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Bad Kissingen
"Saison war ein Totalausfall": So hat sich das Paddelverbot auf der Fränkischen Saale auf 4 Betroffene ausgewirkt
Im Landkreis Bad Kissingen geht eine Paddelsaison zu Ende, die gar keine war. Wie hat sich die umstrittene Sperrung der Fränkischen Saale auf Betroffene ausgewirkt?
Betroffen von der Sperrung der Fränkischen Saale im Kreis Bad Kissingen: Steffen Hörtler, Karolin Monteiro Dantas, Jürgen Leitschuh und Susanne Patzelt (von links oben nach rechts unten)
Foto: Simon Snaschel (2), Wolfgang Dünnebier, Susanne Patzelt | Betroffen von der Sperrung der Fränkischen Saale im Kreis Bad Kissingen: Steffen Hörtler, Karolin Monteiro Dantas, Jürgen Leitschuh und Susanne Patzelt (von links oben nach rechts unten)
Simon Snaschel
 |  aktualisiert: 30.09.2024 02:34 Uhr

Die Allgemeinverfügung, mit der das Landratsamt Bad Kissingen im Februar 2024 die Fränkische Saale im Landkreis zum größten Teil für den Wassersport gesperrt hat, hat hohe Wellen geschlagen. Betroffene aus Gastronomie, Hotellerie oder Bootsverleih waren in großer Sorge, welche Folgen das Verbot auf ihr Geschäft haben würde.

Die Fränkische Saale im Landkreis Bad Kissingen bei Großenbrach.
Foto: Simon Snaschel (Archiv) | Die Fränkische Saale im Landkreis Bad Kissingen bei Großenbrach.

Der Ärger richtete sich gleichermaßen auf das Landratsamt sowie das Wasserwirtschaftsamt, das für die Uferpflege an der Saale verantwortlich ist. Es kam gar zur juristischen Auseinandersetzung, nach deren aktuellem Stand die Saale im Landkreis Bad Kissingen ab Februar 2025 wieder befahrbar sein soll - sollte das Landratsamt bis dahin nicht detailliert darlegen, dass tatsächlich eine objektive Gefährdung vorliegt. Mit Baum- und Astbruchgefahr hatte die Behörde den Erlass begründet.

Unabhängig davon, wie es im Frühjahr 2025 weitergeht, ist die Paddelsaison 2024 vorüber. Wie hat sich die Sperre tatsächlich auf Betroffene ausgewirkt? Die Redaktion hat nachgefragt.

1. Steffen Hörtler (51), Stiftungsdirektor der Bildungsstätte Heiligenhof in Bad Kissingen: "Wir hatten große Einbußen"

Auf mindestens 2200 Übernachtungen musste Steffen Hörtler von der Bildungsstätte Heiligenhof in Bad Kissingen in der Saison 2024 verzichten.
Foto: Simon Snaschel | Auf mindestens 2200 Übernachtungen musste Steffen Hörtler von der Bildungsstätte Heiligenhof in Bad Kissingen in der Saison 2024 verzichten.

"Für den Heiligenhof hat das Verbot ganz konkret 1500 Übernachtungen weniger im Haus bedeutet, dazu kommen etwa 700 für den Zeltplatz. Das sind Stornierungen, also nachweisbare Zahlen. Alleine auf den Zeltplatz wollte eine einzige große Jugendgruppe mit einem Zeltlager unter dem Schwerpunkt Paddeln kommen.

Ansonsten waren es vor allem Schulen, die storniert haben. Teilweise mit mehr als 100 Schülerinnen und Schülern. Eine Gruppe hat noch am letzten Tag der Stornofrist abgesagt, weil sie eine andere Unterkunft mit der Möglichkeit für Wassersport gefunden hat. So schnell finde ich natürlich keinen Ersatz mehr. Nicht sichtbar sind dabei Einzelgäste und kleinere Gruppen, die vielleicht kurzfristig gekommen wären.

