zurück
Bad Kissingen
Bei der Post in Bad Kissingen: Was im Verteilzentrum früh abgeht und warum dort Staus alltäglich sind
Das Logistikzentrum ist längst nicht mehr zeitgemäß, weil immer weniger Briefe, aber immer mehr Pakete verteilt werden müssen. Was die Leute dort wuppen.
Von der Rampe ins Auto: Zusteller Michael Kirchner lädt am Verteilzentrum in Bad Kissingen Päckchen und Briefe ein.
Foto: Isolde Krapf | Von der Rampe ins Auto: Zusteller Michael Kirchner lädt am Verteilzentrum in Bad Kissingen Päckchen und Briefe ein.
Isolde Krapf
 |  aktualisiert: 15.07.2024 08:57 Uhr

Das Logistikzentrum ist längst nicht mehr zeitgemäß, weil immer weniger Briefe, aber immer mehr Pakete verteilt werden müssen. Warum die Raumnot immer größer wird.

Der Bau eines neuen Logistikzentrums am Schlachthof ist für die Post dringlich, weil die Platznot im Verteilzentrum in der Innenstadt immer größer wird, sagte unlängst Post-Pressesprecher Alexander Böhm (Frankfurt) im Gespräch mit dieser Redaktion.

Das wollten wir genauer wissen und sprachen mit Zustellstützpunkt-Leiter Marcus Leitner (Bad Kissingen) über die Verteilung von Briefen und Paketen generell im Landkreis und insbesondere im derzeitigen Verteilzentrum Bad Kissingen. Leitner ist für die Landkreise Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Main-Spessart zuständig. Er trägt Verantwortung für 200 Zustellbezirke und 364 Zustellerinnen und Zusteller.

Wie ist der Zustellstützpunkt Bad Kissingen aufgestellt?

Im Landkreis gibt es fünf Zustellstützpunkte, das sind Bad Kissingen, Hammelburg, Bad Brückenau, Wildflecken, Burkardroth und Münnerstadt, wobei Münnerstadt postintern zum Landkreis Rhön-Grabfeld zählt. Im Bad Kissinger Gebäude in der Münchner Straße, arbeiten, nach Leitners Angaben, 55 Personen, von denen täglich etwa 35 im Einsatz sind.

Zustellbezirk Nummer drei: Frühmorgens werden die Pakete im Bad Kissinger Verteilzentrum nach Bezirken und Straßen in die Lagergestelle sortiert.
Foto: Isolde Krapf | Zustellbezirk Nummer drei: Frühmorgens werden die Pakete im Bad Kissinger Verteilzentrum nach Bezirken und Straßen in die Lagergestelle sortiert.

Wie viele Zustellbezirke hat der Landkreis, beziehungsweise die Stadt Bad Kissingen?

Im Landkreis verteilen die Zustellerinnen und Zusteller täglich in rund 80 Zustellbezirken Briefe und Päckchen. Davon befinden sich 31 in der Stadt Bad Kissingen. Die Zustellbezirke Oerlenbach, Maßbach und Ramsthal gehören übrigens zum Zustellstützpunkt Schweinfurt.

Wie geht das Verteilen der Post am Morgen vor sich?

Briefe und Pakete werden per Lkw im Bad Kissinger Posthof angeliefert. Die Briefe kommen aus dem zentralen Briefzentrum Würzburg, die Pakete aus dem DHL-Paketzentrum Kitzingen. Die Zustellerinnen und Zusteller beginnen in Bad Kissingen um sieben Uhr mit ihrer Arbeit, sagt Leitner. Dann wird die bunte Fracht aus den Lkw im Gebäude nach den einzelnen Straßen der Stadt und der Ortsteile vorsortiert.

Das heißt für die Beteiligten nicht nur Pakete stapeln, sondern auch Großbriefe händisch in die jeweiligen Zustell-Spinde einsortieren. Die sogenannten Kurzbriefe kommen seit ein paar Jahren schon vorsortiert in Bad Kissingen an, sagt Leitner.

Warum ist das städtische Verteilzentrum inzwischen zu klein?

