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Schweinfurt
Tiny House: Braucht Schweinfurt die Minihäuser?
Wohnen im Miniformat wird immer beliebter. Der Bauausschuss beriet nun darüber, ob die Wohnform auch in Schweinfurt sinnvoll ist. Ein CSU-Antrag sorgte für Diskussionen.
Heim auf Rädern: Der Bauausschuss berät über den Bedarf von 'Tiny Houses' in Schweinfurt.
Foto: Alexander Heinl | Heim auf Rädern: Der Bauausschuss berät über den Bedarf von "Tiny Houses" in Schweinfurt.
Nicolas Bettinger, Volontär, Mediengruppe Main-Post
Nicolas Bettinger
 |  aktualisiert: 18.05.2020 02:10 Uhr

Braucht Schweinfurt neue Wohnformen und sind auch im Stadtgebiet sogenannte "Tiny Houses" denkbar? Mit dieser Frage beschäftigte sich am Donnerstag der Bauausschuss im Schweinfurter Rathaus. Die CSU-Fraktion hatte dazu bereits vor Monaten einen Antrag gestellt. Demnach sollte die Verwaltung prüfen, ob eine Nachfrage nach den Minihäusern besteht und ob man die neue Wohnform in den Bebauungsplänen neuer Wohngebiete, wie etwa "York Town", berücksichtigen kann.

Kurz gesagt: Der Bedarf hält sich derzeit noch in Grenzen und die Stadt will keine großen Flächen für die Minihäuser ausweisen. Trotzdem waren sich die meisten Stadträte darüber einig, dass es sinnvoll sei, die Wohnbedürfnisse und die Frage, was man tatsächlich zum Leben braucht, zu hinterfragen. Die Grundidee der sogenannten "Tiny Houses" ziele genau darauf ab. Die Minihäuser, die überwiegend aus den USA bekannt sind, haben meist eine Größe von 15 bis 45 Quadratmetern und sind sowohl auf Rädern als auch immobil bekannt. Passen diese winzigen Häuser nicht auch nach Schweinfurt?

Bisher nur wenige Anfragen nach Minihäusern

"Ich finde die Idee der Tiny Häuser zwar gar nicht schlecht und sie passt sicher auch in manche Kommunen oder Landstriche", sagte Oberbürgermeister Sebastian Remelé. Brachte jedoch umgehend die Bedenken der Verwaltung zum Ausdruck: Schweinfurt sei die flächenmäßig kleinste kreisfreie Stadt Bayerns. Der Platz sei knapp und man müsse damit haushalten. In einem Beschlussvorschlag lehnte die Verwaltung den CSU-Antrag ab. Das neue Wohnformat sei nicht sinnvoll, da es sich nicht um ein flächen- und ressourcenschonendes Bauen handele. Die Minihäuser zielten zu sehr auf Einzelpersonen ab. Dabei würden wichtige Aspekte wie Stellplätze, Garagen oder Kanalanschlüsse häufig nicht ausreichend berücksichtigt. Kompakte Wohnformen in Hausgruppen oder Geschosswohnungsbau sei zukunftsweisender.

Die Frage nach dem Bedarf an Tiny Houses erübrigte sich recht schnell. In den vergangenen Jahren habe es nur vereinzelte Anfragen gegeben. Dabei sei es jedoch nicht um neuen Wohnraum, sondern viel mehr um Atelier- oder Büroräume auf bereits bebauten Grundstücken gegangen. Rüdiger Köhler (CSU) zeigte Verständnis dafür, dass die Wohnform in bestimmten Gebieten keinen Platz findet. Es gehe nicht darum, ganze Siedlungsflächen auszuweisen. "Vielleicht könnte man einen Möglichkeit schaffen, diverse Baulücken damit zu füllen." Generell warb die CSU für Akzeptanz und Offenheit für moderne Wohnformen und bekam dabei auch von den Grünen Zustimmung.

Modifizierter CSU-Antrag genehmigt

Gegen den Antrag sprach sich etwa Stadtrat Sinan Öztürk (Die Linke) aus. Kleinere Siedlungen sollte man eher für sozialen Wohnungsbau nutzen. Auch Stadträtin Ulrike Schneider (Zukunft./Ödp) kritisierte das Vorhaben: "Wir sind nicht für neue Wohngebiete, irgendwann ist auch mal Schluss", so Schneider. Wichtiger sei es, sich um die Innenentwicklung der bereits bestehenden Gebiete zu kümmern. Im Laufe der Diskussion wurde klar, dass der Antrag nicht für alle Ratsmitglieder eindeutig verstanden wurde.

"Wir haben begonnen, den Antrag nun so zu interpretieren, dass es um Baulücken geht. Und anders als bei ganzen Siedlungen sind wir da als Verwaltung aufgeschlossen", erklärte der für Baurecht zuständige Jurist in der Verwaltung, Jan von Lackum. Die CSU-Fraktion modifizierte daraufhin ihren Antrag und beauftragte die Verwaltung, die grundsätzliche Nutzung von Tiny Houses und eine Umsetzbarkeit im Stadtgebiet zu prüfen. Dem Antrag wurde mit 11 zu 4 Stimmen mehrheitlich zugestimmt. Skepsis und Zweifel an einer sinnvollen Besiedelung von den Winzighäusern blieben dennoch.

Leben auf engstem Raum: Im Bild ist ein Tiny House in Rieden bei Hausen/Würzburg zu sehen.
Foto: Anand Anders | Leben auf engstem Raum: Im Bild ist ein Tiny House in Rieden bei Hausen/Würzburg zu sehen.
 
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  • M. B.
    Der Bürgermeister argumentiert, dass Schweinfurt eine kleine Stadt sei und wenig Platz hat für Tiny House's. Es kann vermutet werden, dass man vorhandene Baugrundstücke lieber für besseres Geld an konventionelle Hausbauer veräußern möchte.
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  • S. W.
    Es ist zwar schade, dass es vorerst keine Siedlung aus Tiny Houses geben wird, aber trotzdem finde ich es super, dass die Politik sich mittlerweile stärker mit dem Thema auseinander setzt. Leider macht es einem das deutsche Baurecht aktuell noch schwer sich den Traum vom Tiny House zu erfüllen. Falls jemand sich detaillierter dafür interessiert, kenne ich eine sehr informative Seite dazu:
    https://livee-house.com/tiny-house-baugenehmigung/
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