Das größte Problem war für uns, dass wir im Frühjahr so harsch von dem Verbot überrascht wurden. Hätte ich im Sommer zuvor gewusst, dass eine Sperre kommt, hätte ich gegensteuern können. Aber das Paddeln wurde quasi mit Beginn der Saison verboten. Das war besonders bitter, weil wir im Jugendherbergswerk bayernweit den Schwerpunkt Wassersport für 2024 hatten. Und entsprechende Werbekosten, die für uns letztlich umsonst waren.

Wir hatten auf jeden Fall große Einbußen. Abgesehen von den Corona-Jahren hatten wir das erste Mal in den letzten zehn Jahren einen Rückgang bei den Übernachtungen. Ich bin aber sehr sicher, dass es kein dauerhafter Schaden ist und sehe positiv in die Zukunft. Schade ist, dass unser Kanuanbieter wegen der Sperre das Geschäft aufgegeben hat. Wir suchen jetzt einen neuen."

2. Karolin Monteiro Dantas (37), Betreiberin des Hotels Nöth in Morlesau: "Der Kanuverleih hat sich für uns erledigt"

Karolin Monteiro Dantas hat mit ihrem Hotel in Morlesau eine schlechte Saison hinter sich.
Foto: Wolfgang Dünnebier | Karolin Monteiro Dantas hat mit ihrem Hotel in Morlesau eine schlechte Saison hinter sich.

"Die Saison ist ganz schlecht gelaufen, um es jugendfrei auszudrücken. Im Biergarten hatten wir 60 bis 70 Prozent weniger Gäste. Im Hotel waren es 20 Prozent an Stornierungen, weil die Gäste zum Kanufahren kommen wollten. Einige Firmenevents und Familienfeiern sind ausgefallen, die für ganze Wochenenden geplant waren. Das hat uns beim Kanuverleih, im Hotel und im Restaurant betroffen. Der Verleih war bis auf wenige Hausgäste komplett stillgelegt. An Tagestouristen für das Paddeln waren es rund 95 Prozent weniger, also so gut wie gar niemand mehr. Das ist die Bilanz.

Auch wenn das Paddeln ja voraussichtlich nächstes Jahr wieder möglich sein wird, hat sich der Kanuverleih für uns erledigt. Wir hatten noch investiert in Paddel, Schwimmwesten und einen nagelneuen Kanuanhänger. Das werden wir fast alles verkaufen und vielleicht drei oder vier Boote behalten. Es ist uns einfach zu unsicher, der Geschäftszweig wird mehr oder weniger wegfallen. Wenn, dann werden wir noch mit externen Verleihern zusammenarbeiten. Das ist natürlich ein enormer Einschnitt, aber wir brauchen Planungssicherheit für die Zukunft."

3. Jürgen Leitschuh (53), nebenberuflicher Bootsverleiher aus Hammelburg: "Die Saison war ein Totalausfall"

Jürgen Leitschuh, Kanu-Verleiher aus Hammelburg, musste die Saison komplett aussetzen.
Foto: Simon Snaschel | Jürgen Leitschuh, Kanu-Verleiher aus Hammelburg, musste die Saison komplett aussetzen.

"Die Saison war für mich heuer ein Totalausfall. Ich hatte das Geschäft komplett geschlossen. Für mich als Kleinunternehmer sind damit Einnahmen von um die 20.000 Euro weggefallen. Andererseits sind die Kosten für Versicherungen und Miete für den Unterstand weitergelaufen, die sind aber ehrlicherweise relativ vernachlässigbar und kein großes Problem.

Ich fürchte aber, dass der Zulauf geringer sein wird, wenn das Paddeln wieder möglich ist, weil die Kundschaft sich anders orientiert hat. Trotzdem gehe ich mit meinem Verleih wieder an den Start, sobald es möglich ist."

4. Susanne Patzelt (58), unterfränkische Bezirksvorsitzende im Bayerischen Kanu-Verband: "Es war ein harter Einschnitt für uns"

Für Susanne Patzelt vom Bayerischen Kanu-Verband war es eine nervenaufreibende Saison.
Foto: Susanne Patzelt | Für Susanne Patzelt vom Bayerischen Kanu-Verband war es eine nervenaufreibende Saison.

