
Im Maintal sind die Menschen zufriedener als etwa in den nördlichen Haßbergen oder im südlichen Steigerwald, heißt es oft. Hier verlaufen die Lebensadern der Region: der Fluss, die A70, die Bahntrasse. Doch profitiert Sand mit seinen rund 3100 Einwohnerinnen und Einwohnern von dieser Lage? Was läuft gut in der Gemeinde- und wo herrscht noch Nachholbedarf?
Herausfinden soll das der große Haßberge-Check. An der Online-Befragung, die ein Stimmungsbild in allen Städten und Gemeinden im ganzen Landkreis einfangen soll, haben in Sand am Main 59 Menschen teilgenommen. Sie haben ihren Ort in 15 Kategorien auf einer Skala von eins (sehr schlecht) bis zehn (sehr gut) bewertet. Das sind die Ergebnisse (alle Zahlen am Ende des Artikels).
Der große Sieger: In fünf von 15 Kategorien auf dem ersten Platz
Die Zahlen aus Sand sprechen eine deutliche Sprache: Verglichen mit den anderen Städten und Gemeinden im Landkreis, sind die Menschen hier am glücklichsten. In fünf Kategorien - darunter die Themen Familienfreundlichkeit, Kinderbetreuung, Sportangebot - steht die Gemeinde ganz oben auf dem Treppchen. In den Rubriken Sauberkeit und Kultur gibt es Silber, in der Kategorie Gastronomie die Bronzemedaille. Mit einer Gesamtwertung von 6,5 liegt die Gemeinde im Maintal deutlich über dem Landkreis-Durchschnitt von 5,7. Kurzum: Die Sander sind ein zufriedenes Völkchen, das zeigt sich auch bei der Lebensqualität (8,3). Aber woran liegt's?

Sauberkeit ist im gesamten Landkreis kein Streitpunkt. In allen Gemeinden belegt diese Kategorie einen der vordersten drei Ränge. Auch die Sander zeichnen ihren Ort hier mit der Bestnote 8,4 aus.
Interessant wird es bei den Themen, in denen Sand deutlich vom Trend abweicht, etwa bei der Gesundheitsversorgung. Die bekommt von den Sander Bürgerinnen und Bürgern die landkreisweite Bestwertung von 7,3 Punkten. Nicht die Städte Haßfurt (6,4) oder Ebern (4,4) mit ihren Krankenhäusern, nicht Eltmann (7,1), Hofheim (6,1) oder Königsberg (4,2). Auf den ersten Blick scheint das zu überraschen angesichts der Größe der Gemeinde. Beim genaueren Hinsehen aber zeigt sich der Grund für die gute Stimmungslage: Sand ist mit drei Arztpraxen, einer Apotheke, einer Zahnarztpraxis und fünf therapeutischen Einrichtungen tatsächlich sehr gut versorgt, wie auf der Homepage der Gemeinde ersichtlich wird. Andere Orte von vergleichbarer Größe können hier auf deutlich weniger Angebot zurückgreifen.

Auch mit dem Sportangebot sind die Sander sehr zufrieden (8,0) und belegen im kreisweiten Vergleich (6,1) den Spitzenplatz. Dazu beitragen dürfte neben der Vielzahl an Vereinen die moderne Infrastruktur wie der Kunstrasenplatz, der vor ein paar Jahren aber auch in die Kritik geraten war. Oder die Turnhalle, die gleichzeitig Veranstaltungsort ist und damit ein bedeutender Baustein für das offenbar gute Kulturangebot im Ort. Denn das bewerten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Befragung ebenso überdurchschnittlich (6,2) wie die Gastronomie (6,4). Letztere schneidet normalerweise vor allem in kleineren Gemeinden auffallend schlecht ab. Maroldsweisach im Norden etwa bekommt von seinen Bürgern im Bunde gerade einmal die Note 4,4.

Zwei Themen, bei denen wiederum kreisweiter Konsens herrscht, sind Kinderbetreuung und Familienfreundlichkeit, die in gewisser Weise Hand in Hand gehen. Wie in den meisten anderen Gemeinden auch, sind hier die Sander überdurchschnittlich zufrieden (je 8,0).
Aber: Gibt es auch in Sand das sprichwörtliche Haar in der Suppe?
Eigentlich, um das zu wiederholen, sind die Sander ein sehr zufriedenes Völkchen. Eigentlich. Wären da nicht diese drei Haare in der Suppe. Der laut den Befragten unterdurchschnittliche Breitbandausbau etwa. Hier bekommt die Gemeinde am Main eine Note (4,9), die deutlich unter dem Landkreis-Wert von 5,3 liegt, und damit von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Befragung die Rote Karte gezeigt. Doch die Verwaltung möchte offenbar Abhilfe schaffen: Zuletzt war der Ausbau der Breitbandversorgung im August dieses Jahres Thema im Sander Gemeinderat.
Angespannt, so sehen es die befragten Bürgerinnen und Bürger, scheint auch die Lage auf dem Wohnungsmarkt (4,4). Hier belegt Sand im Vergleich mit den anderen Regionen des Landkreises den vorletzten Platz. Das mag neben der hohen Lebensqualität im Ort selbst auch daran liegen, dass die Gemeinde gut angebunden ist an die wirtschaftskräftigen Standorte im Maintal. In kürzester Zeit ist man auf der Autobahn, Bamberg im Osten ist ebenso schnell erreicht wie Schweinfurt im Westen - ohne Stau laut Kartendienst in exakt 25 Minuten. Für Pendlerinnen und Pendler, die gerne im ländlichen Raum leben, jedoch im Ballungsgebiet arbeiten, ein fast idealer Standort.

Gut erreichbar ist Sand aber eben doch nur für Autofahrer. Einen Bahnhof gibt es nicht. Die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr bekommt deshalb von den Befragten die schlechteste Note: 3,7. Immerhin, hier bestätigt sich nur ein ganz grundsätzliches Problem, mit dem die Gemeinde im Maintal nicht alleine ist. Der gesamte Landkreis schneidet in dieser Kategorie schlecht ab (3,9). ÖPNV scheint ein Problem in allen Himmelsrichtungen des Haßbergkreises zu sein.
Das Fazit: In Sand überwiegt laut den Befragten das Positive
Die Bürgerinnen und Bürger - das zeigen die bisherigen Auswertungen - nutzen den Haßberge-Check für durchaus harte Kritik an ihren Städten und Gemeinden. In Sand aber ist das grundsätzliche Stimmungsbild ein positives. Hier, das verdeutlichen die Zahlen, leben die Menschen gut und gerne. Und trotzdem gibt es auch für den Sieger des Haßberge-Checks vonseiten seiner Bürgerinnen und Bürger bei einigen Themen durchaus Kritik.

Was ist der Haßberge-Check?
Über folgende Orte berichten wir demnächst:
Heilige Länder (Breitbrunn, Kirchlauter)
Königsberg
Ebern
Hofheim
Zeil
Hofheimer Land (Aidhausen, Burgpreppach, Riedbach)
Weitere Artikel der Reihe gibt es im Dossier zum Haßberge-Check.