Bietet Martina Weber ihren Gästen heute einen Rundgang durch ihr Haus an, dauert dieser nur noch wenige Minuten. Bad, Küche, Wohn- und Schlafzimmer sowie ein kleiner Wintergarten, all das findet sich hier auf 52 Quadratmetern. Vorbei ist die Zeit, in der die 64-Jährige ein Einfamilienhaus mit sieben Zimmern über drei Etagen ganz alleine bewohnte. Denn die Königsbergerin hat sich entschieden, künftig mit Hündin Ulla auf kleinem Fuß zu leben: in einem sogenannten "Tiny-House".
Drei Monate ist dieser Umzug nun her. Wenige Tage zuvor, Anfang März, hatte ein Kran das bereits fertige, gerade einmal 17 Tonnen schwere Eigenheim gleich im Ganzen auf das Grundstück von Martina Weber gehoben. Auch darüber hatte diese Redaktion berichtet. Zwischenzeitlich, so erzählt Martina Weber, habe sich ihr neues Zuhause, das am Rande von Königsberg im Haßbergkreis steht, zu einer Art Pilgerstätte entwickelt.
"Die Artikel über mich haben eine wahre Wallfahrt ausgelöst", sagt die 64-Jährige und schüttelt etwas ungläubig mit dem Kopf. "Die Menschen kamen von weit her, um das Haus zu sehen. Sie standen am Zaun und wollten wissen, wie es wirklich ist, in einem Tiny-House zu leben. " Und, wie ist es?
Ein Drittel des Raumes ist für ihre Küche reserviert
"Es ist ein Traum", sagt Martina Weber und lacht. "Ich fühle mich hier wahnsinnig geborgen." Von außen betrachtet möge das Modulhaus, entwickelt von einer mittelfränkischen Baufirma, mit seinen rund 40 Quadratmetern zwar etwas beengt erscheinen, so die Königsbergerin. Doch wer einen Blick hineinwerfe, erlebe das Gegenteil. "Voraussetzung ist natürlich, dass man den wenigen Raum klug nutzt und sich sinnvoll einrichtet", sagt Weber.
Das Schlafzimmer hat die 64-Jährige deshalb mit einem Einbauschrank ausgestattet, der zusätzlichen Platz zum Verstauen bieten soll. Im kleinen Bad findet sich das Nötige, nämlich Dusche und Toilette. Und den dritten Raum teilen sich das Wohnzimmer mit einem üppigen Sofa und die Küche mit einer großen Arbeitsfläche. "Ich koche und backe unglaublich gerne, da brauche ich den Platz", sagt Weber.
Etwa ein Drittel des Raumes ist deshalb für die kulinarischen Künste reserviert. Der Rest dient der Entspannung, genauso wie der Wintergarten mit seinen zwölf zusätzlichen Quadratmetern. Dort steht neben vielen eingetopften Pflanzen und Blumen, die an diesem Ort zu jeder Jahreszeit gedeihen, ein großer Esstisch: "Optimal, wenn Freunde und Familie zu Besuch sind", so Weber.
Die Mini-Häuser gibt es in ganz unterschiedlichen Formen
Den Schritt in ihr neues Zuhause bereut Martina Weber kein bisschen. Sie ist froh, sich diesen Traum erfüllt zu haben. Und die Königsbergerin ist damit nicht alleine. Der Trend hin zum minimalistischen Wohnen findet in Deutschland immer mehr Anhängerinnen und Anhänger. Die Mini-Häuser gibt es in unterschiedlichen Formen. Sie bieten auf kleinster Fläche all das, was es zum Leben braucht, gelten als vergleichsweise günstig und hochfunktional. Teilweise entstehen ganze Siedlungen, wie etwa im Fichtelgebirge. Doch der bürokratische Aufwand ist hoch. Und nicht überall ist diese Form des Wohnens am Ende auch erwünscht.
Wer ein Mini-Haus bezieht, spricht nicht selten vom "Gesundschrumpfen." So auch Martina Weber. Sie lebte 44 Jahre auf dem Fünffachen an Fläche. "Viel Zeit und Platz um Dinge anzuhäufen, die der Mensch nicht zwingend braucht", sagt sie lachend. Bevor es in das neue Zuhause ging, hieß es deshalb: aussortieren.
