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Würzburg
Corona in Unterfranken: So können wir eine 2. Welle verhindern
Dass die Infektionszahlen im Herbst wieder steigen werden, darin sind sich unterfränkische Experten einig. Doch es gibt Möglichkeiten, eine zweite Welle zu verhindern.
Testen (wie hier im März an der Corona-Teststrecke in Würzburg)  ist ein wichtiger Aspekt zur Verhinderung einer zweiten Welle.
Foto: Daniel Peter | Testen (wie hier im März an der Corona-Teststrecke in Würzburg)  ist ein wichtiger Aspekt zur Verhinderung einer zweiten Welle.
Andreas Jungbauer
 und  Folker Quack
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:37 Uhr

Die Rückkehrer aus dem Urlaub, noch mehr aber die klimatisch bedingten Effekte der kalten Jahreszeit: Corona-Experten aus Unterfranken haben keinen Zweifel daran, dass die Infektionszahlen im Herbst wieder steigen werden. Ob es dann tatsächlich zu einer zweiten Welle kommt oder bei lokalen Hotspots bleibt, scheint dagegen offen. Man könne eine flächendeckende zweite Welle verhindern, sind die Fachleute überzeugt. Schließlich habe man aus der ersten Welle mit dem Lockdown im Frühjahr einiges gelernt.

"AHA"-Regel zeigt Wirkung

Schon jetzt sei klar, dass die "AHA-Regeln" (Abstand, Hygiene, Atemschutzmaske) der Bundesregierung Wirkung zeigten, sagt die Bad Kissinger Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmar. Nicht nur in Sachen Corona seien die Infektionszahlen stabil, auch das übrige Infektionsgeschehen wie Schnupfen, für den Sommer typische Infektionen oder Sommer-Durchfall sei massiv zurückgegangen.

Hygiene hilft, das ist eine der wichtigen Erkenntnisse aus der ersten Corona-Welle vom Frühjahr.
Foto: Jonas Güttler, dpa | Hygiene hilft, das ist eine der wichtigen Erkenntnisse aus der ersten Corona-Welle vom Frühjahr.

Tests spielen eine große Rolle

Eine Herausforderung besteht nach Ansicht von des Ärztlichen Direktor der Würzburger Uniklinik,   Professor Georg Ertl, darin, die Erkältungswelle im Herbst von Covid-19 zu differenzieren. "Grundsätzlich müssen wir daher jetzt jedes Kind, jeden Erwachsenen mit grippalen Symptomen testen", meint auch Virologe Lars Dölken. "Außerdem kann ich nur an das Verantwortungsgefühl aller appellieren, bei Symptomen bis zu einem negativen Testergebnis Abstand zu anderen zu halten." 

Aktuell würden in Deutschland 500 000 Menschen in der Woche getestet, teilt die SPD-Gesundheitspolitikerin Sabine Dittmar mit. Möglich seien bis zu 1,1 Millionen. Auch die bayerische Staatsregierung setzt auf deutlich ausgebaute Testkapazitäten. Dazu bräuchte es allerdings zentrale Einrichtungen, warnt Ertl, die Hausärzte allein würde dies überlasten.

Akzeptanz in der Bevölkerung wichtig

Der Würzburger Virologe Lars Dölken mahnt zur Vorsicht, um eine zweite Welle gar nicht entstehen zu lassen.
Foto: Daniel Peter | Der Würzburger Virologe Lars Dölken mahnt zur Vorsicht, um eine zweite Welle gar nicht entstehen zu lassen.

Die Virologen haben in den vergangenen Monaten wichtige Erkenntnisse über das SARS-CoV2-Virus gewonnen. Dies könnte helfen, um eine zweite Welle zu verhindern. So könne man die derzeit wenigen Neuinfektionen "genau nachvollziehen, man kenne die Ursachen", meint Professor Lars Dölken, Leiter des Lehrstuhls für Virologie der Universität Würzburg. "Zum Beispiel wissen wir jetzt, dass Singen in geschlossenen Räumen so ziemlich das Schlechteste ist, was man derzeit machen kann."

Der Experte fordert bereits jetzt und vor allem für den Herbst gezielte Maßnahmen, um eine zweite Welle zu verhindern. Wichtig sei dabei natürlich die Akzeptanz der Bevölkerung. "Ich trage lieber auch über den Sommer eine Maske, und muss dann im Herbst Schulen und Kitas nicht schließen", sagt Dölken.

Über die Bilder der Feiernden auf Mallorca könne er nur den Kopf schütteln. Da brächten Leute, die selbst nicht das geringste Risiko hätten, andere Menschen in Gefahr und ein ganzes Land an den Rand eines zweiten Lockdown.

Kliniken wären auf zweite Welle besser vorbereitet

"Wir sind auf jeden Fall besser vorbereitet", betont die Bad Kissinger Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmar, Sprecherin der SPD im Gesundheitsausschuss des Bundestages. Die Kliniken könnten viel effektiver reagieren. Man müsse nicht noch einmal alle Intensivbetten leerräumen.

Prof. Georg Ertl, Ärztlicher Direktor der Würzburger Uniklinik. 
Foto: Silvia Gralla | Prof. Georg Ertl, Ärztlicher Direktor der Würzburger Uniklinik. 

Auch der Ärztliche Direktor der Würzburger Uniklinik  Professor Georg Ertl sagte kürzlich bei einer Pressekonferenz, bei der Materialversorgung sei man "durch einen regionalen Verbund besser aufgestellt". Zudem wisse man mehr über den Verlauf der Krankheit. Corona-Fälle vermehrten sich nicht explosionsartig binnen weniger Tage. Ertl: "Wir wissen, wir haben zwei bis drei Wochen Zeit bis zu einer massiven Belastung." Dennoch sollte man die personellen, finanziellen und materiellen Kapazitäten im Gesundheitswesen auf eine mögliche zweite Welle hin prüfen, sagt Andrew Ullmann, Obmann der FDP im Gesundheitsausschuss des Bundestages.

Wichtig sei auch die Zusammenarbeit von Uniklinik, Ärzteschaft und Gesundheitsdiensten, betont Professor Matthias Frosch, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Würzburg. Die Verknüpfung von Gesundheitsdiensten und Universitätsmedizin könnte noch verbessert werden.

 
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