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Zeuzleben
Tiny House: Was das Wohnen im Miniformat ausmacht
Daniel Heuler aus Eßleben hat mit Hilfe von Freunden schon zwei Tiny-Häuser gebaut. Das dritte ist in Arbeit. Ein Besuch eröffnete interessante Einblicke.
Ein Freundeskreis aus dem Landkreis Schweinfurt baute ein Tiny House.
Foto: Anand Anders | Ein Freundeskreis aus dem Landkreis Schweinfurt baute ein Tiny House.
Charlotte Wahler
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:07 Uhr

Raum ist in der kleinsten Hütte, sagt man so schön, aber ob es sich in einem Tiny House auf Dauer gut leben lässt? Zumindest für Ferienaufenthalte ist es bestens geeignet, so Daniel Heuler, der sein erstes Minihaus an Gäste aus aller Welt vermietet. Voller Stolz führt er Besucher durch die Räume, pardon, das Haus, das aus einem Raum besteht und dennoch für alle Wohnanlässe Platz bietet.

Da ist auf der Empore das Schlafzimmer, das aus einem zweimal zwei Meter großem Bett besteht, mit gut durchlüfteten Matratzen auf einem Rost, zwei Lampen und über der Nase das große weite Sternenzelt. Es leuchtet sehr romantisch zum Dachfenster herein, und wenn man auch nicht stehen kann – wer will das schon in einem Schlafzimmer – zum Sitzen reicht die Höhe allemal.

Knapp vier Meter ist das Haus hoch, 7,20 Meter lang und 2,49 Meter breit. Mit diesen Maßen passt es auf einen metallenen Anhänger und darf auf hiesigen Straßen gefahren werden. Es soll aber momentan stehen bleiben, wo es ist, in Rieden bei Eßleben nämlich. Es hat dort seit dem Sommer 2017 ein hübsches Gärtlein bekommen mit Freiluft-Badezuber, Außendusche, Terrasse, Wiese, Hoch- und Kräuterbeeten, mit Blumenschmuck und Zaun. Alles selbst gebaut, versteht sich. Für das Dekorative ist Heulers Freundin Daniela Oftering zuständig, die von Beruf Floristin ist.

Gute Planung ist das halbe Leben. Die Stauräume hat Daniel Heuler sinnvoll genutzt, das Bett steht unter dem Dach. Das Treppensystem, das auf die Empore führt, ist gleichzeitig Sitzgelegenheit und Stauraum.
Foto: Anand Anders | Gute Planung ist das halbe Leben. Die Stauräume hat Daniel Heuler sinnvoll genutzt, das Bett steht unter dem Dach. Das Treppensystem, das auf die Empore führt, ist gleichzeitig Sitzgelegenheit und Stauraum.

Mittlerweile baut Heuler am dritten Minihaus. Diese Leidenschaft könne er aber nur mit Unterstützung von Freunden, Freundin und Familie leben, "zum Glück ziehen alle mit mir an einem Strang". Er hat noch weitergehende Pläne, ein Zirkuswagen würde ihn ebenso reizen wie ein umgebauter Schulbus – seine Augen leuchten beim Erzählen.  

Die Dämmung ist ein Problem

Wenn es auch momentan draußen nicht so vergnüglich ist, im Haus ist es auch im Winter gemütlich. Geheizt wird mit Strom, eine Klimaanlage sorgt für die richtige Luftfeuchtigkeit und auch im Sommer für angenehme Temperaturen. Ganz so ökologisch ist das erste Häuschen noch nicht geworden, erklärt Heuler, im zweiten sorgt eine Fußbodenheizung für bessere Wärmenutzung und beim dritten ist eine Solaranlage für bessere Stromausbeute geplant. Generell ließen sich Tiny-Häuser leider nicht so gut dämmen. Sie müssen ja leicht genug sein für den Anhänger, mehr als 3,5 Tonnen Gewicht ist nicht drin. Da müsse man die Möbel vor dem Transport schon rausräumen, erklärt Heuler.

