Das Krankenhaus in Ebern steht vor gravierenden Veränderungen. Die Stationäre Chirurgie wird aufgelöst, die Innere Abteilung soll erhalten bleiben, eine Abteilung Altersmedizin soll neu entstehen. An diesen Plänen könnte jetzt nur noch ein Hilfspaket der bayerischen Regierung etwas ändern. Auf diese Weise konnten die Haßbergkliniken vor wenigen Jahren die Gynäkologische Abteilung in Haßfurt erhalten. Doch eine solche staatliche Unterstützung ist nicht in Sicht.
Infoveranstaltung mit bis zu 100 Teilnehmern
Ein zukunftsfähiges Konzept nannte Landrat Wilhelm Schneider diesen Umbruch am Mittwochabend in einer Online-Informationsveranstaltung, zu der alle Bürgerinnen und Bürger des Landkreises eingeladen waren. Als Anfang vom Ende für das Krankenhaus in Ebern hatten dagegen in den vergangenen Wochen immer wieder Kritiker und Beschäftigte des Standorts die Pläne der Haßberg-Kliniken bezeichnet. Nach der Schließung der Klinik in Hofheim im Jahr 2017 hatten sie dem Eberner Haus das gleiche Schicksal prognostiziert. Doch in der annähernd drei Stunden dauernden Veranstaltung am Mittwoch, an der sich zu Spitzenzeiten um die 100 Teilnehmer beteiligten, blieben die erwarteten harschen Verbalangriffe aus.
Angebot an Bedarf anpassen
Schneider und Wilfried Neubauer, Vorstand der Haßberg-Kliniken, schilderten die aktuelle Situation des Unternehmens und die Pläne für Ebern. Klinikchefin Dr. Vera Antonia Büchner ließ sich krankheitsbedingt entschuldigen. Der Klinikstandort Ebern werde unter dem Motto "Rundum bestens versorgt im Landkreis" zukunftsfähig aufgestellt, sagte Schneider. Ziel sei es zum einen, das derzeit hohe Defizit der Haßbergkliniken zu minimieren und zum anderen das Angebot an den tatsächlichen Bedarf anzupassen. Dadurch solle der Standort Ebern langfristig erhalten bleiben.
Hohes Defizit der Chirurgie
Wie der Umbruch im Einzelnen vonstattengehen soll, das zeigte Neubauer anhand einer detaillierten Bildschirm-Präsentation. Und die lieferte äußerst unerfreuliche Zahlen: Im Jahr 2019 erwirtschafteten die Haßberg-Kliniken insgesamt ein Defizit von 6,3 Millionen Euro. Davon gingen 1,31 Millionen auf das Konto des Hauses Ebern, wovon wiederum 668 000 Euro alleine die Chirurgie in Ebern zu verantworten habe. Der Landkreis – also im Endeffekt der Steuerzahler – habe das Defizit mithilfe des Freistaats ausgleichen müssen. Auch in den Jahren zuvor hatte sich ein ähnliches Bild ergeben.
Für 2020 lägen die Zahlen laut Neubauer noch nicht vor, würden aber nicht besser aussehen. Der Grund für die finanziellen Schwierigkeiten der Chirurgie liege im Rückgang der ohnehin in den vergangenen Jahren schon geringen Fallzahlen. Einen direkten Zusammenhang mit der speziellen Corona-Situation dagegen sehen die Verantwortlichen nicht, die Tendenz sei schon vor Ausbruch der Pandemie zu erkennen gewesen.
Nur noch etwa 1000 Fälle habe die Chirurgie im Jahr 2020 behandelt. Die Chirurgie sei so nicht ausgelastet. „Tausend Fälle sind für eine chirurgische Hauptabteilung einfach zu wenig“, sagte Neubauer. Deshalb habe sich für das Unternehmen die Frage gestellt, wie es in Ebern weitergehen soll, zumal der dortige Chefarzt Dr. Klaus Riedel in den Ruhestand gehen wird. Erschwerend käme hinzu, dass etwa 17 Prozent der Operationen der Chirurgie künftig ambulant durchgeführt werden könnten. Auch ein zunehmender Personalmangel bei den Ärzten, in der Pflege und im Funktionsdienst würde die Situation der Chirurgie in Ebern weiter verschlechtern.
Säule 1: Zentrum für Altersmedizin
Das Haus solle deshalb zu einem Gesundheitszentrum umgewandelt werden, das auf zwei Säulen ruht. Die Hauptsäule bildet ein Zentrum für Altersmedizin mit einem stationären internistischen Schwerpunkt und einer palliativmedizinischen Abteilung. Außerdem soll eine Station für Kurzzeitpflege mit etwa 30 Plätzen entstehen. Letztere werde dringend gebraucht, denn immer mehr Pflegeeinrichtungen würden hier ihre Kapazitäten zugunsten von rentableren Dauerpflegeplätzen zurückfahren.
Ab kommenden Februar soll diese Station nach diversen Umbaumaßnahmen in Betrieb gehen, die laut Schneider keine Konkurrenz sein wird zur Akutgeriatrie in Haßfurt. Beide Stationen würden sich vielmehr ergänzen, sagte Schneider. Das Personal aus der wegfallenden Stationären Chirurgie könne großteils in der neuen Kurzzeitpflegeabteilung eingesetzt werden. Außerdem werde es individuelle Stellenangebote innerhalb der Haßberg-Kliniken geben sowie Altersteilzeitangebote, so Neubauer. Betriebsbedingte Kündigungen seien nicht geplant.