Post-Fahrräder werden auch in Bad Kissingen nicht mehr genutzt. Alle, die zustellen, haben Post-Autos. Diese werden außerhalb, in der Winkelser Straße, geparkt, weil der Hof am Verteilzentrum in der Stadt zu klein ist, sagt Leitner. Frühmorgens muss jeder Zusteller und jede Zustellerin das eigene Postfahrzeug erst abholen und zum Stützpunkt in die Stadt fahren.

Zeitliche Verzögerung: Zustellstützpunkt-Leiter Marcus Leitner führt die Hebebühne vor, die ein Großteil der Zustellerinnen und Zusteller benutzen muss, um die Spinde mit den Paketen zu den Post-Autos zu bringen.
Foto: Isolde Krapf | Zeitliche Verzögerung: Zustellstützpunkt-Leiter Marcus Leitner führt die Hebebühne vor, die ein Großteil der Zustellerinnen und Zusteller benutzen muss, um die Spinde mit den Paketen zu den Post-Autos zu bringen.

Es ist kein Geheimnis, dass seit Jahren schon immer weniger Briefe, dafür aber umso mehr Pakete verschickt werden. Also stapeln sich frühmorgens im Gebäude an der Münchner Straße die Pakete, was die Raumnot schon seit Jahren verstärkt hat. Hinderlich für den Betrieb ist zudem, nach Leitners Ausführungen, die Rampe am Gebäude des Posthofs. Moderne Verteilzentren haben keine mehr, sagt er. Woanders fahren die Postautos direkt in die Gebäude hinein. In Bad Kissingen können nur ein paar der Zustellenden gleichzeitig an die Rampe heranfahren und die im Gebäude sortierte Post einladen.

Die anderen packen die Pakete und Päckchen im Gebäude auf ihre Lagergestelle, die sie in der Folge draußen erst über eine Hebebühne von der Rampe absenken müssen, bevor sie sie zu den Fahrzeugen bringen können. Das ist zeitaufwändig, sagt Leitner. "Drinnen im Gebäude entsteht deshalb oft ein Stau, weil die Hebebühne sehr langsam funktioniert." Das bedeutet auch zusätzliche Enge.

Was wird eigentlich alles per Post verschickt?

Von Hundefutter, über Holzscheite und Betonsäcke, bis hin zu Blumenerde und verpacktem Möbelinventar ist alles dabei, sagt Leitner. Bis zu 31,5 Kilo schwer darf ein Paket für eine Person sein. "Das heißt, diese Pakete können wir noch annehmen. Alles andere geht zu Speditionen." Leitner: "Es gibt keinen Zusteller, der nicht mindestens 100 Pakete täglich ausfährt."

Es werden immer weniger Briefe, aber immer mehr Pakete verschickt. 
Foto: Isolde Krapf | Es werden immer weniger Briefe, aber immer mehr Pakete verschickt. 

In welchem Ausmaß hat die Paketflut zugenommen?

In der Corona-Zeit haben die zu befördernden Pakete und Päckchen nochmals zugenommen, sagt Leitner. Die Pakete nehmen also auch im Bad Kissinger Verteilzentrum sehr viel Raum ein. Als Amazon im vergangenen Jahr bei Oerlenbach ein Verteilzentrum eröffnete, sei das auch bei der Post spürbar gewesen. "Die Amazon-Delle hat uns schon geschmerzt", sagt Leitner. Andererseits habe man diese Einbuße an Paket-Fracht in der ohnehin mit Paketen stark belasteten Corona-Zeit gut wegstecken können.

Zu Weihnachten werden aber nochmal mehr Päckchen verschickt, oder?

Ja, der Paketverkehr nimmt im Dezember etwa um 50 Prozent zu, sagt Leitner. Das heißt also, dass auch die Bad Kissinger Zustellerinnen und Zusteller täglich 50 Prozent mehr Fracht zu stemmen haben. Von Dezember bis Januar herrscht dann im Verteilzentrum wieder "Starkverkehr", wie das im Post-Jargon heißt.

Auch heuer werden deshalb, wie in den früheren Jahren, wieder sogenannte Weihnachtsmänner Dienst tun – Personal, das extra zur Weihnachtszeit akquiriert wird. "Manche arbeiten nur drei Monate lang, andere stammen aus dem Personalbestand der Post ", sagt Leitner. In Bad Kissingen kommen dann also fünf weitere Personen hinzu. "Statt 31 Zustellbezirke haben wir dann 36."

