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HAMMELBURG
Deutsche Post präzisiert ihre Umzugspläne
Die Post zieht ihren Schalter in der Bahnhofstraße ab.
Foto: Wolfgang Dünnebier | Die Post zieht ihren Schalter in der Bahnhofstraße ab.
Wolfgang Dünnebier
 |  aktualisiert: 02.04.2019 10:09 Uhr

Für viele kommt die Entscheidung der Post völlig überraschend, sich von dem angestammten Platz in der Bahnhofstraße 44 zurück zu ziehen. Allen voran Thomas Henn, der mit seiner Steuerkanzlei Eigentümer des Gebäudes ist. „Davon habe ich aus der Zeitung erfahren“, sagt Thomas Henn.

Den Stein ins Rollen gebracht hat die Postbank. Sie kündigte Anfang der Woche an, sich Ende August vom Standort Hammelburg zu verabschieden. Sie hatte im zurückliegenden Jahrzehnt die Filiale samt Personal von der Deutschen Post übernommen.

2012 erwarb die Steuerberaterkanzlei Henn & Fries die Immobilie und brachte in den Obergeschossen auch eine Rechtsanwaltskanzlei unter. Henn sieht jetzt den Mieter am Zug. „Der Mietvertrag läuft ja noch eine Weile“, sagt er zur Geschäftsbeziehung mit der Postbank. Eine Nachnutzung sei deshalb nie Thema gewesen.

Brief- und Paketkunden interessiert vor allem, wie es mit ihren Anliegen künftig in Hammelburg bestellt ist. Manche können sich gar nicht vorstellen, dass der Kundenstrom in einer Partnerfiliale bewältigt werden kann. „Da geht es zu, wie in einem Taubenschlag“, sagt einer, der schon öfters Schlange gestanden hat, um Pakete aufzugeben. Die Vorstellungen der Deutschen Post für ihren neuen Standort präzisiert Pressesprecher Alexander Böhm (Frankfurt). Ausgeguckt ist dafür der Rewe-Markt am Sportzentrum.

„Die Kooperation mit Rewe-Märkten hat sich bundesweit vielfach bewährt“, sagt er. Gedacht ist daran, ab 3. September in dem Einkaufsmarkt am Sportzentrum zwei Schalter für Postdienstleistungen zu betreiben. Dafür werde dortiges Verkaufspersonal ausgiebig geschult. „Entlassen wird niemand“, versicherte er zur Zukunft der an den Schaltern in der Bahnhofstraße beschäftigten. Sie waren von der Deutschen Post an die Postbank ausgeliehen.

Bürgermeister Armin Warmuth informierte den Stadtrat bei der Sitzung am Montag über die neueste Entwicklung rund um die Post in Hammelburg. Einen Vorteil wusste er der neuen Lösung schon mal abzugewinnen. Die neuen Öffnungszeiten würden kundenfreundlicher, als am bestehenden Standort.

Unverändert wird zunächst der Zustellstützpunkt mit Laderampe hinter dem Hauptgebäude betrieben. „Vielleicht werden wir damit irgendwann woanders hingehen“, sagt Boehm. Hier werden Pakete und Briefe für insgesamt 14 Zustellbezirke im Raum Hammelburg abgeliefert. Die Postboten sortieren dort ihre Post nach den Straßen.

Manko seien wie anderswo bei älteren Postimmobilien die baulichen Gegebenheiten. Treppen und Absätze sowie die räumliche Enge stellen große Handicaps dar. Verschärft wird die Situation durch die veränderten Versende-Gewohnheiten. Es fallen weniger Briefe an. Dafür nehme der Paketverkehr zu, erläutert Alexander Boehm. Und das geht mit einem erhöhten Platzbedarf einher.

Aus diesem Grund habe das Unternehmen etwa in Marktheidenfeld Anfang der Woche einen neuen Zustellstützpunkt für 25 Zustellbezirke in Betrieb genommen. Die 700 Quadratmeter liegen ebenerdig im Gewerbegebiet.

Das Gebäude des Hammelburger Postamts ist wohl in den 1930er Jahren entstanden. Geschichtsfreund Heribert Schilling verweist auf eine Erwähnung in einem Kunstbuch aus dem Dritten Reich, mit dem Titel „Kunst und Kunsthandwerk am Bau“. Darin ist beispielhaft die bis heute erhaltene Eingangstür zur Schalterhalle abgebildet. Auf das Buch hat Schilling ein Mitpilger auf dem Jakobusweg aufmerksam gemacht. Enthalten sind dort auch Objekte aus Italien, Norwegen, Ungarn, Österreich, Jugoslawien, der Schweiz, aus Städten wie Wien, Budapest, Oslo und München mit der Abbildung des „Haus der Deutschen Kunst“.

Schilling appelliert an Verantwortliche der Stadt Hammelburg und des Vereins für Heimatmuseum und Denkmalpflege, ein Auge auf diese Handwerkskunst zu haben. Laut Thomas Henn hat die Tür schon ein Schreiner angeschaut. Sie wäre aber nur durch eine Rekonstruktion zu retten.

Der Zustellstützpunkt bleibt zunächst erhalten.
Foto: Wolfgang Dünnebier | Der Zustellstützpunkt bleibt zunächst erhalten.
Die Tür zur Schalterhalle.
Foto: Wolfgang Dünnebier | Die Tür zur Schalterhalle.
 
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