"Wir vom Kanuverband haben in der Regel sehr viele Anfragen für Touren auf der Saale. Dieses Jahr waren es sehr viele bezüglich der Sperrung. Wir konnten leider nicht viel machen, außer uns dafür einsetzen, dass die Sperre aufgehoben wird und die Leute immer wieder vertrösten. Das war schon sehr nervenaufreibend, auch weil manche Menschen zumindest unterschwellig Lösungen von uns erwartet haben. Die juristische Auseinandersetzung war auch anstrengend, alleine durch die Schreibarbeit.

In Summe war es einfach ein harter Einschnitt für uns. Eine wunderbare Hausstrecke konnte nicht mehr befahren werden, der Erholungs- und Freizeitwert war verloren. Wir nutzen die Saale auch als Lehrstrecke aufgrund der Ruhe. Dort muss man nicht auf Berufsschifffahrt achten wie auf dem Main zum Beispiel. Das ist auch weggefallen. Ich bin jetzt aber im Rahmen der juristischen Auseinandersetzung optimistisch, dass die Saale im Februar 2025 wieder geöffnet sein wird."

 
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Kommentare
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  • Thomas Diener
    Es zieht sich wie ein roter Faden durchs Land , das die behörden zwar entscheiden aber nicht
    zu schnellen und sinnvollen Lösungen fähig sind. Da wird auch keine Rücksicht auf die
    Bürger und die Verantwortlichen genommen , welche viel Zeit und Geld in diesen
    Bereichen investiert haben.
    Nächstes Jahr fällt ihnen wieder eine neue Ausrede ein und so kann man auch dafür sorgen ,
    das Jugendliche und " Störenfriede " nicht mehr an die Saale und in die Natur kommen .
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  • Marion Müller
    Das Landratsamt hat beim Verbot völlig überzogen. Das Argument vom Schutz vor umfallenden Bäumen oder abbrechende Äste würde, übertragen auf andere Bereiche, bedeuten, dass alle Waldwege zu sperren sind. Gerade im Wald ist die Gefahr von abbrechenden Ästen sehr groß. Auch Straßen durch Wälder müssten, nach der Argumentation des Landratsamtes gesperrt werden. Die Gefahr ist hier nicht weniger als am Fluß. Es ging beim Landratsamt aber nicht um den Schutz der Paddler, sondern darum, dass man keinen Paddel-Tourismus im Kreis mag. Touristen bringen Verkehr, der wirtschaftliche Faktor für Gastronomie, Einzelhandel, usw. ist einem verbeamteten Staatsdiener mit monatlich festen Einkommen egal.
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  • Stefan Krug
    die Natur hat sich mal gefreut
    einen ruhigen Sommer verbringen zu können..
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  • franz-peter potratzki
    Leider darf man die Worte , die ich hier eigentlich schreiben wollte nicht schreiben, weil diese gegen die Etikette verstoßen. Deshalb einfach gefragt : "Wie kann man einen solchen Quatsch schreiben"? Was bitte, zerstören denn Boote auf oder in der Saale, etwa die Natur? Bei Ihren Worten verschlägt es einem die Sprache. Ich kann diese übertriebenen, grünen Gedanken einfach nicht mehr hören. Seit mehr als 50 Jahren fahren Boote auf der Saale und haben nichts zerstört oder Schäden angerichtet. Ihre Zeilen sind unfassbar .......! Den Rest können Sie sich gerne selbst erdenken!
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  • Adolf Schön
    In anderen Wasserwirtschaftsamtsbereichen kam es nicht zu einer Sperrung der Saale. Da ist auch der Biber und es herrschen die gleichen Bedingungen. Vielleicht liegt es einfach nur daran, dass hier die Behörde ihren Aufgaben der Sicherung des Gewässer nicht in ausreichendem Maße nachkommt. Wass passiert denn bei einem Hochwasser, wenn sich die umgefallenen oder dann noch umfallenden Bäume vor Wehre oder Brücken quer legen und es zu gefährlichen Situationen kommt?
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