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Bad Kissingen
CSU-Fraktion im Kreistag Bad Kissingen: Siegfried Erhard übergab den Staffelstab an Martin Wende
20 Jahre lang stand Siegfried Erhard an der Spitze der CSU-Kreistagsfraktion. Was einen Fraktionschef seiner Meinung nach auszeichnet.
Siegfried Erhard im Jahr 2013, auf dem Platz vor dem Oerlenbacher Rathaus. Damals hatte er entschieden, nicht mehr für das Bürgermeisteramt zu kandidieren. 
Foto: Archiv Isolde Krapf | Siegfried Erhard im Jahr 2013, auf dem Platz vor dem Oerlenbacher Rathaus. Damals hatte er entschieden, nicht mehr für das Bürgermeisteramt zu kandidieren. 
Isolde Krapf
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:49 Uhr

Freilich hätte er die aktuelle Kreistagsperiode noch bis 2026 als CSU-Fraktionschef zu Ende machen können, sagt Siegfried Erhard (Oerlenbach) im Gespräch mit dieser Redaktion. Aber im Frühjahr 2020, kurz nach der Kommunalwahl, habe er fraktionsintern bereits angedeutet, dass er nur noch bis zu seinem 70. Geburtstag an der Spitze stehen will. Und diesen Geburtstag feierte Erhard eben schon im Dezember 2021.

"Vor 50 Jahren kam ich zur CSU und seit 1978 bin ich kommunalpolitisch tätig", sagt Erhard mit Bezug auf seine politischen Anfänge bei der Jungen Union und später dann im Gemeinderat Oerlenbach. 24 Jahre lang war er Bürgermeister der Großgemeinde. 2014 stellte sich Erhard nicht mehr als Gemeindechef zur Wahl. Im Kreistag sitzt er aber bis heute - das sind nun inzwischen 38 Jahre - und ist somit der dienstälteste Kreisrat im Gremium.

Im Kreistag wurde Siegfried Erhard als CSU-Fraktionschef verabschiedet. Landrat Thomas Bold überreichte ihm ein Geschenk.
Foto: Isolde Krapf | Im Kreistag wurde Siegfried Erhard als CSU-Fraktionschef verabschiedet. Landrat Thomas Bold überreichte ihm ein Geschenk.

Siegfried Erhard weiß bereits, was es heißt loszulassen

20 Jahre lang ist er CSU-Fraktionschef gewesen – eine Zeitspanne, die kein anderer Fraktionsvorsitzender im Kreistag zuvor je erreicht hat. Darauf machte Landrat Thomas Bold unlängst in der Kreistagssitzung aufmerksam, als er Erhard als Fraktionsvorsitzenden verabschiedete und Martin Wende (Hammelburg) als Nachfolger vorstellte.

"Man darf sich selbst nicht für unersetzlich halten."
Siegfried Erhard, einstiger CSU-Fraktionschef im Kreistag

"Die Jüngeren machen auch gute Arbeit", sagt der 70-Jährige jetzt im Gespräch mit dieser Redaktion. "Man darf sich selbst nicht für unersetzlich halten." Erhard weiß ja auch schon, wie sich das politische Loslassen anfühlt. Denn vor neun Jahren hatte er sich, nach einem Kuraufenthalt, ganz plötzlich dazu entschlossen, nicht mehr bei der Kommunalwahl als Bürgermeister anzutreten. Für einen Mann wie Erhard, der stets mit Leib und Seele für die Großgemeinde Politik machte, war das vollkommen überraschend.

Jetzt gab Erhard also auch den Fraktionsvorsitz ab, bleibt aber weiter im Kreistag. Wenn er als Fraktionssprecher zurückblickt, fallen ihm etliche Themen ein, die alle im Gremium intensiv beschäftigten, wie zum Beispiel der Übergang des St.-Elisabeth-Krankenhauses von der Kongregation der Elisabethinerinnen ans Rhön-Klinikum 2004 (vor 2004 war der Kreis selbst noch Sachaufwandsträger gewesen).

