Es kann sich lohnen, die Redaktion sachlich auf Dinge hinzuweisen, die sie besser machen kann. Das zeigt das Beispiel von Leser A. M. vorbildlich. Er hatte mir schriftlich und bildlich mitgeteilt, was ihn stört: Zwischen 21. und 27. Januar war zu drei groß aufgemachten Artikeln dreimal das gleiche Fotomotiv erschienen – zweifach im Würzburger Lokalteil, einmal am 25. Januar in der gesamten Zeitung (hier digital: "Erbbaurecht wird zur Zeitbombe: Was tausende Hausbesitzer unbedingt wissen müssen").
Es geht dabei um ein spannendes Thema, das messbar stark genutzt wird: Am Oberen Burgweg in Würzburg wird 2023 ein 99-jähriger Erbbauvertrag auslaufen. Sieben Familien droht der Verlust ihrer Heimstätten. Nun habe ich Herrn A. M. schon mit einer für die Wiederholungen nachvollziehbaren Erklärung aus der Redaktion geantwortet: Die beengte Topographie vor Ort mache es schwer, die betreffenden Häuser besser im Bild festzuhalten. Obwohl ja auch mal ein Detailbild aus der bebauten Front genug gewesen wäre.
Leserinnen und Leser können bessere Foto-Ideen der Redaktion mitteilen
Im Alltag der Bildberichterstatter, die nicht nur für die Zeitung, sondern auch für deren digitalen Kanäle unterwegs sind, bleibt selbst bei bestem Willen nicht immer genug Zeit, um kreativ oder gar künstlerisch zu Werke zu gehen. Dafür habe ich Verständnis. Die (Presse-)Fotografie hat eher die Dienstleistungsaufgabe, die Realität abzubilden, zumindest Analogien zu ihr herzustellen, heißt es über "die Macht der Bilder" in einem Beitrag der Uni Heidelberg.
Ermuntert habe ich allerdings A. M., Ideen für bessere Fotos die Redaktion wissen zu lassen. Das gilt natürlich für alle Leserinnen und Leser, sowie für Nutzerinnen und Nutzer der digitalen Angebote.
Gute Fotos erhöhen die Aufmerksamkeit
Besagen doch evidente Erkenntnisse: Gute Fotos, die nicht nur in Briefmarkengröße gezeigt werden, erhöhen die Aufmerksamkeit – und das wohl sogar dann, wenn sich ein Motiv wiederholt.
Gerade letzteres hatte A. M. – mit etwas Ironie – anders kommentiert: "Die Redaktion habe das Gedächtnis der Leserinnen und Leser wohl nicht allzu sehr belasten wollen." Bestätigen werde ich bestenfalls: Mit sich wiederholenden Bildern wird mindestens auch das Thema leichter wiedererkannt.
Eher abstoßend wirken dagegen "Textfriedhöfe", also umfangreiche Beiträge, ohne Illustrationen oder visuelle Auflockerungen präsentiert. Die beachten dann bestenfalls Leute, auf deren Interessenlage das Thema trifft. Was ihnen dann die Überschrift erkennbar machen muss. Insgesamt spielen die richtige Textlänge und passende Bilder eine große Rolle.
Neue Bilder sind mittlerweile beauftragt worden
Nach meinen Erklärungen hatte ich Herrn A. M. hoffnungsvoll versichert, dass ich mich mit ihm freuen würde, zur Causa "Oberer Burgweg" mal durch ein neues Foto überrascht zu werden.
Danach hat die Chefredaktion daraus Gewissheit gemacht: "Das Thema wird uns noch öfter beschäftigen, wir sollten weiteres Bildmaterial anschaffen." Daraus folgt: Drohnen-Aufnahmen sind in Auftrag gegeben und sogar das Archiv bietet mehr Motive. Ich bin gespannt darauf.
Nun danke ich als Leseranwalt aber vor allem Herrn A. M.
Anton Sahlender, Leseranwalt. Siehe auch Vereinigung der Medien-Ombudsleute e.V.
Siehe auch frühere Leseranwalt-Kolumnen zu Fotos:
2014: "Größe macht schlechte Fotos nicht besser"
2016: "Das fotografische Missverständnis mit den armen Kindern aus Schweinfurt"
2016: "Viel Bild, wenig Aussage"
2020: "Ein Bild zu dem redaktionelle Distanz fehlt"
2021: "Von der Nebenwirkung eines Schneeschuhwanderers"
2021: "Ein veröffentlichtes Foto mit Schönheitsfehler"