: Zum Beispiel Laufwochenenden für bestimmte Zielgruppen, mit fachkundiger Betreuung. Mittlerweile zieht das größte Laufparadies Deutschlands Neugierige auch aus dem Ausland an. 

Der Zeiler Ultraläufer Hubert Karl (vorne) gehört zusammen mit Marco Depner (dahinter) zu den Initiatoren des Laufparadieses in den Haßbergen - hier bei einem Testlauf im Maintal. (Archivbild)
Foto: René Ruprecht | Der Zeiler Ultraläufer Hubert Karl (vorne) gehört zusammen mit Marco Depner (dahinter) zu den Initiatoren des Laufparadieses in den Haßbergen - hier bei einem Testlauf im Maintal. (Archivbild)

Fazit: Das Laufparadies zeigt, wen oder was man alles bewegen kann, wenn man nur will und genug Unterstützung hat.

Einsatz für die Umwelt und alte Liebhaberstücke: Das Hofheimer Reparaturcafé

Dass man der Wegwerfgesellschaft, den Müllbergen zu Lande und der Vermüllung der Meere auch auf lokaler Ebene intelligent und effizient entgegenwirken kann, das beweist seit gut sechs Jahren das Reparaturcafé der Hofheimer Allianz. Im Januar 2018 bietet im Interkommunalen Bürgerzentrum in Hofheim erstmals ein Team aus ehrenamtlich tätigen Expertinnen und Experten verschiedener Fachrichtung rund um den Initiator Theophil Giebfried folgenden Service an:

Sie kümmern sich um beschädigte Gebrauchsgegenstände, die ihre Besitzerinnen oder Besitzer nicht wegwerfen wollen, anderswo aber nicht reparieren lassen können. Dinge, die einfach zu schade für die Mülltonne sind und teils hohen ideellen Wert haben: Opas alter Plattenspieler etwa, der unrund läuft, die von der Modellbahn gestürzte Dampflok, die geliebte Vitrine, deren Fuß abgebrochen ist. Das Expertenteam begutachtet inzwischen etwa dreimal im Jahr die Schäden, greift selber vor Ort zu Schraubenzieher, Lötkolben oder Leim oder gibt die nötige Hilfe zur Selbsthilfe.

Nur nicht kopflos werden: Auch dem Bärchen kann geholfen werden beim Hofheimer Reparaturcafé. Er kann noch mehreren Generationen Kindern Freude machen. (Archivbild)
Foto: Gudrun Klopf | Nur nicht kopflos werden: Auch dem Bärchen kann geholfen werden beim Hofheimer Reparaturcafé. Er kann noch mehreren Generationen Kindern Freude machen. (Archivbild)

Jetzt Ende November hat gerade das 15. Reparaturcafé stattgefunden. Längst geht es nicht mehr nur ums Instandsetzen. Man trifft sich zum Fachsimpeln, zum Austausch über alle mögliche Themen. Für Kaffee und Kuchen dabei sorgt das Team der Stadtbücherei. Das Reparaturcafé ist zu einem sozialen Treffpunkt geworden. Wer hier Hilfe bekommt, muss übrigens nichts zahlen. Spenden sind willkommen und fließen gänzlich in die Arbeit der Stadtbücherei. Eine runde Geschichte also.

Fazit: Das Hofheimer Reparaturcafé schont auf vorbildliche Weise Umwelt und Geldbeutel und verbindet Menschen miteinander.

Hier sind alle Menschen willkommen: Das Mehrgenerationenhaus in Haßfurt

Es gehört zu Deutschlands Mehrgenerationenhäusern der ersten Stunde: Seit nunmehr 15 Jahren ist das Mehrgenerationenhaus (MGH) am Marktplatz 10 in Haßfurt offen für täglich bis zu 300 Menschen allen Alters, die das Haus aus den verschiedensten Gründen ansteuern - oft genug nur deshalb, um der Einsamkeit zu entgehen.