2002 wurde der Kreisomnibusbetrieb privatisiert, um, wie es damals hieß, die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu verbessern. Es wurden in diesen Jahren auch kreiseigene Seniorenheime saniert oder gar neu gebaut (Haus Waldenfels in Bad Brückenau). "Und wir wollten die Kreisschulen auf Vordermann bringen", sagte Erhard.  "Manchmal stand uns das Wasser Oberlippe, Unterlippe, was die Finanzen im Etat angeht", sagt Erhard. Da macht sich auch ein Fraktionssprecher Sorgen, ob die Kreisumlage gehalten werden kann oder erhöht werden muss, so Erhard weiter.

Martin Wende in seinem Garten in Hammelburg.
Foto: Jasmin Wende | Martin Wende in seinem Garten in Hammelburg.

Ärgerliches und Schönes im Rückblick

Freilich ärgert man sich auch gelegentlich, wenn man eine Fraktion führt, sagt Erhard und meint damit den Zusammenklang mit den anderen Fraktionen. "Die reine Lehre gibt es halt nicht." Obwohl inzwischen sehr viele Themen im Vorfeld gemeinsam ausdiskutiert werden, bleibe doch so Manches offen bis zum Schluss.

"Ein Fraktionsvorsitzender muss mit Menschen umgehen und vermitteln können."
Siegfried Erhard, ehemaliger CSU-Fraktionschef im Kreistag

Aber es gibt natürlich auch Schönes für einen Fraktionssprecher, sagt Erhard: dass es zum Beispiel quer durch alle Fraktionen klar war, dass das Münnerstädter Berufsbildungszentrum gebaut werden muss. Als Erfolg sei auch zu werten, dass es inzwischen rund um den Betrieb und die seinerzeit langfristig angelegte Finanzierung der Deponie ruhig geworden ist.

Martin Wende hätte 2013 gern für den Landtag kandidiert

Was einen Fraktionschef auszeichnet? "Er muss mit Menschen umgehen und vermitteln können", sagt Erhard. Manchmal müsse er auch vorausdenken und sich mit einer Sache auseinandersetzen, nennt er als weitere Attribute. "Und er darf nicht so viel vorgeben, muss aber am Ende alles zusammenfassen."

Erhards Nachfolger heißt seit 4. Juli Martin Wende. Der Hammelburger hat sich bei der Jungen Union erste Sporen verdient. Er "reaktivierte" 2006 den JU-Ortsverband Hammelburg. 2010 bis 2021 war er JU-Kreisvorsitzender, JU-Mitglied ist er immer noch. 2014 wurde er in den Hammelburger Stadtrat gewählt und ist dort seitdem CSU-Fraktionsvorsitzender. Seit acht Jahren sitzt er auch im Kreistag. Der 33-jährige Lehrer und stellvertretende Schulleiter der Mittelschule in Arnstein ist zudem seit fünf Jahren Kreisvorsitzender des Bayerischen Landessportverbands.

2012 warf Wende übrigens bei der CSU-Kreisdelegiertenversammlung, zusammen mit Sandro Kirchner und Brigitte Meyerdierks, als Landtagskandidat seinen Hut für die Wahl 2013 in den Ring. Gegen Kirchner hatten damals zwar weder Meyerdierks noch Wende eine reelle Chance. Wende fuhr aber seinerzeit bei den Delegierten fast genauso viel Stimmen ein wie Meyerdierks (24 und 23 Stimmen), was für den damals 24-Jährigen durchaus einem Achtungserfolg gleichkam.

 
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  • sigeroa
    Ich hoffe und wünsche mir, dass der oder die ein oder andere nachziehen und sich auch von ihren "Pöstchen" verabschieden. Zeit wäre es allemal und bis zur nächsten Wahl genug Raum für Neue.
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