Keine öffentlichen Veranstaltungen und Versammlungen mehr, geschlossene Einrichtungen und Geschäfte. Um die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus zu verlangsamen, wird das öffentliche Leben nach dem Ausrufen des Katastrophenfalls in Bayern aktuell immer weiter zurückgefahren.
Gearbeitet werden soll aber natürlich nach Möglichkeit. Nachdem der Volkswagen-Konzern am Dienstag jedoch bekanntgab, seine Produktion in zahlreichen Werken - auch in Deutschland - vorrübergehend auszusetzen und am Freitag die letzten Schichten laufen zu lassen, wächst bei vielen Mitarbeitern der lokalen Automobilzulieferer die Unsicherheit, wie es um die Arbeit in den eigenen Betrieben bestellt ist.
Tägliche Corona-Krisensitzung bei Jopp
Auch bei der Firma Jopp in Bad Neustadt ist die Corona-Krise natürlich längst im Unternehmen angekommen. Seit Montag greife dort ein Notfallplan, wie Martin Büchs, einer der Geschäftsführer, am Dienstag auf Nachfrage dieser Redaktion mitteilte. Außerdem findet momentan täglich um 13 Uhr eine Krisensitzung statt, um die aktuelle Situation bewerten zu können. Derzeit gebe es im Unternehmen aber keinen mit dem Virus infizierten Mitarbeiter oder Verdachtsfälle. Zudem arbeiten nur wenige Mitarbeiter, denen es überhaupt möglich ist, im Home-Office.
Und die Mitarbeiter haben laut Büchs in den Bad Neustädter Werken zum jetzigen Stand auch weiterhin gut zu tun. Er habe zwar über die Medien erfahren, dass vereinzelt Kunden die Produktion schließen oder zurückfahren möchten. "Von Kunden direkt ist aber bislang noch keine derartige Information an uns herangetragen worden", betont Martin Büchs. Manche Kunden hätten ihre Auftragsbestände gar erhöht "und außerdem haben wir auch eine Lieferverpflichtung diesen gegenüber". Jopp verfügt also derzeit noch über ein gut gefülltes Auftragsbuch.
Schwierig, langfristig zu planen
Was aber morgen ist, darüber kann verständlicherweise auch der Jopp-Geschäftsführer keine Prognose abgeben. "Es ist derzeit einfach schwer, langfristig zu planen", teilte er mit, auch im Hinblick auf die ohnehin schwierige wirtschaftliche Lage. Im Juli vergangenen Jahres hatte das Unternehmen bekanntlich bereits einen Personalabbau von 35 Stellen in Bad Neustadt angekündigt.
Auch bei der Firma Preh in Bad Neustadt beobachtet man die derzeitigen Entwicklungen genau. "Natürlich stellt die aktuelle Situation mit dem Coronavirus Preh und seine Zulieferer vor organisatorische Herausforderungen", erklärte Dr. Michael Roesnick, Vorsitzender der Geschäftsführung, am Dienstagnachmittag auf Nachfrage dieser Redaktion. So habe man, um die Mitarbeiter weitesgehend zu schützen, gemeinsam mit dem Betriebsrat notwendige Voraussetzungen getroffen, also beispielsweise mobiles Arbeiten ermöglicht und möglichst wenige persönliche Meetings angesetzt.
Preh will geordneten Betrieb aufrechterhalten
Bisher konnte man die Produktion entsprechend der Anforderungen der Kunden gewährleisten. "Wir werden alles in unserer Macht stehende tun, um einen geordneten Betrieb aufrecht zu halten", verspricht Roesnick. Die aktuell angekündigten Betriebsschließungen von Automobilherstellern werden es laut des Geschäftsführers jedoch erforderlich machen, sich den ändernden Rahmenbedingungen auch mit Kapazitätsveränderungen anzupassen - "zum Beispiel mit Kurzarbeit". Eine konkrete Aussage sei aufgrund der Dynamik der aktuellen Entwicklung derzeit aber nicht möglich, erklärte Roesnick abschließend.
Krisenstab auch bei Reich
Inwieweit sich die Corona-Krise auf die Firma Reich in Mellrichstadt in Bezug auf die Gesundheit der Mitarbeiter und die wirtschaftliche Situation auswirkt, wird von den Verantwortlichen derzeit "rund um die Uhr geprüft". Das teilte Oliver Thiele, zuständig für die Kommunikation im Unternehmen, am Mittwochnachmittag auf Anfrage dieser Redaktion mit. Man nehme die Lage sehr ernst. Zudem sei ein Krisenstab gebildet worden, der die Lage täglich neu bewerte.
"Die Aufgabe ist es, die Informationen zu bündeln, Maßnahmen abgestimmt zu prüfen, einzuleiten und die Umsetzung zu überwachen", fährt Thiele fort. Umfangreiche Maßnahmen, die in der Stellungnahme jedoch nicht konkretisiert werden, seien bereits umgesetzt worden.
Kurzfristige Maßnahmen wohl unumgänglich
Wie es auch von den anderen Firmen aus der Region zu hören war, geht man bei Reich ebenfalls davon aus, dass aufgrund der aktuellen Nachrichten aus der Wirtschaft und vor allem aus der Automobilindustrie weitere kurzfristige Maßnahmen unumgänglich seien.