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Königsberg
Neues Leben am Salzmarkt: Warum das Königsberger Café ZwergRiese umzieht
Raus aus den gemieteten Räumen, rein in den eigenen Laden. Dass Silke Beck ihr Café verlegt, ist auch ein Gewinn für die historische Altstadt.
Die Regale sind befüllt, jetzt kann es los gehen: Silke Beck ist mit ihrem Café ZwergRiese und dem dazugehörigen Laden umgezogen.
Foto: Peter Schmieder | Die Regale sind befüllt, jetzt kann es los gehen: Silke Beck ist mit ihrem Café ZwergRiese und dem dazugehörigen Laden umgezogen.
Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 11.02.2024 15:03 Uhr

Das Café ZwergRiese ist mittlerweile eine feste Größe in Königsberg. 2011 startete Silke Beck bei sich zuhause mit einer Näh- und Bastelstube sowie dem Verkauf handgemachter Produkte aus der Region. Seit 2014 hat sie nun unter dem Namen ZwergRiese ein Café sowie den dazugehörigen Laden. Doch jetzt steht eine große Veränderung an: Das Café ist umgezogen und eröffnet am Samstag an einem neuen Standort. "Ich wollte aus der alten Immobilie raus, weil ich dort nur zur Miete war", erzählt Silke Beck. Mit der neuen Adresse am Salzmarkt hat sie nun endlich "etwas eigenes".

Wichtig war, die Innenstadt zu stärken

"Mir war wichtig, den Innenort zu stärken", begründet sie, warum sie auf jeden Fall in Königsberg und dort auch im Ortskern bleiben wollte. Auch Bürgermeister Claus Bittenbrünn freut sich über den Beitrag, den Silke Beck damit zur Belebung der Altstadt leistet – zumal der Laden mit seinem Konzept, das auf regionale Produkte und die Vermeidung von Verpackungsmüll setzt, eine "tolle Sache" sei. "Es ist auch gut, dass es wieder ein Café gibt, nachdem das Café am Rathaus zugemacht hat", sagt Bittenbrünn. Er lobt das "tolle Ambiente" des neuen ZwergRiese-Standortes, unter anderem mit der schön ausgebauten Terrasse vor dem Haus.

Diese Terrasse erfüllt für Silke Beck gleich mehrere Zwecke. Zum einen bietet sie eine Gelegenheit, an warmen Tagen draußen zu sitzen; weitere Sitzplätze im Freien gibt es im Hinterhof, wo etwas mehr Schatten geboten ist. Außerdem erleichtert die Erhöhung das Ausladen, wenn Lieferungen kommen. Und schließlich wäre da noch der leichtere Zugang gerade für ältere Menschen, die nicht mehr gut laufen können.

Noch laufen die letzten Arbeiten an der Terrasse. Bald können hier die ersten Gäste sitzen.
Foto: Peter Schmieder | Noch laufen die letzten Arbeiten an der Terrasse. Bald können hier die ersten Gäste sitzen.

Eine mobile Rampe ermöglicht auch den barrierefreien Zugang, zumindest zur Terrasse und dem Laden im Erdgeschoss. Der Hauptteil der Innenräume des Cafés befindet sich allerdings in den oberen Stockwerken und ist damit nur über eine Treppe zu erreichen.

Ein Treffpunkt der Generationen

Silke Beck ist es wichtig, in ihrem Café die Generationen zusammenzubringen. Das sagt auch schon der Name ZwergRiese: Hier soll sowohl für die Großen als auch für die Kleinen Platz sein. Dass sie den Schritt gewagt hat, umzuziehen und dafür auch ein eigenes Anwesen zu kaufen, sei auch dem großen Zuspruch ihrer Kundinnen und Kunden geschuldet. Denen ist sie auch sehr dankbar für die große Unterstützung, die sie während der Corona-Pandemie erfahren habe.

Viel Platz bieten die großen Tische im Café, die schon auf die ersten Gäste warten.
Foto: Peter Schmieder | Viel Platz bieten die großen Tische im Café, die schon auf die ersten Gäste warten.

Doch nicht nur Einheimische wollen verköstigt werden. Auch die Touristen, von denen die historische Altstadt viele anzieht, gehören zu ihrem Kundenkreis. Und mit dem geplanten Naturparkzentrum rechnet Silke Beck damit, dass die Zahl der Gäste der Stadt noch steigen wird.

