
Die finanzielle Situation des Landkreises Bad Kissingen ist angespannt, der jüngst verabschiedete Haushalt für das Jahr 2025 nicht ausgeglichen: Erträgen in Höhe von etwa 130 Millionen Euro stehen Ausgaben von 131.764.870 Euro entgegen, ein Defizit von rund 1,7 Millionen Euro also, das aus Rücklagen ausgeglichen werden muss.
Wofür gibt der Landkreis sein Geld aus? Grob unterteilen lassen die Ausgaben sich in Aufwendungen, die der Kreis verpflichtend zu leisten hat, und in Investitionen, für die bewusst Geld in die Hand genommen wird. Die Redaktion hat die größten Posten aus beiden Bereichen zusammengestellt.
1. Das Landratsamt bezahlt für mehr als 500 Beschäftigte rund 27,3 Millionen Euro Personalkosten

Am Landratsamt sind insgesamt 505 Menschen beschäftigt. Ein großer Personalkörper, der Geld kostet: Im Jahr 2025 plant der Kreis mit rund 27,3 Millionen Euro an Personalkosten. Ein Zuwachs von etwa 993.000 Euro im Vergleich zu 2024. Die Gründe: höhere Beamtenbesoldung sowie 10,5 neue Stellen. Außerdem ist eine zu erwartende Lohnerhöhung für die tariflich Beschäftigten einkalkuliert.
Aus der Pressestelle der Behörde heißt es zum Personalbedarf: "Die Notwendigkeit neuer Stellen ergibt sich im Wesentlichen aus folgenden Aufgaben und hier erhöhten Fallzahlen: Flüchtlingshilfe und Asylbetreuung, Kinderschutz und ambulante Pflege, Jugendsozialarbeit an Schulen, Pflegekinderschutzdienst sowie Ausländerwesen und Zivilschutz."
2. Ins Schulzentrum Hammelburg investiert der Landkreis im Jahr 2025 rund 19,1 Millionen Euro

Weit mehr als 100 Millionen Euro wird das neue Schulzentrum in Hammelburg in Summe kosten. Im Haushalt 2025 sind rund 19,1 Millionen für das Projekt eingeplant. Der Landkreis rechnet dabei mit etwa sechs Millionen Euro an Zuwendungen. "Investitionen in Schulen und Bildung haben im Landkreis Bad Kissingen eine große Bedeutung und zählen zu den nachhaltigsten Investitionen", so Nathalie Bachmann, Pressesprecherin am Landratsamt.
Das gigantische Projekt ist im Kreistag bis heute nicht gänzlich unumstritten. In großer Mehrheit stehen die Mitglieder hinter dem Neubau, Grünen-Fraktionssprecher Volker Partsch beispielsweise sprach jüngst erneut von einem "zukunftsweisenden Projekt". Gelegentlich jedoch kommt bis heute auch Kritik am Entschluss zum kostspieligen Bauprojekt auf.
3. Die Herrichtung verschiedener Kreisstraßen kostet 2025 etwa 6,6 Millionen Euro

Insgesamt rund 6,6 Millionen Euro investiert der Landkreis in seine Straßen. Am meisten Geld wird 2025 die Kreisstraße KG 30 im westlichen Landkreis bei Zeitlofs schlucken: In verschiedene Abschnitte werden rund 2,5 Millionen Euro investiert. "Der Landkreis Bad Kissingen investiert ständig in die Kreisstraßen, um die Verkehrsverhältnisse auf diesen auf einem entsprechenden Niveau halten zu können", heißt es aus der Pressestelle des Landratsamtes zu den Investitionen. Zwischen 55 und 60 Prozent der Kosten könnte der Landkreis über Förderungen erstattet bekommen.
4. ÖPNV: Der Landkreis Bad Kissingen hat ein Defizit von fast 4 Millionen Euro zu tragen

Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) kostet den Landkreis Bad Kissingen eine Menge Geld. Für die Verbindungen investiert die Verwaltung jährlich knapp 5,1 Millionen Euro, erhält allerdings lediglich 1,2 Millionen Euro an Erträgen. Soll heißen: 2025 rechnet die Kreisbehörde mit einem Defizit von rund 3,9 Millionen Euro, das selbst zu tragen ist.
Pressesprecherin Bachmann lässt dazu wissen: "Der vom Kreistag verabschiedete Nahverkehrsplan steht aktuell auf dem Prüfstand." Es sollen Vorschläge erarbeitete werden, wie das Defizit verringert werden könnte. "Dabei soll die verbesserte Leistung für die Bürgerinnen und Bürger so weit wie möglich erhalten bleiben", so Bachmann.
5. Sanierungsarbeiten am Landratsamt kosten im Jahr 2025 noch einmal rund 4,2 Millionen Euro

Im Rahmen der aufwendigen Sanierung des Landratsamts in Bad Kissingen wird seit vergangenem Jahr am sogenannten Bauteil B, einem Bürogebäudeteil zum Eisenstädter Platz hin, gearbeitet. Diese Maßnahme kostet in Summe rund 8,6 Millionen Euro, wovon gut 4,2 Millionen im Haushalt für das Jahr 2025 eingeplant sind. Im Laufe des Jahres soll die Sanierung abgeschlossen werden.
"Die Investition schließt notwendige Investitionen in die Verwaltung und die notwendige Infrastruktur ab", so Nathalie Bachmann. Diese seien erforderlich, weil der Landkreis immer mehr Aufgaben übernehmen müsse und dafür entsprechend mehr Personal benötige. "Die Beschäftigten müssen vernünftig und zeitgemäß untergebracht werden", so die Pressesprecherin.
6. Jugendhilfe und Sozialleistungen: Landkreis trägt ein Defizit von insgesamt 21,5 Millionen Euro

Gewissermaßen einen Sonderfall bieten die Aufwendungen im Sozialwesen sowie im Bereich Jugendhilfe. Denn der Einfluss der Kreisverwaltung auf diese Kosten ist sehr beschränkt. "Vor allem aus Berlin werden hier immer mehr Aufgaben übertragen beziehungsweise ausgeweitet, ohne notwendigen Ausgleich", so Nathalie Bachmann.
In der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe rechnet der Landkreis für das Jahr 2025 mit Kosten in Höhe von rund 17,5 Millionen Euro, denen Erträge von lediglich 3,2 Millionen gegenüberstehen. Demnach hat der Kreis ein Defizit von knapp 14,3 Millionen Euro zu tragen, ein Anstieg von 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Ähnlich verhält es sich im Sozialwesen, wo Kosten in Höhe von etwa 26,4 Millionen eingeplant sind. Die Erträge belaufen sich voraussichtlich auf etwa 19,2 Millionen Euro – ein Defizit von 7,2 Millionen also, zehn Prozent mehr als noch 2024.
"In diesen Bereichen verzeichnet der Landkreis stetig wachsende Fallzahlen und Kostensteigerungen bei den anfallenden Leistungen. Nicht in allen Bereichen erhalten wir einen entsprechenden finanziellen Ausgleich", heißt es dazu aus der Pressestelle. "Hier ist eine Änderung der Finanzierung dringend geboten." Oder, wie Landrat Thomas Bold (CSU) es jüngst im Kreistag formulierte: "Wer den Rucksack packt, soll ihn auch tragen." Zudem müsse man die Standards in diesen Bereichen senken. Die aktuellen seien für den Landkreis dauerhaft nicht zu leisten.