"Wir unterstützen Familien in allen Lebenslagen und -fragen" sagt Gudrun Greger, die Leiterin des MGH, und spricht von niederschwelligen Beratungs-, Unterstützungs- und Betreuungsangeboten. Schwerpunkte der Arbeit sind die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, von Familie und Pflege, die Integration von Menschen mit Fluchtgeschichte, das bürgerschaftliche Engagement, die Demokratieförderung oder das selbstbestimmte Leben im Alter. Zu Letzterem gehört zum Beispiel die Zukunftswerkstatt Digitalisierung, in der die ältere Generation lernt, mit Computer, Internet und Smartphones umzugehen.

Das MGH Haßfurt steht unter der Trägerschaft des Roten Kreuzes und wird vom Landkreis und der Kreisstadt bezuschusst. In seiner Anfangszeit gab es in der Lokalpolitik durchaus Zweifel an der Notwendigkeit dieser sozialen Einrichtung; die sind inzwischen längst verflogen. Der Mehrwert für die Menschen ist unstrittig. Vom Baby bis zum Greis: Tausende Nutzerinnen und Nutzer des MGH haben bis heute von den Angeboten, Kontakten und Beziehungen des Hauses profitiert.

Jugendliche engagieren sich in der 'Zukunftswerkstatt Digitalisierung' des Mehrgenerationenhauses in Haßfurt und erklären der älteren Generation den Umgang mit Handy, Computer und Co. (Archivbild)
Foto: René Ruprecht | Jugendliche engagieren sich in der "Zukunftswerkstatt Digitalisierung" des Mehrgenerationenhauses in Haßfurt und erklären der älteren Generation den Umgang mit Handy, Computer und Co. (Archivbild)

Und das Haßfurter Haus mit seinen acht Mitarbeiterinnen und 150 freiwillig Engagierten ist nicht irgendeines unter den Mehrgenerationenhäusern: Es gehört zu den besonderen Leuchttürmen, wie die vielen hohen Auszeichnungen beweisen, die das Haus seit seinem Bestehen erhalten hat.

Fazit: Das Mehrgenerationenhaus gehört zu den allerersten Adressen im Landkreis, wenn es um gesellschaftliches Engagement geht, gerade in herausfordernden Zeiten wie diesen.

Die Energie von morgen schon heute in Haßfurt: Die Power-to-Gas-Anlage

Es ist das Totschlagargument gegen die Nutzung von Windkraft und Solarenergie in unseren Breiten: Es gibt keine Garantie für konstante Winde und ausreichenden Sonnenschein, ergo bieten Solar- und Windparks keine verlässliche Stromversorgung. In Haßfurt hält man diese Argumentation schon 2016 für überholt. Da geht im Hafengebiet die Power-to-Gas-Anlage in Betrieb, sie gehört bundesweit zu den ersten.

Die Anlage erzeugt mithilfe von Windstrom in einem Elektrolyseur aus Wasser Wasserstoff und Sauerstoff. Der Sauerstoff wird in die Atmosphäre entlassen. Der Wasserstoff gelangt zunächst in einen großen Tank und wird bei Bedarf in einem benachbarten Blockheizkraftwerk verbrannt: Grüner Wasserstoff also, der zum einen der Wärmeversorgung dient – in diesem konkreten Falle der Waldorfschule – und der zum anderen eben rückverstromt werden kann: Was ihn zum Energiespeicher der Zukunft macht.

Die Stadt Haßfurt und ihr Stadtwerk sind hier nicht nur am Puls der Zeit, sie sind der Zeit weit voraus. In Kooperationen mit Hochschulen und anderen Partnern gelingt es der Kreisstadt in einem weltweiten Pilotprojekt, das Blockheizkraftwerk inzwischen zu 100 Prozent mit Wasserstoff laufen zu lassen. Für 2024 hat die Windgas Haßfurt GmbH & Co. KG, die die Power-to-Gas-Anlage betreibt, das Ziel vor Augen, eine Million Kilowattstunden grünen Wasserstoff zu erzeugen.

