
Schon länger war klar, dass die Regierung von Unterfranken (Würzburg) die Landkreise auffordern würde, regelmäßig eine bestimmte Anzahl von Geflüchteten aufzunehmen. Am 7. November bekam's der Landkreis Bad Kissingen dann schwarz auf weiß: Seit 13. November muss er wöchentlich 25 Menschen aus der Anker-Einrichtung in Geldersheim aufnehmen. Der Landkreis wurde deshalb, wie alle anderen unterfränkischen Kreise, aufgefordert, eine Notunterkunft einzurichten.
Die Ankündigung der Regierung hatte freilich für enorme Geschäftigkeit gesorgt, denn wo soll man die Neuankömmlinge jetzt so schnell unterbringen? Im Landkreis Bad Kissingen gibt es, wie am Montag im Kreistag berichtet wurde, seit Längerem bereits ein Übergangswohnheim (Kapazität 50 Personen), acht Gemeinschaftsunterkünfte (Kapazität 600 Personen) sowie 14 dezentrale Unterkünfte Kapazität 300 Personen), die alle recht gut belegt sind.
Allein 1200 Personen aus der Ukraine untergebracht
Im Landkreis zusätzlichen neuen Wohnraum für Geflüchtete zu finden, gestaltet sich offenbar schwierig. Wichtig zu wissen ist in diesem Zusammenhang, dass in diesem Jahr allein 1200 Menschen aus der Ukraine im Landkreis ankamen. Sie seien nahezu alle in privaten Wohnungen untergebracht worden, wie Johannes Büttner, der zuständige Abteilungsleiter im Landratsamt, in der Kreistagssitzung erläuterte. Man sei dabei auf große Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung gestoßen.
Jetzt heißt es also erneut dezentrale Unterkünfte im Landkreis zu finden. Die Bürgermeister der 26 Kommunen wurden unlängst von Landrat Thomas Bold aufgefordert, sich in ihren Städten und Kommunen nach möglichem Wohnraum umzuschauen. Doch nicht alle gaben offenbar Rückmeldungen.
Sporthallen müssen nicht belegt werden
Die Beteiligung so mancher Bürgermeister, aber auch von Bürgerinnen und Bürgern sei diesbezüglich nicht sehr groß gewesen, bemängelte Bold nämlich am Montag im Kreistag. Aber der Landkreis sei "Teil eines großen Ganzen", das verteilt werden müsse, spielte er auf die Anweisungen der Regierung von Unterfranken an.
Froh könne man sein, dass bislang keine Turn- und Sporthallen belegt werden mussten, sagte Bold. Er machte aber auch klar, dass es auf lange Sicht so nicht weitergehen könne. "Es müssen entsprechende Begrenzungen kommen", sagte er in Bezug auf die Migrationspolitik des Bundes.

Immerhin habe das Landratsamt Bad Kissingen inzwischen sechs weitere Objekte zur Anmietung als dezentrale Unterkünfte in der Prüfung, beziehungsweise in der Vorbereitung (Kapazität 100 Personen).
Diese Wohnungen anzuschauen und eventuell vorzubereiten, binde auch jetzt, wie schon einmal in den Jahren 2015/2016, wieder etliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Landratsamt, die in ihren eigenen Büros die Arbeit stehen und liegen ließen, sagte Bold.
Pläne zur Notunterkunft Hausen im Stadtrat vorgestellt
Zunächst geht es aber um die Vorbereitungen, die getroffen werden müssen, um das ehemalige Dienstgebäude des Landratsamts in Hausen als Notunterkunft für 20 bis 40 Personen herzurichten. Nachdem die Pläne zu dieser künftigen Notunterkunft öffentlich geworden waren, war aus dem Stadtrat Bad Kissingen diesbezüglich harsche Kritik laut geworden. Am 29. November hatte Landrat Bold deshalb die Pläne hierzu im Stadtrat vorgestellt.
Gedacht sei diese Unterkunft zunächst als potenzielle Möglichkeit, Geflüchtete aus Geldersheim unterzubringen. Ziel sei es allerdings, so Bold seinerzeit im Stadtrat, die Neuankömmlinge gar nicht erst in Hausen, sondern möglichst zügig in dezentralen Unterkünften unterzubringen, um spätere Umzüge zu vermeiden.
Erdgeschoss und erster Stock sollen hergerichtet werden
In diesem Dienstgebäude sollen das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss hergerichtet werden, hieß es am Montag im Kreistag. 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landratsamts, die täglich in den Nebengebäuden des Klosters Hausen arbeiten, würden eine sehr gute soziale Kontrolle des Gemeinschaftslebens der Neuankömmlinge darstellen, sagte Bold.

Kreisrätin Karin Renner (CSU) wollte sich am Montag in der Sitzung aber nicht mit den geschilderten Vorteilen zufrieden geben, die eine solche Unterkunft in Hausen hätte, sondern verlangte, auch die "Nachteile" im Protokoll zu vermerken – ohne dass sie selbst direkt welche benannte.
In Volkers seien mitten im Ort 95 Menschen aus Krisengebieten in einer Gemeinschaftsunterkunft untergebracht, entgegnete Bold. Er machte klar, dass es im Ort keinerlei Probleme mit diesen Geflüchteten gebe.
Auch die Gemeinde Geroda habe mehr Flüchtlinge aufgenommen als sie müsste, auch dort kämen keine Klagen, so Bold weiter. " Wir müssen die Unterkünfte nehmen, die wir bekommen können." Denn die Menschen, die jetzt von der Regierung an den Landkreis Bad Kissingen zugewiesen werden, müssten untergebracht werden. Er sei dankbar für jeden weiteren Vorschlag zur Unterbringung der Menschen.
Es sei schwierig, sofort eine adäquate Lösung für die Unterbringung der Geflüchteten zu finden, gestand Kreisrat Reinhard Schaupp (Freie Wähler) zu. Und es gebe sicher etliche Menschen, die sich vielleicht restriktivere Maßnahmen in Bezug auf die zugewanderten Menschen wünschen würden. "Aber wir haben auch eine Verantwortung, wie wir mit dem Thema in der Diskussion umgehen."
Kreisrat Kay Blankenburg (SPD) meldete sich ebenfalls ungewohnt deutlich zu Wort und sagte, auch er sei zunächst gegen die Unterbringung der geflüchteten Menschen in Hausen gewesen. Jetzt sei er froh, dass keine Turnhallen belegt werden müssen. Und wenn das Dienstgebäude des Landratsamts teilweise leer steht, könne man dort doch jetzt Flüchtlinge unterbringen.
"Dass Sie dieses Thema zu Ihrem Thema machen und sich so einsetzen, dafür bin ich dankbar“, sagte er zu Landrat Bold. "Machen Sie weiter so."