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HAUSEN
Was vom Kloster übrigblieb
Der Bad Kissinger Stadtteil Hausen feiert die Geschichte seines Klosters: 850 Jahre sind seit der Ersterwähnung vergangen.
Was vom Kloster übrigblieb
Von unserem Mitarbeiter Bernd Czelustek
 |  aktualisiert: 17.07.2011 20:55 Uhr

Die Stiftungsurkunde des Klosters datiert auf den Weihnachtstag des Jahres 1161, als Friedrich I. Barbarossa Kaiser des Heiligen Römischen Reiches war. Sie belegt, dass Heinrich von Henneberg die Dörfer Heyden und Hircendorf dem Bischof Eberhard von Bamberg zum Tausch angeboten hatte, um den Ort Hausen „mit all seinen Gütern und Besitzungen, Äckern, Wiesen, Weiden, Wassern und Wasserrechten“ in seinen Besitz zu bekommen. Dort gründete er ein Nonnenkloster, das er dem Bischöflichen Stuhl zu Würzburg übergab. 

Prämonstratenserinnen

Fotoserie
Sehr wahrscheinlich gehörten die Insassen des Klosters von Beginn an dem Orden der Prämonstratenserinnen an, gesichert ist dies für die spätere Zeit. Zu Beginn lebten Männer und Frauen, baulich getrennt, in Doppelklöstern zusammen, später erfolgte die Gründung reiner Frauenkonvente. Wie August Martin, Lokalkaplan von 1918 bis 1924, schrieb, oblag es den Frauenklöstern des Prämonstratenserinnenordens, „Schulen zu unterhalten zu Erziehung und Unterricht für die Töchter des Adels, aber auch zur religiösen und praktischen Unterweisung der Kinder des Volkes“. Es ist anzunehmen, dass sich im Gebäude eine Klosterschule befand, in der Mädchen auf ihr späteres Klosterleben als Nonnen vorbereitet wurden.

Dem Hausener Kloster stand zunächst eine Magistra (Meisterin), später eine Priorin vor. Nach außen hin wurde es von einem Probst vertreten. Neben den Nonnen gab es auch sogenannte Konversen, die nicht der Klosterregel in voller Strenge unterlagen. Sie durften wirtschaftliche Tätigkeiten verrichten, aber das Studium von Büchern war ihnen ausdrücklich verboten.

Nach einer Schenkung aus dem Jahr 1250 wurde das Kloster zu einem der größten Grundbesitzer der näheren Umgebung. Es soll Schafherden von mehreren 100 Schafen besessen haben, auch eine Schweinehut gehörte dazu.

Das Hausener Kloster war wohl zunächst ein Tochterkloster von Oberzell. Eine besondere Beziehung bestand aber von jeher zum Kloster Veßra in Thüringen. Eine Urkunde aus dem Jahr 1449 belegt, dass diesem das Visitationsrecht zustand, sodass Hausen sich in Abhängigkeit zu Veßra befand.

1250 wurde erstmals die Klosterkirche urkundlich erwähnt; man darf aber davon ausgehen, dass diese gleichzeitig mit dem Kloster errichtet wurde. Sie wird im Jahre 1272 als „ecclesia sanctae crucis“ (Kirche des heiligen Kreuzes) bezeichnet. Noch heute trägt die Hausener Kirche das Heiligkreuz-Patrozinium. Die Keimzelle der späteren Pfarrei, bis zu deren Errichtung aber noch mehr als fünf Jahrhunderte vergehen sollten, lag wohl im Jahr 1394, als Theoderich von Bibra ein Frühmess-Benefizium stiftete, welches mit einem Weltpriester besetzt war.

Über das Verhältnis des Klosters zum Dorf ist nur wenig urkundlich belegt. Dadurch, dass das Kloster im Besitz vieler Wiesen, Äcker und Wälder war, blieb für das Dorf Hausen nur wenig übrig. Von alters her war das Kloster berechtigt, „im Dorf ein Gericht einzusetzen, Schriften zu wählen und jedem, der dieses Gericht um Hilfe ersucht[e], Recht zu sprechen“, heißt es in der Klostergeschichte von Walter Mahr und Heinrich Schießer. Es handelt sich dabei um die sogenannte Niedergerichtsbarkeit.

Blütezeit vorbei

Schwer gelitten hat das Kloster im Bauernkrieg 1525. Während des Krieges waren die Nonnen im Kloster Unterzell untergebracht und wurden anschließend durch Abt Georg von Oberzell wieder nach Hausen zurückgeführt, nachdem die zerstörten Klostergebäude wieder hergerichtet waren. Doch die Blütezeit des Klosters Hausen war vorbei. Zu den wirtschaftlichen Schwierigkeiten kam Personalnot. Zu erneuten Zerstörungen kam es im Markgräfler Krieg 1552/53 und in den sogenannten Grumbachschen Händeln 1565. Als eigenständige Institution war das Kloster Hausen am 9. September 1553 zum letzten Mal urkundlich nachweisbar.