Säule 2: Medizinisches Versorgungszentrum
Die zweite Säule besteht aus dem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) mit einer Abteilung Innere Medizin, schwerpunktmäßig ausgelegt auf ältere Patienten, und einer ambulanten unfallchirurgischen und orthopädischen Versorgung. Ein erfahrener Facharzt solle zum Jahreswechsel 2021/22 die Leitung übernehmen. Was bei dieser zukünftigen Ausrichtung wegfalle, sei die Notfallversorgung. Sogenannte Freizeitunfälle, die nach 18 Uhr oder am Wochenende geschehen, würden also künftig nicht mehr in Ebern behandelt.
Aus Sicht der Stadt Ebern sei entscheidend, dass der Standort fortbesteht, kommentierte Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann die vorgestellten Pläne. Auch wenn die Stationäre Chirurgie entfiele, bliebe doch die Innere Abteilung erhalten. Zudem sei der Standort mit der künftigen Ausrichtung auf die Altersmedizin für die Zukunft gut aufgestellt.
Unmut über den Wegfall der Stationären Chirurgie
Das bezweifelte in der Fragerunde unter anderem Wolfgang Zirbik. "Es ist sehr schlimm, dass man im östlichen und nördlichen Landkreis die 24/7-Versorgung so einfach wegwischt", sagte der Eberner. Was da passiert, sei ein Unding. Dem entgegnete der Landrat, dass in Ebern in den vergangenen Jahren im Schnitt nur drei Notfälle pro Woche behandelt worden seien. Die Station sei nicht wirtschaftlich zu betreiben, das habe man über Jahre beobachtet.
Dass in Ebern bezüglich des Krankenhauses derzeit viele Gerüchte und Falschmeldungen kursieren, sprach Thomas Limpert an. Der 3. Bürgermeister der Stadt Ebern monierte, dass selbst der Stadtrat bislang unzureichend von Verwaltungsrat oder Landratsamt über die Pläne informiert worden sei und dass das Gremium so auch die Bevölkerung nicht aufklären könne. Der Landrat versprach, diesbezüglich Abhilfe zu schaffen.
Hoffen auf die "Schwarze Null"
Weniger konkret fiel die Antwort auf Limperts zweite Frage aus, die auch andere Diskussionsteilnehmer ähnlich formulierten: Ob das Defizit des Eberner Standorts durch die künftige Ausrichtung wohl reduziert werden könne? "Wir werden für das MVZ mindestens eine schwarze Null erreichen", antwortete Neubauer. Beim Zentrum für Altersmedizin gehe es dagegen um die Versorgung und um den Bedarf, nicht um die Wirtschaftlichkeit. Insgesamt solle sich das Defizit schon deutlich verringern. "Wir drücken uns vorsichtig aus, weil wir uns auch in zwei oder drei Jahren daran messen lassen müssen, was wir jetzt erzählen", schob der Landrat hinterher. Er gehe fest davon aus, dass sich das Ergebnis verbessere. "Aber wir können nicht genau sagen, wie es ausgeht."
Eine Chance für Ebern
Dass der Wegfall der Chirurgie ein heißes Thema in Ebern ist, versteht auch Landtagsabgeordneter Steffen Vogel, der sich gegen Ende der Diskussion zu Wort meldete. Die Ambulante Medizin habe in der Vergangenheit große Fortschritte gemacht. Die Liegezeiten nach Operationen hätten sich verkürzt, außerdem seien die meisten Eingriffe heutzutage geplant. So entstehe großer Konkurrenzdruck, weil sich die Patienten genau überlegen würden, wo sie sich operieren lassen. Der Bedarf habe sich also verändert. Ein Kompetenzzentrum für Altersmedizin sei somit eine echte Chance für den Standort Ebern.
Die 20 chirurgischen Betten wären angeblich in Ebern nicht ausgelastet gewesen. Wenn diese 20 Betten nach Haßfurt kommen, warum sollen sie plötzlich dort ausgelastet werden können? Diese Logik erschließt sich mir nicht.
Muss am Ende in Haßfurt angebaut werden? Wo ist dann der Einspar-Effekt? Der Landrat hat auf der Info-Veranstaltung nicht klar kommuniziert. All solche Fragen wurden auf der Info-Veranstaltung gestellt und von ihm nicht oder eben nur teilweise beantwortet. Warum das der Autor der Mainpost nicht berichtet, bleibt sein Geheimnis.
Meiner Meinung nach hat der Landrat sich sehr wohl bemüht, auf viele Fragen zu antworten. Das Problem war, dass eine einzelne anonyme Person den Landrat über die Chatfunktion fast im Minutentakt mit teils unsinnigen oder provozierenden Fragen bombardiert hat. Dass der Landrat diese Fragen nicht alle beantwortet hat, ist in meinen Augen verständlich. Schade, dass sich diese Person nicht getraut hat, sich über die Kamera zu zeigen und das Wort zu ergreifen. Und ich als Reporter habe bewusst diese Person nicht im Artikel erwähnt, um dieses Verhalten nicht noch zu belohnen.
Mit freundlichen Grüßen,
Markus Erhard, Redaktion Haßberge