Königsberg ist mit rund 3600 Einwohnerinnen und Einwohnern die kleinste der sechs Städte im Landkreis Haßberge. Der Ort ist bekannt für seine Geschichte, für die mittelalterliche Fachwerkromantik und für historische Baudenkmäler. Eine optische Augenweide. Doch Modelle zur demografischen Entwicklung im ländlichen Raum sagen der Kleinstadt einen deutlichen Rückgang bei der Bevölkerung voraus. Wie zufrieden aber sind die Menschen im Hier und Jetzt? Kann eine hohe Lebensqualität diese Entwicklung noch stoppen?
Ein Stimmungsbild einfangen soll der große Haßberge-Check. An der landkreisweiten Online-Befragung haben aus Königsberg und seinen elf Stadtteilen 106 Menschen teilgenommen. Sie haben ihren Ort in 15 Kategorien auf einer Skala von eins (sehr schlecht) bis zehn (sehr gut) bewertet. Das sind die Ergebnisse.
Auf und Ab bei der Bewertung: Es bleibt der Platz im unteren Mittelfeld
Die Bürgerinnen und Bürger blicken zwiegespalten auf ihre Stadt. Grundsätzlich, das zeigen die Zahlen der Befragung, sehen sie ihren Ort kritisch. So belegt Königsberg im kreisweiten Vergleich einen Rang im unteren Mittelfeld. Alles in allem erhält der Ort von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Haßberge-Checks eine Note von 5,5. Zum Vergleich: Sand am Main liegt mit einem Wert von 6,5 auf dem ersten, Stettfeld mit 3,5 auf dem letzten Platz. Königsberg teilt sich mit dem Eberner und dem Hofheimer Umland Rang acht in der Umfrage.
Aber was genau läuft gut in Königsberg? Und wo unterscheidet sich die Stadt vom Rest des Landkreises? Die Königsberger scheinen ein positives Gefühl zu haben, wenn sie an ihren Ort denken. Das verdeutlicht ein Blick auf die Lebensqualität, die sie der Stadt zuschreiben. Hier erhält Königsberg eine Note von 7,1 - und die liegt deutlich über dem landkreisweiten Mittel von 6,7.
Gut - weil überdurchschnittlich - schneidet Königsberg auch bei den Themen Gastronomie (5,6; Landkreis: 5,3) und Kinderbetreuung (7,6; Landkreis: 7,0) ab. In letzterem Punkt liegt die Stadt im Herzen des Landkreises in der Gesamtschau gar auf einem sehr guten dritten Platz. Und tatsächlich bietet Königsberg seinen Schülern eine offene Mittagsbetreuung in Form eines Horts. Diesen Weg gewählt hatte die Stadt 2018 gemeinsam mit den Eltern und der evangelischen Kirchengemeinde im Ort. Ein Angebot, das seither gut angenommen wird, ebenso wie die zwei Kitas. Interessant jedoch ist, dass Königsberg in Sachen Familienfreundlichkeit - eigentlich eng verknüpft mit dem Thema Kinderbetreuung - unterdurchschnittlich abschneidet (6,3; Landkreis: 6,7).
Auch die Gastronomie findet positive Resonanz
Das vergleichsweise gute Abschneiden der Gastronomie könnte in dem Umstand begründet liegen, dass laut Verwaltung ganze neun Betriebe die Bürgerinnen und Bürger von Königsberg kulinarisch versorgen: mit Pizza und Pasta, mit eher deftiger traditioneller Kost, mit Kaffee, Kuchen und Eis. Trotz dieses Angebots geht in Königsberg immer wieder die Angst vor einem Aussterben der historischen Altstadt um.
Auch um diesem Trend entgegenzuwirken, war im September dieses Jahres ein Café in den Ortskern gezogen, genauer: an den Salzmarkt. Dass die elf Stadtteile davon weniger profitieren als der Kernort selbst, ist keine Überraschung. Sie sind von dem verhältnismäßig guten gastronomischen Angebot abgeschnitten, das zumindest geben die Stimmen in den Kommentaren der Befragung zumindest in Teilen zu verstehen.
Medizinische Versorgung, Nahverkehr und Einzelhandel bekommen die Rote Karte
Bei anderen Themen wiederum verpufft die Zufriedenheit der Bewohnerinnen und Bewohner von Königsberg offenbar. Besonders deutlich wird dieser Unmut unter den Befragten beim Blick auf den Einzelhandel. In dieser Kategorie liegt Königsberg im landkreisweiten Vergleich auf dem vorletzten Platz. Die Note: eine 3,2, was deutlich unter dem Schnitt der ganzen Region liegt. Nur das westliche Maintal - die Gemeinden Theres, Wonfurt, Gädheim - schneidet schlechter ab (3,0). Aber woran liegt das? Während die Gastronomie es wohl noch vermag, ein entsprechendes Angebot zu machen, scheinen die Einkaufsmöglichkeiten in Königsberg zu spärlich. Auch hier deckt sich die Wertung mit den abgegebenen Kommentaren.
In Königsberg selber rangiert der Einzelhandel auf dem letzten Platz. Der Nahverkehr bekommt von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Befragung aber ebenso die Rote Karte (3,9; Landkreis: 3,9) wie die Gesundheitsversorgung (4,2). Für letztere dürfe nach der Schließung des Krankenhauses in Hofheim im Jahr 2017 auch die geplante Umstrukturierung des Eberner Krankenhauses eine Rolle spielen. Ein Sterben auf Raten, wie Kritiker befürchten. Ein Allgemeinmediziner, ein Zahnarzt und eine Apotheke ergänzen die medizinische Versorgung.
Das Fazit ist ein gemischtes, wie das Ergebnis selbst
Unzufrieden sind die Befragten zudem mit dem kulturellen Angebot (4,2) und der Seniorenfreundlichkeit (4,5) im Ort. Glücklich wiederum, was Sauberkeit (7,6) und Sicherheit (7,0) betrifft. Die Liste der Themen, in denen Königsberg über oder unter dem landkreisweiten Durchschnitt wandelt, ließe sich fortsetzen. Beim Sportangebot etwa, oder beim Breitbandausbau.
Ein Umstand, der von einer gewissen Zerrissenheit zeugt. Es gibt vieles, über das sich die Einwohnerinnen und Einwohner im Vergleich zu den anderen Gemeinden im Landkreis Haßberge freuen. Und ebenso vieles, das sie offenbar stört. Die Lebensqualität jedenfalls scheint in den Augen der Königsbergerinnen und Königsberger eine hohe zu sein. Ein Umstand, der sich zumindest positiv auf die künftige demografische Entwicklung auswirken könnte.
Was ist der Haßberge-Check?
Über folgende Orte berichten wir demnächst:
Ebern
Hofheim
Zeil
Hofheimer Land (Aidhausen, Burgpreppach, Riedbach)
Weitere Artikel der Haßberge-Check Reihe gibt es unter mainpost.de/dossier/hassberge-check
Mit freundlichen Grüßen
Lukas Reinhardt