Ein Blick auf das Grundstück.
Foto: Anand Anders | Ein Blick auf das Grundstück.

Es ließe sich von den Materialien her durchaus leichter bauen, aber das gehe auf Kosten der Stabilität. Styropor als Dämmung habe er nicht verwenden wollen, auch wenn das Gewicht dann geringer geworden wäre. Ein befreundeter Architekt habe bei allen Planungen mitgewirkt und von Häuschen zu Häuschen seien die Erfahrungen gewachsen. Weil er als Zimmermann voll berufstätig ist, baut er die Häuschen auch nur nebenbei  mit Freunden und Bekannten.

Die Helfer treffen sich regelmäßig zum Feiern

Die aber freuen sich. Die Helferinnen und Helfer des ersten Häuschens treffen sich immer noch regelmäßig zum Feiern, zum Baden im Gartenzuber und auch zum Filmegucken, denn das Haus verfügt über eine gute technische Ausstattung, die einen Beamer und eine große Leinwand mit einschließt. Da lässt es sich gut herumlümmeln, auf dem Sofa, das auf einer Empore steht – darunter Stauraum – oder auf der ausklappbaren Sitzbank am ausklappbaren Tisch, da findet sich ein kleines Regal, in das die Trinkgläser passen. Auch die Kochplatten sind überbaut und herausziehbar, so dass Funktion und Form vollendet ineinander greifen.

Fotoserie

Auch die Küche und der Sanitärraum lassen nichts vermissen. Es wäre sogar noch Platz für eine Waschmaschine, zeigt Heuler. Der Wasserverbrauch hält sich nicht zuletzt wegen der Komposttoilette in Grenzen. Gewöhnungsbedürftig sei diese nur am Anfang gewesen, das System selbst funktioniere gut. Sogar im heißen Sommer habe es keine Geruchsprobleme gegeben.

Das Treppensystem, das auf die Empore führt, ist gleichzeitig Sitzgelegenheit und Stauraum, Regalfächer und Schubladen sind überall klug durchdacht und mehrfach nutzbar. "Es gibt hier verblüffend viel Stauraum oder Arbeitsfläche", so Heuler, der Praktiker, für den eine gewisse Alltagstauglichkeit sehr wichtig ist. An allen Ecken und Enden lassen sich aber auch liebevolle Details finden, da gibt es die Zinnwanne, die in die Dusche eingebaut ist, da gibt es hübsche Kommodenbeschläge für die Klappmechanismen und es gibt ein Gästebuch, in dem sich die Komplimente für den Bauherren und sein Team aneinanderreihen.

Die Umstellung verlief problemlos

"Als es fertig war, haben wir zwei Wochen lang probegewohnt und das hat gut geklappt. Obwohl wir von zuhause große Küchen gewohnt sind, war die Umstellung super einfach", so Heuler. Gewöhnungsbedürftig sei jedoch, dass man mit den Straßenschuhen quasi immer gleich mitten im Wohnzimmer stehe. Ein Vordach sei aber in Planung.

"Ich baue einfach gerne", sagt Heuler, aber bei aller Lust am Werken sei das Schönste der Kontakt zu so vielen unterschiedlichen Menschen. Nicht nur die Fans der Tiny Houses kommen, auch ganz normale Paare oder sogar Familien, Studierende, es war auch eine Berliner Tatort-Schauspielerin da, eine italienische Sängerin mit ihren Musikern oder kroatische Heavy Metal-Fans, alles lief gut. "Es sind viele Geschichten, die man erfährt, schöne Gespräche, wenn die Gäste reden wollen."  Und die meisten wollen reden, kein Wunder, denn nicht nur das hübsche Häuschen, sondern auch die Atmosphäre passt. In der kleinsten Hütte können Gastfreundschaft und Lebensfreude sich groß entfalten.

 
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Kommentare
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  • Reiner.Kortmann@t-online.de
    Ich würde sofort einziehen👍 Toll gemacht
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  • TobiSe
    Richtig cool gebaut, respekt!
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