"Es ist irre, was man alles aufhebt. Ein bisschen habe ich auch mein eigenes Leben entrümpelt", sagt Weber. "Es war wie ein Befreiungsschlag." Viele Dinge aus dem großen Haus habe sie verschenkt oder gespendet. Andere wanderten in den Müll. Mitgenommen hat sie nur wenig. Ein Tiny-House bedeutet immer auch, Prioritäten beim verfügbaren Platz setzen zu müssen. Nur ein Regal und der große Esstisch aus massivem Holz zogen mit um. Ansonsten ist die Einrichtung neu.
Anstatt Weihnachtsbaum nun Tanne im Garten
Mit dem Einzug in das Tiny-House hat für Martina Weber ein neuer Lebensabschnitt begonnen. Seit rund zwei Monaten ist die 64-Jährige in Rente. Auch weil das neue Haus auf kleinstem Raum alles Notwendige bietet, hat sie sich für diese Form des Wohnens entschieden. Die Zeit, die ihr nun bislang ohne die Arbeit blieb, hat Weber genutzt, um sich einzurichten. Nicht nur im Haus, sondern auch drum herum. Abgeschlossen ist ihr Projekt aber noch nicht. Die Einfahrt etwa oder die Terrasse, aber auch die Treppen zum Hauseingang und in den Wintergarten müssen noch angelegt werden.
Einen kleinen, wenn auch kurzen Wermutstropfen gab es am Ende vielleicht doch. Denn der üppige Christbaum, der bislang jedes Jahr am 24. Dezember bei Martina Weber im Wohnzimmer stand, passt künftig nicht mehr in das neue Zuhause. "Dabei ist mir der immer sehr wichtig gewesen", sagt sie. Ihr Einfall: Die Königsbergerin pflanzt nun eine Tanne im Garten, die dann zur Weihnachtszeit den festlichen Schmuck tragen soll.
"Ich für mich habe alles richtig gemacht", ist Webers abschließendes Fazit. "Auch wenn das vielleicht nicht für jeden etwas ist." Nach den ersten Berichten sei ihr am Gartenzaun nämlich nicht nur Begeisterung begegnet. "Es gab tatsächlich auch die Frage, wie man so leben kann", erzählt die 64-Jährige. Doch der Großteil der Menschen hat das Haus mit Interesse betrachtet. Welchen Tipp gibt Martina Weber diesen Menschen, die mit dem Gedanken spielen, in ein Tiny-House zu ziehen, sich aber noch unsicher sind? "Einfach mal über ein Wochenende probewohnen."
Beste Grüße
Lukas Reinhardt
Die Dame rennt nur einem "Trend" nach.
Neu ist, dass ein Tiny Haus der Hauptwohnsitz ist. Als eigenes Haus gilt. Was auf einem Campingplatz beides nicht gegeben ist. Ganz davon abgesehen, dass die Campingplatzwohncontainer mit einem Tiny Haus nicht vergleichbar sind. Weder in Ausstattung noch in Wohnqualität.
Denn eigentlich bietet das alles, was man braucht! Ich wäre sofort dabei!
Könnte es sein, daß solche Häuser relativ viel Baugrund brauchen, weil sie nur ein Stockwerk haben?
Viele Singles, die ich kenne haben auch nicht mehr Fläche....und mit etwas Glück einen kleinen Balkon.
Aber schön, wenn sich die Frau wohl fühlt. So soll es ja auch sein.
In der Wohnanlage (Genossenschaft) in der ich lebe gibt es viele Wohnungen in dieser Größenordnung. Meistens mit Balkon, Straßenbahnhaltestelle um die Ecke.
Alles die dort leben haben Einbauschränke (!), vor dem Einzug aussortiert usw.
Nix neues, keine Sensation wozu dann noch dieser Artikel in der MP?
es gibt viele Menschen wie Martina Weber, die inzwischen alleine leben, weil die Kinder ausgezogen sind. Menschen, die aber weiterhin in einem großen Eigenheim wohnen mit mehreren hundert Quadratmetern Wohnfläche über mehreren Etagen. Martina Weber steht also Beispielhaft für diese Generation, die sich verkleinern möchte. Es geht in diesem Artikel nicht um eine Sensation.
Beste Grüße
Lukas Reinhardt
PS: Das Modulhaus hat übrigens eine Grundfläche von rund 40 Quadratmetern, hinzu kommt der Wintergarten.
das ist schon richtig, aber leider der falsche Artikel dazu.
In meinem Bekanntenkreis gibt es einige, die gerne ihre große Wohnung aufgeben möchten. Leider kostet die neue, kleinere Wohnung immer dann erheblich mehr Miete wie vorher. Auch die alten und vorher preisgünstigen großen Wohnungen sind nach einem Mieterwechsel plötzlich teurer und kaum für Normalbürger bezahlbar.