Ein einziger Tieflader brachte die eigenen vier Wände von Tobias Göpfert. Nur wenige Stunden nach der Ankunft stand sein Tiny House in Abtswind. Tiny bedeutetet winzig oder klitzeklein. Und diese Größe hat das Haus auch: 10 mal 3,40 Meter, 13,7 Tonnen Gewicht und 29 Quadratmeter Wohnfläche.
Ein Vorteil: Der Kran zum Abladen nahm das Haus an den Haken und hob es auf seinen künftigen Platz, der entsprechend vorbereitet war. Fertig. Sichtlich zufrieden schaute Tobias Göpfert dem Treiben zu. Der kleine Wohnraum ist für den stolzen Besitzer genau richtig. Vorne auf dem Grundstück, zur Straße hin, will er später noch einen Carport errichten, mehr nicht. Während andere Häuslebauer sich mit steigenden Baukosten und langen Wartezeiten herumschlagen, ergibt Göpferts Rechnung: Rund 100 000 Euro kostet ihn alles zusammen, inklusive Grundstück.
Göpfert erfüllt sich den Traum vom Haus
Die eigenen vier Wände für wenig Geld: Für Göpfert soll damit ein Traum in Erfüllung gehen. Das war sein Ziel. "Ich bin zuvor zig Mal umgezogen. Das Haus ist klein, aber eben meins", sagt er zufrieden. Drei Wochen später steht er kurz vor dem Einzug. Die Lieferung hatte sich verzögert, weil der Stromanschluss auf sich warten ließ. Jetzt seien nur noch kleine Restarbeiten zu erledigen.
Bis alles fertig ist, wohnt der 41-jährige Single noch zur Miete in Wiesentheid, in einer 65 Quadratmeter großen Wohnung, die er nun gegen das Tiny House tauscht. Dass er sich nun reduzieren, einschränken muss, ist ihm bewusst. "Man muss eben mit dem Platz auskommen, den man hat."
Weiter in Miete zu wohnen sei auch eine Option für ihn gewesen, gibt er zu. Göpfert wollte aber etwas Eigenes, etwas, das er auch bezahlen kann. Beim Überlegen sei er schon vor einigen Jahren auf die Tiny Houses gestoßen. Im Internet vertiefte er sich immer mehr in das Thema, um schließlich Nägel mit Köpfen zu machen.
Auf dem weiteren Weg zum Tiny House stellten sich für Tobias Göpfert unerwartete Hürden in Weg. Nicht etwa, weil der 41-jährige lange überlegen musste, ob er sich so ein Häuschen anschafft. Die Frage war, wo er überhaupt die Möglichkeit und den Platz bekommen würde, so ein Gebäude aufzustellen. "Ich habe fast alle Gemeinden im Landkreis angeschrieben; Abtswind war eine der letzten, die sich meldeten", erzählt er. Das erwies sich als Glücksfall für Göpfert, der im vier Kilometer entfernten Wiesentheid arbeitet.
In Abtswind schlug ihm Bürgermeister Jürgen Schulz ein 349 Quadratmeter großes, schmales Grundstück in einer Wohnsiedlung vor, das zuvor als Garten genutzt wurde. Von Beginn an zeigte sich der Bürgermeister aufgeschlossen für das Projekt. "Das Konzept gefiel mir schon auf dem Plan. Klein, kompakt, für ein, zwei Personen – das reicht. So etwas wird Zukunft haben, da bin ich mir sicher", sagt Schulz. Er kann sich vorstellen, dass in seiner Gemeinde weitere Tiny Houses entstehen.
Der Weg in die eigenen vier Wände
Das erste dort von Tobias Göpfert lief über mehrere Stellen. Der Planer ist aus Berlin, die Firma, die das Haus fertigt, kommt aus Wetzlar. Ihr Musterhaus in der Nähe von Stuttgart hat sich Göpfert im Vorfeld angeschaut, ehe er sich dafür entschied. Seine Ausführung ist in Holz-Rahmenbauweise gefertigt; es hat innen und außen eine Holzverkleidung. Innen ist eine Dämmung angebracht.
Das komplette Dach besteht aus Solarparzellen. Sie produzieren den Strom, mit dem er seinen Eigenbedarf – auch zum Heizen – decken will. Eine Fünf-Kilowatt-Batterie dient ihm als Speicher.
Innen befinden sich gleich nach dem Eingang an der Seite WC und Dusche, darunter ist der Technikbereich. Gleich danach führt eine kleine Treppe hoch zum Schlafbereich, der Rest ist Wohnbereich mit einer Küchenzeile. Die Möglichkeit zur Erweiterung bestünde nach hinten, aber das hat Göpfert zunächst einmal nicht vorgesehen. Ihm ist das eigene Reich im Tiny House vorerst genug.