Im Postverteilzentrum werden die Großbriefe, nach Straßen geordnet, in die Zustell-Spinde einsortiert.
Foto: Isolde Krapf | Im Postverteilzentrum werden die Großbriefe, nach Straßen geordnet, in die Zustell-Spinde einsortiert.

Hinzu kommen in den drei Monaten rund um Weihnachten und Neujahr früh für zwei Stunden sogenannte Paketverteiler, die im Logistikzentrum mithelfen, die Pakete schon im Gebäude in die jeweiligen Bezirke mit einzustellen. Vier sind dieses Jahr in Bad Kissingen im Dienst. Leitner: "Das entlastet den Zusteller."

"Es ist schon Wahnsinn, was die Leute seit Corona alles leisten. Es ist kein leichter Job."
Marcus Leitner, Zustellstützpunkt-Leiter

Von November bis Januar mietete die Post im vergangenen Jahr zum ersten Mal ein Ausweichquartier für die Paket-Post zu Weihnachten an. "Heuer haben wir dafür ein Gelände in der alten Kissinger Straße gefunden", sagt Leitner. Dort werden die Pakete für Oberthulba, Poppenroth und Albertshausen sortiert. Das betrifft Zusteller und Zustellerinnen aus sieben Bezirken.

Leitner hofft, dass das neue Logistikzentrum am Schlachthof bald gebaut wird, damit die Zustellerinnen und Zusteller es bei der frühmorgendlichen Verteilung leichter haben. Respektvoll sagt er: "Es ist schon Wahnsinn, was die Leute seit Corona alles leisten. Es ist kein leichter Job."

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bad Kissingen
Isolde Krapf
Alexander Böhm
Amazon
Briefe
Gebäude
Stadt Bad Kissingen
Weihnachtszeit
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • D. E.
    Kostenlose Rücksendungengehört verboten, insbesondere auch im Sinne der Nachhaltigkeit. Bis dahin sollte jeder Rücksender mindestens 50% der eingesparten Kosten an seinen Postboten geben.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • f. p.
    @trymon
    Danke für diesen Kommentar. Man kann es nicht besser schreiben. Mein Wunsch wäre es, dass die Post alle Fahrer und Mitarbeiter in den Paketstationen verliert und dann endlich mal begreift, wie wichtig ihr wirklich gutes Personal ist.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • R. A.
    Schon klar!
    Aber jedem Kunden steht frei, seinem Zusteller ein „Neujährle“ zukommen zu lassen. Es soll ja gerüchteweise verboten sein, das anzunehmen. Jedoch steht jedem frei, auf die Annahme zu bestehen.
    Meine Zusteller von ALLEN Dienstleistern bekommen ihre Zuwendung.
    Mal drüber nachdenken.
    Ich habe nicht einen kennengelernt, der sich nnicht ehrlich darüber gefreut hat!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. G.
    Und nun stelle man sich vor die Deutsche Post, bzw. DHL, würde alle ihre Verteiler fest einstellen zu vernünftigem Gehalt und nicht sparen mittels Sub, Sub, Sub-Unternehmen.
    Nein lieber spart man, damit dicke Gewinne ausgewiesen werden können, welche dann fröhlich weiter an die hoch bezahlten Manager als Bonus ausgeschüttet werden können sowie die Aktionäre.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • A. S.
    Vorbemerkung: Sie haben völlig Recht mit Ihrer Aussage, dass die Zusteller usw. zu schlecht bezahlt sind.
    Aber: Die Aktien der Deutschen Post AG sind zu 76,74 % im Streubesitz, wovon 20,02 % auf Privatanleger entfallen. D. h. 56,72 % der Aktien gehören sog. institutionellen Anlegern. Das sind z. B. auch Investmentfondes wie Union Investment oder Deka usw. Heißt: Wenn Sie (oder ich) vermögenswirksame Leistungen anlegen oder einen ETF-Sparplan haben, sind Sie (oder ich) auch mittelbar Aktionär der Deutschen Post AG und profitieren von den Dividenden.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten