
Seit 2002 ist Thomas Bold (CSU) Landrat des Landkreises Bad Kissingen. Im Gespräch mit dieser Redaktion spricht der 63-Jährige darüber, welche bedenklichen Entwicklungen er in den letzten Jahren wahrnimmt, was im Bäderlandkreis seit langer Zeit schon sehr gut funktioniert und was er sich von der Bundestagswahl im Februar erwartet.
Thomas Bold: Insgesamt die wirtschaftliche und sicherheitspolitische Situation. Das sind die großen Herausforderungen, die wir als Gesellschaft haben, die wir auf kommunaler Ebene aber nur begrenzt unmittelbar beeinflussen können.
Bold: Natürlich. Als Stationierungslandkreis spüren wir die veränderte Situation, was die Aufgabenstellung bei der Bundeswehr und die veränderte Sicherheitsarchitektur angeht. Dem werden wir uns in den nächsten Jahren als Gesellschaft insgesamt stellen müssen. Diese Entwicklung macht mir schon Sorge, weil sie tiefgreifende Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft haben kann, wahrscheinlich haben wird.

Bold: Ich mache mir natürlich Sorgen, so wie insgesamt über die Entwicklung. Es ist wichtig, dass wir eine stabile Regierung bekommen, die sich nicht bei jedem Thema öffentlich zerstreitet, sondern die Themen klar vermittelt. Wir müssen in verschiedenen Bereichen zu Lösungen kommen. Die können nicht immer bequem sein. Vor allem müssen wir es schaffen, schnell klare Entscheidungen zu treffen.
Bold: Viele Themen sind bis ins Detail geregelt, oft durch die Bundesgesetzgebung, teilweise auch durch Länder- oder EU-Vorgaben. Oft wäre es effektiver, auch für die Genehmigungsbehörde, wenn es deutlich weniger Vorgaben und mehr Spielräume für Entscheidungen geben würde. Denn meist weiß man vor Ort wesentlich besser, was machbar ist und was nicht. So aber ist man gebunden, das verlängert Entscheidungsprozesse und führt natürlich zum Verdruss. Für Deutschland ist das inzwischen zum Standortnachteil geworden und da müssen wir uns verändern.
Bold: Ein solches Thema ist sehr schwierig zu vermitteln, weil zunächst einmal die Komplexität der rechtlichen Seite für viele nicht nachvollziehbar ist. Und dann ist es relativ leicht, Kritik zu üben. Wenn man die Chance hat, es den Menschen zu erklären, wird es auch verstanden. Ich bin jemand, der immer versucht, Themen lösungsorientiert anzugehen.

Bold: Unser Wunsch war von Anfang an, dass das Umweltministerium die Regelung trifft, dass das Paddeln unter Eigenverantwortung möglich ist und die Saale nicht der Verkehrssicherungspflicht unterliegt. Dazu hat das Ministerium sich leider nicht durchgerungen. Das wäre eine Möglichkeit gewesen, das Ganze direkt zu regeln. Wir sind dann am Ende nur das Glied in der Kette, das für den Vollzug zuständig ist. So sind wir in der Kritik, können es unter dem Strich aber leider nicht anders gestalten.
Bold: Wir haben sehr viele Themen bearbeitet, auch tolle Entwicklungen gehabt. Als Landkreis haben wir jetzt schon über viele Jahre eine sehr positive Entwicklung. Das macht natürlich auch ein Stück weit zufrieden. Am Ende ist es eine Teamleistung der Kommunen mit dem Landratsamt, auch der Unternehmen. Ich glaube, wir sind dadurch sehr stark geworden, dass die Player in der Wirtschaft, in der Verwaltung und auch im ehrenamtlichen Bereich seit Jahrzehnten sehr gut zusammenspielen.

Bold: Der Spatensicht für das Schulzentrum Hammelburg ist schon etwas Außergewöhnliches. Das ist die größte Baumaßnahme, die der Landkreis abgesehen von der Abfallwirtschaft jemals durchgeführt hat. Dadurch hat Hammelburg die große Chance, die Innenentwicklung am bisherigen Standort voranzutreiben. Das ist ein Glücksfall, fast wie ein Lottogewinn für die Stadt.
Bold: Spontan fällt mir nichts Konkretes ein. Ich bin immer jemand, der den Anspruch hat, Dinge lösungsorientiert zu einem guten Ergebnis zu bringen. Manches ist am Ende sicherlich auch mal schwierig oder schwer zu vermitteln und stößt dann in der Öffentlichkeit auf Unverständnis. Aber ich denke, wir haben die Dinge insgesamt gut bewältigt im vergangenen Jahr.
Bold: Es steht vieles an, ganz unterschiedliche Projekte. Die Teilsanierung des Landratsamts wird abgeschlossen, am Abfallwirtschaftszentrum haben wir eine große Baumaßnahme. Die Akademie Barbara Stamm in Maria Bildhausen ist für mich ein Herzensprojekt, weil Pflege in den nächsten Jahren und Jahrzehnten ein zentrales Thema sein wird. Die Akademie ist ein Element, die Menschen dabei zu unterstützen. Dafür kann man nicht genug tun. Auch der Ausbau des Zentrums für Telemedizin wird uns beschäftigen. Und wir haben Ende 2024 die Energie GmbH gegründet, da wollen wir jetzt auch einsteigen in die Flächensicherung. Wir wollen Projekte identifizieren und unseren Beitrag für den Ausbau der erneuerbaren Energie hier im Landkreis leisten. Die Startvoraussetzungen sind sehr gut: Fast 20 Kommunen machen mit, und auch die Energieversorger sind dabei. Die Arbeit wird uns also nicht ausgehen.

Bold: Ich habe noch keine Entscheidung getroffen. Das will ich irgendwann Mitte des Jahres machen, natürlich auch in Absprache mit der Familie. Und man muss ja auch nominiert werden, wenn man kandidieren will. Grundsätzlich kann ich sagen, dass es mir nach wie vor sehr viel Spaß macht. Und ich habe nie in Wahlperioden gedacht, sondern versucht, langfristige Entwicklungen anzustoßen.
Bold: Dass sich auch weiterhin viele Menschen ehrenamtlich engagieren. Davon profitiert eine Gesellschaft, eine Region, eine Kommune, ein Landkreis. Das Gemeingefüge lebt davon, dass man mehr macht, als man machen müsste. Gerade unter dem Aspekt, dass wir uns in einer unsicheren Welt wiederfinden und das auch realisieren. Es ist ganz wichtig, dass die Menschen sich zur Demokratie bekennen, dass Zivilcourage da ist und man auch wirklich bereit ist, dafür einzustehen. Und ja, man muss Erwartungen an die Politik haben. Aber jeder Einzelne kann seinen Beitrag dazu leisten. Demokratie lebt von Beteiligung. Dazu gehört auch, Verantwortung zu übernehmen und dort gegenzuwirken, wo die Dinge in die falsche Richtung laufen. Deshalb mein Appell an die Bürgerinnen und Bürger: Gehen Sie wählen und setzen Sie ein klares Zeichen für unsere Demokratie!