„Heute ist ein großer Tag für den Landkreis Haßberge und seine 26 Städte, Märkte und Gemeinden“, äußerte sich Landrat Wilhelm Schneider erfreut bei der Eröffnung des neuen Tierheims in Zell am Donnerstagnachmittag. Zahlreiche Gäste waren gekommen. Den kirchlichen Segen spendeten der evangelische Pfarrer Kai Thorsten Garben und der katholische Pastoralreferent Volker Krieger. Beide stellten den Psalm 23 „Der Herr ist mein Hirte“ in die Segensgebete, die dazu anregten, den Tieren mit entsprechender Würde entgegenzukommen.
Mit der offiziellen Schlüsselübergabe an den Zweckverband „Fundtier Landkreis Haßberge“ wurde laut Landrat Schneider ein wichtiges „historisches Ereignis“ markiert, denn mit dem Bau des neuen Tierheims stellt sich der Landkreis in Sachen Tierschutz und Fundtierbetreuung ganz neu auf. In einer Eineinhalbjährigen Bauzeit ist der Neubau mit Kosten von rund 1,7 Millionen Euro entstanden.
Schneider ging auf die Ereignisse im Vorfeld ein, wie die Standortsuche, und die Proteste dagegen. Im Jahr 2014 gelang es dann, im Knetzgauer Gemeindeteil Zell ein Grundstück zu erwerben, das allen Anforderungen entsprach. Hier wurde ein Ort geschaffen, an dem herrenlose Katzen, Hunde und Kleintiere bis zu ihrer Vermittlung ein tiergerechtes zeitweiliges Zuhause finden. Damit wird eine Versorgungslücke im Landkreis geschlossen und die umliegenden Tierheime werden entlastet.
Nach der Schließung des alten Tierheims in Haßfurt vor sechs Jahren hatte die Tierschutzinitiative die Fundtierbetreuung interimsmäßig übernommen. Rechtlich ist die Betreuung von Fundtieren Aufgabe der Städte und Gemeinden. Doch die Kommunen im Kreis wären zu klein, um jeweils ein eigenes Tierheim bauen zu können. Deswegen wurde nach einer kreisweiten Lösung gesucht. Noch unter Wilhelm Schneiders Vorgänger Rudolf Handwerker beschloss der Kreistag im April 2014, ein Tierheim zu bauen und schon im September stand der endgültige Standort fest. Der Landkreis Haßberge kaufte das Grundstück als Bauherr, alle Kommunen des Kreises steuern gemeinsam einen Investitionskostenzuschuss von einer Million Euro bei, den Rest der Baukosten trägt der Landkreis.
Mit der Schlüsselübergabe geht nun das neue Tierheim in den Besitz des „Zweckverband Fundtier Haßberge“ unter dem Vorsitz von Aidhausens Bürgermeister Dieter Möhring über. Der notarielle Kaufvertrag wurde am gleichen Tag unterzeichnet. Die Städte und Gemeinden zahlen dann jährlich eine Umlage von 1,20 Euro pro Einwohner, um den Betrieb des Tierheims sowie die Verwaltung des Zweckverbandes, die die Stadt Haßfurt übernommen hat, zu finanzieren. Dieser Zweckverband hat entschieden, dass die Tierschutzinitiative Haßberge den Betrieb übernimmt.
Die Tierschutzinitiative bezeichnete der Landrat als einen starken Partner für den Tierschutz im Landkreis. Schneider betonte, dass man ein zweckmäßiges Tierheim ohne Luxus gebaut habe, das dennoch den tierschutzrechtlichen Vorgaben genüge. Das Tierheim wurde als Hallentragwerk in Holzbauweise errichtet und besteht aus zwei Hallen und einem Verbindungsbau.
Das Gebäude wird mit einer Sole-Wasser-Wärmepumpe beheizt, die Energie hierfür und für die Warmwasseraufbereitung wird dabei aus Erdkollektorleitungen gewonnen. Außerdem wird das Tierheim mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet. Das Gebäude wurde ebenerdig barrierefrei gebaut und auch ein Behinderten-WC ist vorhanden.
Der Landrat sagte, er hoffe nun auf die notwendige Unterstützung aus der Bevölkerung und den Kommunen. Ebenso wünsche er den Betreibern, dass viele verantwortungsbewusste Menschen das neue Tierheim besuchen und möglichst vielen Tieren ein liebevolles Zuhause im Landkreis Haßberge und seiner Umgebung ermöglichen.
Dieter Möhring sprach von einer „tierisch guten Lösung“, die man mit dem Bau des neuen Tierheimes gefunden habe, da sich alle Kommunen daran beteiligen. Er bezeichnete das Projekt als große Chance für den Landkreis.
Karin Kraus, die sich ehrenamtlich in der Tierschutzinitiative engagiert, bedankte sich, dass die Tierschützer in die Planung mit einbezogen wurden. Sie freue sich mit allen Ehrenamtlichen darauf, dass die ersten Tiere einziehen. Dies soll bis zum Frühjahr soweit sein. Im Anschluss konnten sich die Gäste bei einer Führung selbst ein Bild von den Räumlichkeiten machen.