
Die Umsetzung des Großprojekts auf dem Gelände des einstigen Schlachthofs verzögert sich. Die Bauarbeiten sollten nämlich längst begonnen haben. Doch jetzt gilt es offenbar noch eine behördliche Hürde zu nehmen. Auch die zwischen der Stadt Bad Kissingen und dem Projektentwickler, der GVS-Unternehmensgruppe (Rottweil), vereinbarte Sicherheitsleistung von zwei Millionen Euro ist noch nicht auf dem Konto der Stadt hinterlegt.
Geplant ist auf dem weiträumigen Schlachthof-Areal zum einen ein großes Logistikzentrum für die Post, zum anderen soll die denkmalgeschützte Ochsenkathedrale zu einem Mobilitäts- und Erlebniszentrum umfunktioniert werden. Vorgesehen ist in einem weiteren Schritt, die aktuellen Post-Liegenschaften in der Innenstadt umzugestalten. Die GVS-Unternehmensgruppe bezifferte das Finanzvolumen für das Großprojekt am Stadtrand und in der Innenstadt einst mit rund 50 Millionen Euro.
Man handelte ein komplexes Vertragswerk aus
Die Besonderheit an diesen Planungen: Der Projektentwickler musste sich gegenüber der Stadt dazu verpflichten, den Schlachthof Unesco-konform und in einem bestimmten Zeitrahmen zu sanieren und umzubauen. Vertraglich fixiert werden sollte zudem, dass GVS vor Beginn der Baumaßnahmen zwei Millionen Euro zur Sicherheit auf ein städtisches Konto einzahlt. Falls das Gebäude aus irgendwelchen Gründen nicht saniert würde, könnte die Stadt diese Summe dann selbst zur Sanierung verwenden. Der Schlachthof würde zu einem symbolischen Preis an die Stadt zurückgehen, hieß es damals.

Die Stadt Bad Kissingen hatte mit der GVS-Unternehmensgruppe nahezu drei Jahre an der Umsetzung dieses komplexen Unterfangens gefeilt. Zum einen galt es sich über Umfang, Ausstattung und zeitliche Ausführung der geplanten Einrichtungen zu verständigen. Zum anderen war es wichtig, die finanziellen Modalitäten auszuhandeln. Und auch die Post war freilich bezüglich des neuen Logistikzentrums stets eingebunden.
Schlachthof-Areal ist inzwischen verkauft
Vor ein paar Wochen waren auf dem Areal unweit des städtischen Servicebetriebs nun erstmals Bagger und Lkw gesichtet worden. Doch dann kamen die Arbeiten zum Erliegen. Die Baugenehmigung der Stadt für das Projekt ist jedenfalls längst an die GVS-Gruppe ergangen, heißt es jetzt vonseiten der Stadtverwaltung. Die Stadt hat das Gelände inzwischen auch an die GVS-Gruppe verkauft, sagt der städtische Pressesprecher Thomas Hack auf Anfrage dieser Redaktion.
Der Kaufpreis betrug, nach Hacks Angaben, 685.000 Euro. Er sei seinerzeit zunächst durch ein Gutachten ermittelt worden und berücksichtige den Verkehrswert sowie die Einschränkungen durch die Denkmaleigenschaft und den Aspekt, dass das Denkmal auf Kosten des Vorhabenträgers ertüchtigt wird. Die Bauarbeiten hätten aber noch nicht begonnen, sagt Hack. Unlängst habe man jedoch bereits vorbereitende Arbeiten in Angriff genommen und beispielsweise Bäume gefällt.
"Unser Zeitplan hat sich leider verschoben", sagt Martin Geiger von der GVS-Gruppe auf Anfrage dieser Redaktion. Man werde wohl erst im August mit den Arbeiten auf dem Gelände an der Oskar-von-Miller-Straße beginnen können. Als Hauptgrund für die Verzögerung gibt Geiger an, dass das Landesamt für Denkmalschutz (Bamberg) unvermutet Bedenken bezüglich einer einzelnen Maßnahme in dem Großprojekt anmeldete.
Eigentlich sei alles auch mit der Bamberger Behörde ausführlich besprochen und abschließend geklärt gewesen, sagt Geiger. Der weitere Ablauf sei dann klar gewesen: Nach der Genehmigung der Denkmalbehörde würde die GVS-Gruppe die Sicherheitsleistung bei der Stadt hinterlegen, dann könnte der Vertrag abgewickelt werden, erklärt der Immobilien-Spezialist das in der Folge angepeilte Vorgehen.
Geiger: Erst die Genehmigung, dann die Sicherheitsleistung
Doch dann habe das Landesamt für Denkmalpflege plötzlich "einen Rückzieher gemacht". Weswegen die Behörde ihr Veto einlegte, wollte Geiger nicht konkret benennen. Er gab jedoch an, dass es sich um eine "wesentliche Maßnahme" handle. Jetzt gebe es neue Termine und es stünden weitere Gespräche an. "Wir werden hoffentlich bis Juli eine Lösung finden."
Probleme mit der Stadt Bad Kissingen in Bezug auf die noch ausstehende Sicherheitsleistung gebe es aber nicht, versichert Geiger. Mit der Stadt sei bereits alles besprochen worden. "Wir wollen eine Lösung finden." Aber für Geiger ist auch klar: "GVS wird kein Geld hinterlegen, bevor das Denkmalamt nicht zugestimmt hat."

Inzwischen wurden, laut Geiger, Rodungsarbeiten auf dem Schlachthof-Areal vorgenommen. Dann könne man, so Geiger, sobald die Genehmigung da ist, mit den Bauarbeiten zügig loslegen.
Post stellt sich aufs erste Quartal 2023 ein
Auch Post-Pressesprecher Alexander Böhm (Frankfurt) ist über die Verzögerungen in Bezug auf das geplante Post-Logistikzentrum in Bad Kissingen im Bilde. Er rechnet nun mit der Fertigstellung des laut Planung 50 Meter langen Verteilzentrums im ersten Quartal 2023. Böhm: "Wir müssen sehen, dass wir loslegen können", denn für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Post sei es enorm wichtig, bald "adäquate Arbeitsplätze" und Parkplätze für die Fahrzeuge zu haben.
Es könne durchaus sein, das dann auch mehr Beschäftigte nach Bad Kissingen kommen, sagt der Pressesprecher. "Man muss schauen, wie die Zustellbezirke im Landkreis Bad Kissingen ausgelastet sind." Möglicherweise bestehe hie und da auch Raumnot. Dann könne es schon sein, dass solche Stützpunkte aufgelöst werden und die jeweiligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Bad Kissingen aus arbeiten.
Ein zweite Eishallenruine sollte vermieden werden.
Es hat sicherlich Gründe warum man sich weigert Geld zu hinterlegen...