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Würzburg
Metall und Elektro in Unterfranken: Im Herbst drohen Pleiten
Die Krise in der Metall- und Elektroindustrie hat sich durch Corona deutlich verschärft: In Unterfranken rechnet mehr als die Hälfte der Betriebe mit einem Stellenabbau.
Ein Arbeiter eines Maschinen- und Anlagenbauers arbeitet an einer Turbine: Die Metall- und Elektroindustrie in Unterfranken befindet sich inzwischen in einer tiefen Rezession (Symbolbild).
Foto: Stefan Puchner, dpa | Ein Arbeiter eines Maschinen- und Anlagenbauers arbeitet an einer Turbine: Die Metall- und Elektroindustrie in Unterfranken befindet sich inzwischen in einer tiefen Rezession (Symbolbild).
Jürgen Sterzbach
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:35 Uhr

"Corona hat mit der Axt zugeschlagen." Michael Bischof, der für Unterfranken zuständige Geschäftsführer der Arbeitgeberverbände der bayerischen Metall- und Elektroindustrie, zeichnete am Dienstag ein martialisches Bild der Branche. Die Verbände hatten im Juli turnusgemäß ihre Mitglieder um eine Einschätzung der Lage gebeten. An der Befragung nahmen 54 Betriebe mit zusammen 41 600 Beschäftigten teil. Ihre Bewertung fiel laut Bischof "so schlecht wie noch nie" aus. Mit Maschinenbau und Automobilzulieferern ist die Metall- und Elektroindustrie einer der wichtigsten Wirtschaftszweige in Unterfranken.

Schon vor Corona in der Konjunkturkrise

Bereits nach der vorherigen Umfrage im Januar, noch vor Ausbruch der Corona-Krise, hatte Ingrid Hunger, die Vorsitzende der Region Main und Spessart, von einer "konjunkturellen Krise" und "strukturellen Herausforderungen" gesprochen.

Mit Blick auf die Ergebnisse der neuen Umfrage sagte die Lohrer Unternehmerin: "Die Rezession hat sich durch die Corona-Krise deutlich verschärft." Für drei von vier Unternehmen sei die Ertragslage in diesem Jahr kritisch, jeder zweite Betrieb erwarte Verluste.

Besonders hart getroffen hat die Metall- und Elektrounternehmen, dass Aufträge aus dem Ausland, vor allem aus von Corona stark betroffenen Ländern, ausgeblieben sind. Daher lagen die Ausfuhren im April um 52 Prozent und im Mai um 43 Prozent unter dem Vorjahr. 

Insolvenzen im zweiten Halbjahr befürchtet

"Wenn Märkte einbrechen, leiden wir besonders", sagte Bischof. Nur ganz wenige Segmente und Teilbereiche hätten sich in der Krise behauptet, dazu gehörten beispielsweise Firmen, die Medizintechnik oder für die Fahrradindustrie produzieren.

Zwar bescheinigte Ingrid Hunger der Bundes- und der Staatsregierung, dass sie den Unternehmen in der Krise "schnell, pragmatisch und zielgerichtet geholfen" hätten,  doch müsse dies fortgesetzt werden. Gerade der Mittelstand benötige weitere Hilfen.

Die Verbandsvertreterin ging davon aus, dass im zweiten Halbjahr einige Unternehmen Konkurs anmelden könnten. Der Grund: Ende September endet die Regelung, die Firmen vorübergehend von der Pflicht zur Insolvenzanmeldung befreit, wenn ihre Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung auf die Corona-Pandemie zurückzuführen ist.

Jeder zweite Beschäftigte ist in Kurzarbeit

Als Folge davon sei ab Herbst auch mit Entlassungen zu rechnen. Auch mehr als die Hälfte der Betriebe geht inzwischen von einem Stellenabbau aus. Zuletzt war es nur rund ein Drittel. Die Corona-Krise wirke "wie ein Brandbeschleuniger", so Hunger.

Der "massive Einsatz von Kurzarbeit" habe bislang eine Entlassungswelle verhindert: "Wir gehen davon aus, dass jeder zweite Metall- und Elektro-Beschäftigte in Bayern, also knapp 430 000, in Kurzarbeit ist." Hunger sprach sich dafür aus, die aktuellen Kurzarbeitsregelungen "möglichst bis Ende nächsten Jahres" zu verlängern. 

Mit der IG Metall habe noch kein Austausch über den Ende 2020 auslaufenden Tarifvertrag stattgefunden, berichtete die Regionalvorsitzende: "Jeder wartet bis zur letzten Minute ab, in welche Richtung es sich entwickelt."

Ein erneuter Lockdown wäre das Schlimmste

Bislang seien die Sozialpartner laut Hummer ihrer Verantwortung gerecht geworden und hätten mit dem im März abgeschlossenen Solidartarifvertrag "einen wichtigen Beitrag" zur Sicherung von Unternehmen und Arbeitsplätzen geleistet.

Immerhin wollen drei von fünf Betrieben ihre Produktion im zweiten Halbjahr erhöhen. Das Niveau vor der Corona-Krise wird die Metall- und Elektroindustrie aber nicht vor 2022 erreichen. Aus Sorge vor steigenden Infektionszahlen sagte Bischof: "Das Schlimmste für die Wirtschaft wären neue Lockdown-Maßnahmen."

Metall und Elektro in Bayern

Die Arbeitgeber der Metall- und Elektroindustrie (M+E) in Bayern sind im Bayerischen Unternehmensverband Metall und Elektro (bayme) und im Verband der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie (vbm) organisiert.
Die Aufgaben: Der bayme vertritt die wirtschaftlichen, politischen und sozialen Interessen aller Mitglieder, die Sitz oder Niederlassung in Bayern haben. Der vbm handelt für seine Mitglieder die Tarifverträge mit der Gewerkschaft aus.
Die Geschäftsstelle Unterfranken umfasst die Regionen "Main und Spessart" und "Main und Rhön" mit 360 Betrieben und rund 84 700 Arbeitnehmern. Unterfrankens Anteil an Bayerns M+E-Industrie beträgt rund zwölf Prozent.
Quelle: bayme vbm
 
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