
Voriges Jahr Amazon, kürzlich McDonald's: Im Gewerbepark A71 Oerlenbach/Poppenhausen lassen sich inzwischen echte Weltmarken nieder. Dazu haben dort vergleichsweise kleine Unternehmen ihre Firmengebäude, wie Metalltechnik Zitzmann (MTZ), das Ingenieursbüro Helfrich oder Nowak-Foitzik, Hersteller von mobilen Holz- sowie Massivbau- und Fertighäusern.
Anfang des Jahrtausends schon hatten die Planungen für das riesige Gemeinschaftsprojekt der Nachbargemeinden in den Landkreisen Bad Kissingen und Schweinfurt begonnen. Mit dem Bau einer Ampelkreuzung nahm der Gewerbepark vor fast zehn Jahren schließlich Gestalt an. Die erste Firma siedelte sich 2014 an.
Bis heute, nicht zuletzt wegen der der Niederlassung des Onlinehandel-Giganten Amazon, wird das Für und Wider des Projektes immer wieder diskutiert. Im Gespräch mit dieser Redaktion gibt Oerlenbachs Bürgermeister Nico Rogge Einblicke: Welche messbaren Vorteile bringt der Park der Gemeinde? Und hat der 36-Jährige Verständnis für kritische Stimmen?
Nico Rogge: Wenn man das Zwischenergebnis sieht, kann man durchaus von einer Erfolgsgeschichte sprechen. Ich kann den Entscheidungsträgern von damals eigentlich nur einen Glückwunsch aussprechen.
Rogge: Alleine schon an den Arbeitsplätzen. Bei MTZ gibt es 120 bis 140 Arbeitsplätze, bei Helfrich werden es 50 bis 80 sein. Bei Amazon sind rund 100 Personen beschäftigt, wo die vielen Fahrer aber noch dazukommen. Dazu zehn bis 15 Menschen bei McDonald's, ähnlich viele bei der Diakonie, dazu vereinzelte bei Nowak-Foitzik, der Tankstelle oder der Bäckerei. Es summiert sich.

Rogge: Grundsätzlich ist es natürlich super, wenn man kurze Wege zum Arbeitsplatz anbieten kann. Ob die genutzt werden, kann ich nicht genau sagen. Aber mir ist bekannt, dass bei verschiedenen Unternehmen auch einige Menschen aus dem Ort beschäftigt sind.
Rogge: Die Gewerbesteuer ist ein Teil meiner Antwort, da gibt es allerdings das Steuergeheimnis, deshalb will ich nicht ins Detail gehen. Nur so viel: Letztlich muss man sich bei jeder Firma, die sich niederlassen möchte, ganz genau anschauen, welche Betriebsform vorliegt. Für das Jahr 2021 hatte die Gemeinde Oerlenbach 1,6 Millionen Euro an Gewerbesteuer-Einnahmen. Das ist für eine 5000-Seelen-Gemeinde aus meiner Sicht sehr vernünftig. Von der Ansiedlung von Amazon haben wir uns vor allem eine Sogwirkung auf andere Firmen versprochen, die auch eingetreten ist.
Rogge: Ich persönlich unterstütze diese Ansiedlung bis heute. Aber ich habe auch immer gesagt, dass es notwendig ist, den Spagat zwischen Onlinebestellungen und der Unterstützung des örtlichen lokalen Einzelhandels hinzubekommen. Grundsätzlich regelt das Konsumverhalten der Menschen die Art des Angebots und nicht die Gemeinde.
Rogge: Die kritische Diskussion verfolge ich, die muss es auch geben. Wir wollen ja eine lebendige Demokratie. Tatsächlich ist das gar nicht so einfach. Letztlich muss man sich immer überlegen, für welchen Zweck man Flächen versiegelt. Solche Fragen beschäftigen uns bei unseren Entscheidungen aber schon frühzeitig. Wir haben auch Probleme, wie zum Beispiel eine vielleicht erhöhte Müllverschmutzung nach der McDonald's-Eröffnung oder den Mehrverkehr sehr wohl im Vorfeld beleuchtet. Dafür braucht es dann Lösungen. Im Bebauungs- und im Flächennutzungsplan sind grünordnerische Auflagen verankert, und wir haben ja zum Beispiel auch unsere jährliche Ramadama-Müllsammelaktion. Und da wir in Oerlenbach ohnehin schon immer ein sehr großes Verkehrsaufkommen haben, befürworte ich auch stark die Umsetzung des Projekts B286 neu mit einer Umgehungsstraße.
Rogge: Im Moment sind unsere Flächen verkauft. Wir haben deshalb den Beschluss gefasst, dass wir noch einmal um zehn Hektar erweitern wollen. Dazu würde ich gerne noch einmal auf die Flächenversiegelung zurückkommen.
Rogge: Mir ist schon wichtig, dass wir Entsiegelungen durchführen, wenn die Möglichkeit da ist. Wie bei der Schwarzen Pfütze. Aber dass weiterhin auch Versiegelungen entstehen, ließe sich nur mit Stillstand vermeiden. Es gibt einen Landesentwicklungsplan, der explizit ein Anbindegebot an vorhandene Industrie- und Gewerbegebiete vorsieht. Ich finde, man sollte sich schon überlegen, ob man immer mehr Ackerflächen zu Gewerbegebieten macht, wenn nichts vorhanden ist. Aber da, wo schon etwas da ist, sollte man das Potenzial auch erkennen und nutzen.