
In den Kommunen des Landkreises Bad Kissingen haben sich bislang 1025 Menschen nach ihrer Flucht aus der Ukraine angemeldet, sagte Landrat Thomas Bold. Bei einem Pressegespräch fasste er zusammen, wie die Unterstützung für die Geflüchteten bisher im Landkreis angelaufen ist. Die meisten Ukrainerinnen und Ukrainer meldeten sich in den vier Städten an. So kamen in Bad Kissingen 367 Menschen unter, in Bad Brückenau 112, in Münnerstadt 86 und in Hammelburg 75. Zudem wohnen 61 Geflüchtete in Bad Bocklet und 43 in Maßbach. Aber auch andere Kommunen nahmen welche auf.
Nach der Anmeldung in den Kommunen können die Geflüchteten dann beim Landratsamt Anträge auf Leistungen nach dem Asylbewerbergesetz stellen. Dennoch sind sie keine Asylbewerber, sondern haben weiter den Status von Geflüchteten, erläuterte Bold. Das bedeutet unter anderem, dass sie sich nach ihrer Ankunft in Deutschland drei Monate lang frei im Land bewegen können. Bislang wurden 450 solcher Anträge gestellt.
Ohne Termin im Foyer des Landratsamts einen Antrag stellen
Damit bei der Antragstellung im Landratsamt keine allzu langen Wartezeiten entstehen, wurde vor kurzem im Foyer eine Anlaufstelle mit 20 Plätzen eingerichtet, sagte Pressesprecherin Nathalie Bachmann. Dort können die Menschen aus der Ukraine ohne Termin vorbeikommen, die Anträge werden dann gleich aufgenommen.
Unabhängig von der Meldung in einer Kommune und der Antragstellung ist die Registrierung beim Landratsamt. Von den 1025 im Landkreis angemeldeten Personen sind, nach Bolds Angaben, bislang 425 Personen vollständig registriert worden. Das heißt, sie wurden an sogenannten PIK-Stationen(Personalisierungsinfrastrukturkomponente) erfasst: Man nahm die persönlichen Daten auf, machte Fotos und nahm Fingerabdrücke (ab einem Alter von sechs Jahren).

Ankunft der Geflüchteten in geordneten Bahnen
Während im Rahmen der Flüchtlingswelle 2015/2016 sehr viele Männer, darunter zahlreiche minderjährige Jugendliche, in den Landkreis kamen, sind jetzt unter den Geflüchteten vorwiegend Frauen (bis dato 444) und ihre minderjährigen Kinder (418). Aber es kamen, nach Bolds Angaben, bislang auch 163 Männer hierher.
Die Flüchtlingsbewegung vor sieben Jahren sei etwas "spektakulärer" gewesen, in dem Sinne, dass die Regierung von Unterfranken dem Landkreis Bad Kissingen teilweise sehr viele Menschen auf einmal zuwies und dies auch eine gewisse Öffentlichkeitswirkung hatte, so Bold. Nun laufe vieles "eher im Stillen und geordnet, aber kontinuierlich" ab, sagte Bold. Das liege auch daran, dass das Landratsamt, die Kommunen, die Agentur für Arbeit sowie zahlreiche Ehrenamtliche daran mitwirken, dass die Geflüchteten sich hier gut einfinden. Bold: "Es funktioniert alles sehr gut."
Landkreis nahm überdurchschnittlich viele Menschen auf
Bislang habe die Regierung dem Kreis lediglich 70 Flüchtlinge zugewiesen. Dennoch liegt der Landkreis bei 9,2 Prozent der in Unterfranken aufgenommenen Geflüchteten. Durchschnittlich nehmen, laut Bold, andere Gebietskörperschaften 7,9 Prozent Menschen aus der Ukraine auf.