Ein Verwalter tauchte erstmals am 17. Juni 1556 in einer Urkunde auf. Bischof Julius Echter hatte die Besitztümer des Klosters mit dem Wirtschaftsbetrieb seinem Universitätsbaufond einverleibt, um die Julius-Maximilians-Universität finanziell abzusichern.

Im Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) wurde das Kloster erneut schwer verwüstet. Erst 1681 ging Bischof Peter Philipp von Dernbach daran, die zerstörten Gebäude wieder aufbauen zu lassen. Die Kirche war unter Julius Echter wieder erbaut und durch die Bischöfe Johann Philipp von Greifenclau (1699 – 1719) und Philipp Franz von Schönborn (1719 – 1724) ausgestaltet worden. Die Stuckdecke in der heutigen Form datiert vom Jahr 1717.

Im Jahre 1821 ging das Klostergut vom Besitz der Universitätsverwaltung an den Staat über. 1837 wurde es vom jüdischen Bankier Joel Baron Hirsch ersteigert, der es aber bereits zehn Jahre später zum Preis von 52 000 Gulden an 28 Bürger von Hausen weiterveräußerte. Diese verkauften das Kloster 1859 (ohne Mühle und Felder) an den Distrikt Kissingen. In den Folgejahren diente es als Kinderheim, Schule und Kindergarten.

1866 wurden die Klostergebäude zum Schauplatz des deutschen Bruderkrieges, als bayerische Soldaten darin Stellung bezogen. Nach dem Rückzug der Bayern am 10. Juli wurde es von preußischen Truppen eingenommen und geplündert.

Mit der Betreuung durch die Augsburger Maria-Stern-Schwestern zog auch wieder klösterliches Leben ein, bis 1959 das Kreiskinderheim aufgelöst wurde und das Kreisaltenheim im Kloster Einzug hielt. Die Kirche wurde 1962 der Stiftung Hausen unentgeltlich vom Staat übereignet. Mit dem Umzug des Kreisaltenheims 1975 nach Münnerstadt wurde das Kloster Dienstgebäude des Landratsamts Bad Kissingen. Im Jahre 1990 sah es für kurze Zeit so aus, als würde erneut klösterliches Leben in das alte Gemäuer einziehen, als nämlich Zisterzienser- Mönche aus Vietnam sich für das Gebäude interessierten. Aber es blieb bei der Interessensbekundung.

Die Gebäude, wie sie sich heute darstellen, haben also nur noch sehr wenig mit der ursprünglichen Klosteranlage zu tun. Die noch vorhandenen Teile der Klostermauer dürften noch zum ältesten Baubestand gehören.

Wohl letztes Zeugnis der ursprünglichen Klosterkirche ist die kleinste der Hausener Glocken, die noch aus dem 14. Jahrhundert stammt und über nahezu acht Jahrhunderte den Hausenern glückliche wie traurige Ereignisse verkündete.

Wie die ursprüngliche Klosteranlage ausgesehen haben könnte, lässt sich heute nur vermuten. Lokalkaplan August Martin hatte in den 1920er Jahren laienhafte Grabungen durchgeführt. Er kam zu dem Schluss, dass das Gebäude der heutigen Zulassungsstelle die ursprüngliche Baulinie aufweist, während Kirche und Ostflügel etwas gedreht sein mussten.

Klostergeist

Auch Kurioses gibt es zu berichten: So soll es immer wieder Erscheinungen in den Klostermauern gegeben haben, nämlich einen Mönch im weißen Habit, wie ihn die Prämonstratenser tragen. Auch der zwischenzeitliche Besitzer Hirsch soll dem Vernehmen nach wegen der Erscheinungen nachts aus dem Fenster geschossen und aus dem gleichen Grunde das Kloster sehr schnell wieder verkauft haben.

Ob der Geist noch heute zwischen Schulamt und Veterinäramt, zwischen Straßenverkehrsbehörde und Kreisjugendring umherspukt, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, denn der Hausener Klostergeist spukt ausschließlich nachts, wenn in den besagten Behörden Ruhe herrscht.

Jubiläumsfeiern: Das ganze Jahr hindurch wird in verschiedenen Veranstaltungen und Vorträgen die Geschichte Hausens und seines Klosters aufgearbeitet. Höhepunkt wird ein Festwochenende vom 16. bis 18. Juli auf dem Klostergelände sein.

 
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