Im Oktober 2016 ist sie offiziell in Betrieb gegangen: Die Power-to-Gas-Anlage im Haßfurter Hafen. Sie erzeugt mithilfe von Windstrom grünen Wasserstoff. (Archivbild)
Foto: René Ruprecht | Im Oktober 2016 ist sie offiziell in Betrieb gegangen: Die Power-to-Gas-Anlage im Haßfurter Hafen. Sie erzeugt mithilfe von Windstrom grünen Wasserstoff. (Archivbild)

Fünf Prozent des grünen Wasserstoffs speist das ob seiner Innovationskraft vielfach ausgezeichnete Stadtwerk in sein allgemeines Erdgasnetz ein – eines Tages sollen es 100 Prozent sein, blickt Stadtwerkleiter Norbert Zösch voraus: Und alle andere Stadtwerke im Land werden da nachziehen müssen, sonst könne die Energiewende nicht gelingen, meint Zösch.

Fazit: Die Power-to-Gas-Anlage beweist, dass auch eine kleine Stadt wie Haßfurt Vorreiter der Energiewende sein kann, wenn der Wille und der Weitblick dafür vorhanden sind.

Unbeirrbarer Einsatz für gute Musik: Kultur e.V. und der Rügheimer Schüttbau

Klassische Musik in der Provinz, mit Spitzenmusikerinnen und -musikern und noch dazu in einem würdigen Ambiente? Geht nicht? Geht doch: Das beweist seit einem Vierteljahrhundert der in Rügheim ansässige Verein Kultur e.V. mit seinen Konzerten im dortigen Schüttbau.

Ist es viele Jahre lang eine "bunte Mischung von Konzertangeboten", so hebt der Verein 2014 die Abonnementreihe "Meisterkonzerte" mit erstklassigen Kammermusikensembles aus der Taufe: Die Reihe garantiert Liebhaberinnen und Liebhabern klassischer Musik im weiteren Sinne außergewöhnliche Konzerterlebnisse im Gewölbekeller des Schüttbaus, der für seine exzellente Akustik bekannt ist. Knapp 200 Personen können hier Platz nehmen.

Die Stadt Hofheim als Eigentümerin hatte den Schüttbau in den 1990-er Jahren renoviert. Doch es ist der Bezirk Unterfranken, der ihn als Kultur- und Tageszentrum nutzt und in zahlreiche Verbesserungen investiert. Doch nach 25 Jahren, 2019, lässt der Bezirk den Pachtvertrag auslaufen und zieht sich komplett aus dem Schüttbau zurück.

Klassik vom Feinsten: Hisako Kawamura (Flügel) und Uli Witteler 2018 bei einem Meisterkonzert im Schüttbau. (Archivbild)
Foto: Martin Sage | Klassik vom Feinsten: Hisako Kawamura (Flügel) und Uli Witteler 2018 bei einem Meisterkonzert im Schüttbau. (Archivbild)

Doch die Stadt Hofheim springt in die Bresche, übernimmt den Unterhalt samt der Personalkosten. Eine Situation, die "für uns als Stadt alles andere als einfach ist", wie Bürgermeister Alexander Bergmann betont. Zumal der Start in Eigenregie in die Corona-Pandemie fällt. 2023 ist das erste Jahr unter normalen Bedingungen. "Da werden wir erstmals sehen, was unter dem Strich dabei herauskommt", sagt Bergmann. Doch das Finanzielle sei nur die eine Seite der Medaille. Die Stadt Hofheim sei stolz auf die Meisterkonzerte des Vereins Kultur e.V. Und weil es zudem auch weiterhin Buchungen für Seminare und andere Veranstaltungen gibt, hofft Bergmann, dass der Schüttbau ein Erfolgsmodell auch unter städtischer Regie wird.

Fazit: Wo sich ein Verein und die Kommune mit Herz und Hand engagieren, müssen die Begriffe "hohe Kultur" und "ländlicher Raum" kein Gegensatz sein.

 
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