Bislang wurden vom Landratsamt 88 Wohnungen an ukrainische Familienverbände (insgesamt 313 Personen) vermittelt. 111 Menschen (57 Familienverbände) wohnen noch bei Verwandten und Freunden. Für sie müsse man noch Wohnraum bereitstellen, sagte Bold und bat um Geduld.
Denn ganz so schnell gehe das nicht, da man nicht im Voraus planen könne, wie viele Menschen wann und wo Wohnraum brauchen. Zudem müssten die von den Landkreisbürgerinnen und -bürgern gemeldeten freien Wohnungen zunächst angeschaut werden, denn gelegentlich müsse die Möblierung ergänzt werden, so der Landrat. Außerdem sei es Ziel, Familienverbände nicht zu trennen, sondern die Beteiligten gemeinsam unterzubringen. Dies alles brauche seine Zeit.
Kinder sollen ab Herbst in Regelklassen gehen
Die Schulen des Kreises nahmen bislang 146 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine auf. Sie haben Unterricht in sogenannten Willkommensklassen. Im Herbst könnten die ersten vermutlich in Regelklassen beschult werden, sagte Bold. Die ukrainischen Mädchen und Buben in den 77 Kindergärten und Horten des Kreises unterzubringen, gestalte sich hingegen schwieriger, sagte Bold. Denn die Plätze dort seien schon vor Ankunft der Flüchtlinge teilweise begrenzt gewesen. Zudem würden öfter dort Plätze nachgefragt, wo keine freien vorhanden sind. In anderen Kommunen gebe es freie Plätze, aber es würden dort keine Kinder angemeldet.

Zwölf ukrainische Kinder sind in den Kindergärten und Horten im Kreis bislang aufgenommen worden. Freie Plätze stehen derzeit 65 zur Verfügung (in Motten zum Beispiel 22). Insgesamt sind 393 Mädchen und Buben aus dem Landkreis auf Wartelisten eingetragen, davon stammen aber nur elf aus der Ukraine. Am meisten nachgefragt werden, nach Bolds Angaben, Plätze in den Kitas am Bad Kissinger Sinnberg (55 Kinder auf der Warteliste), in Münnerstadt (26) und in Euerdorf (23).
Generell zu wenige freie Plätze in den Kitas
Die Statistik spiegle jedoch den tatsächlichen Bedarf an Plätzen für ukrainische Kinder nicht wider, so Bold weiter. Denn insgesamt sind derzeit 126 Mädchen und Buben unter sechs Jahren aus der Ukraine gemeldet. Diesbezüglich kommen wohl noch etliche Anmeldungen hinzu, vermutet Bold.
Die aktuelle Flüchtlingsbewegung stelle das Landratsamt, wie zuvor schon die Corona-Krise, vor große Herausforderungen, sagte Bold und meinte damit vor allem die personelle Situation. Denn um die Flut von Anträgen der Geflüchteten zu bearbeiten und andere Aufgaben, wie die Vermittlung von Wohnraum, zu stemmen, habe man auch jetzt wieder Dutzende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit teils sachgebietsfremden Tätigkeiten betrauen müssen.

Im Landratsamt schichtete man eigenes Personal um
Allein mit der Bearbeitung der Anträge auf Leistungen nach dem Asylbewerbergesetz sind drei Personen in Vollzeit beauftragt. Dieses Team werde bald durch eine weitere Kraft aufgestockt, sagte Bold. Was die zusätzlichen Aufgaben im Zusammenhang mit dem Thema Asyl (zum Beispiel Bescheide schreiben, Behandlungsscheine erstellen) und weitere Aufgaben im Sozialamt in Bezug auf die Geflüchteten angeht, sind momentan 15 Personen aus verschiedenen Bereichen des Sozialwesens im Einsatz. Laut Bold kommt zudem Unterstützung von vier Auszubildenden und vier Dolmetscherinnen und Dolmetschern.
Was die Ausländerbehörde angeht, seien dort derzeit alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter montags bis samstags in Schichten tätig und werden dabei von Auszubildenden unterstützt, schildert Bold die personelle Situation. Zusätzlich sei nun dort auch eine neue Kraft eingestellt worden. Und: Pro Schicht unterstützt ein Polizeibeamter die Arbeit der PIK-Station.
Hinzu kommen, laut Bold, weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich um die Wohnungsvermittlung kümmern und in der Ukraine-Hotline helfen (insgesamt zehn Personen). Letztere ist montags bis freitags von 8 bis 12 Uhr besetzt.
Infos für Geflüchtete unter www.landkreis-badkissingen.de; E-Mail: ukraine-hilfe@kg.de; Hotline: Telefon (09 71) 8 01-38 00.