Das Konzept von ZwergRiese bleibt auch am neuen Standort das gleiche wie zuvor, allerdings auf einer etwas größeren Fläche: Ein Café, in dem selbstgebackene Kuchen und Torten serviert werden, der Kaffee kommt aus der der Rösterei der Lebenshilfe Schweinfurt. Neu ist ein Nebenraum, unter anderem für Familienfeiern.

Doch auch ruhige Ecken mit kleinen Tischen hat das Café zu bieten. An der Wand dahinter zeigen Bilder, wie das Haus früher ausgesehen hat.
Foto: Peter Schmieder | Doch auch ruhige Ecken mit kleinen Tischen hat das Café zu bieten. An der Wand dahinter zeigen Bilder, wie das Haus früher ausgesehen hat.

Dazu kommt ein Laden, in dem es "alles für den täglichen Bedarf" gibt, wobei Silke Beck auf Bio-Qualität und regionale Produkte setzt, auch unverpackte Lebensmittel gibt es zu kaufen. Dienstags und freitags gibt es zudem einen Backwarenverkauf mit Produkten der Naturbäckerei Oppel aus Untersteinbach. Und auch die Nähstube, mit der 2011 alles anfing, hat im neuen Haus am Salzmarkt einen Platz gefunden.

Der Denkmalschutz macht es nicht leichter

Für den Neustart am neuen Standort gab es eine Förderung vom Amt für Ländliche Entwicklung, das damit die Belebung von Altorten unterstützen will. Allerdings hat sich Silke Beck mit dem Wunsch, im Ortskern zu bleiben, auch Scherereien eingehandelt: Die gesamte Altstadt ist Ensemblegeschützt. Ergo muss jede Baumaßnahme und jede Umgestaltung mit dem Denkmalschutz abgestimmt werden. "Manche Vorschriften sind nicht zu verstehen", sagt Beck.

Ein Problem: Wo soll sie ihre Mülltonnen hinstellen? Die Müllbehälter auf der Straße vor dem Haus stehen zu lassen, sähe aber nicht gut aus und wäre gerade vor einem Café wenig ansprechend. Die beste Lösung wäre aus ihrer Sicht also eine Einhausung der Tonnen. Doch die lasse der Denkmalschutz nicht zu, berichtet Silke Beck.

"Man findet schon eine Lösung"

Auch beim Bau einer Terrasse vor dem Gebäude hatte der Denkmalschutz mitzureden: Welche Form darf ein Geländer haben? Welche Holzsorte darf verwendet werden? Auch hier brachten die Vorschriften einen Mehraufwand und vor allem höhere Kosten. "Das Denkmalamt könnte mehr Verständnis für die Bedürfnisse von Gewerbetreibenden zeigen", sagt sie. "Man lebt ja trotz der mittelalterlichen romantischen Altstadt nicht mehr im Mittelalter, sondern im hier und jetzt. Es will ja keiner eine Leuchtreklame anbringen."

Beim Umbau der Terrasse gab es viel zu tun. Für zusätzlichen Aufwand sorgten die Denkmalschutz-Vorschriften.
Foto: Silke Beck | Beim Umbau der Terrasse gab es viel zu tun. Für zusätzlichen Aufwand sorgten die Denkmalschutz-Vorschriften.

Von all dem ließ sich Silke Beck aber nicht entmutigen. Sie betont, dass sie das Gebäude trotzdem gekauft hätte, auch wenn sie vorher gewusst hätte, was damit auf sie zukommt: "Man findet schon eine Lösung", sagt sie.

Umbau in nur sechs Wochen

Die wichtigste Frage hatte sie allerdings bereits vor dem Kauf des Hauses geklärt, nämlich ob eine Nutzungsänderung zulässig ist. Denn bisher handelte es sich bei dem Gebäude am Salzmarkt um ein Wohnhaus. "Die Familie wollte es zur Privatnutzung verkaufen, hat es aber nicht losgebracht", berichtet Beck. Nachdem die Behörden einer Nutzungsänderung zum Café und Laden zugestimmt hatten und nachdem es Corona-bedingt einige Verzögerungen gegeben hatte, kaufte Silke Beck das Haus im August.

Dann stand ein straffes Programm an: Innerhalb von nur rund sechs Wochen fanden alle wichtigen Umbaumaßnahmen statt. "Es war zum Glück saniert. Gut saniert", sagt die neue Eigentümerin. So musste sie das Haus nicht von Grund auf auf Vordermann bringen. "Wir haben es nur in Teilbereichen für die Gastronomie und den Laden angepasst."

 
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