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Würzburg
Samstagsbrief: Herr Liebler, Dank Ihnen können die Würzburg Baskets jetzt voll durchstarten
Der Geschäftsführer der Würzburg Baskets musste viele Jahre sparen und Kritik einstecken. Dass er durchgehalten hat, ist vorbildlich, meint unser Autor.
Steffen Liebler ist der Geschäftsführer des Basketball-Bundesligisten Würzburg Baskets, den er durch schwierige Jahre geführt hat.
Foto: Patty Varasano | Steffen Liebler ist der Geschäftsführer des Basketball-Bundesligisten Würzburg Baskets, den er durch schwierige Jahre geführt hat.
Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 17.09.2024 02:41 Uhr

Lieber Herr Liebler,

Sie haben es geschafft. Sie haben die Würzburg Baskets durch ihre größte Krise geführt. Vieles deutet gerade auf Aufbruch hin. Die Fans können sich auf die nächste Saison der Baskets freuen.

Am Mittwoch gaben Sie bekannt, dass die Fitnessstudio-Kette Fit/One neuer Namenssponsor des Basketball-Bundesligisten wird. Es ist ein weiterer Meilenstein für Sie und die Baskets – und der Aufbruch in eine wirtschaftlich bessere Zukunft. In Summe hat der Klub seinen Gesamtetat innerhalb von zwei Jahren von gut drei auf nahezu sechs Millionen Euro verdoppelt, haben Sie vor kurzem gesagt. Das ist auch ihr Verdienst.

Baskets sind sportlich und auch finanziell im Mittelfeld der Bundesliga angekommen

Mit dem sportlichen Erfolg und dem gestiegenen Budget sind die Baskets nun im Mittelfeld der Liga angekommen. Das Ziel heißt nicht mehr nur Klassenerhalt. Sie haben die Play-Ins als "Minimalziel" ausgerufen, sprich: mindestens Platz zehn.

Steffen Liebler (Zweiter von links) bei der Pressekonferenz zum neuen Namenssponsor Fit/One der Baskets Würzburg - mit auf dem Podium sitzen Kresimir Loncar (links), Peter Leisten (Fit/One, Zweiter von rechts), Moritz Mühleck (Fit/One, rechts).
Foto: Thomas Obermeier | Steffen Liebler (Zweiter von links) bei der Pressekonferenz zum neuen Namenssponsor Fit/One der Baskets Würzburg - mit auf dem Podium sitzen Kresimir Loncar (links), Peter Leisten (Fit/One, Zweiter von rechts), ...

"Als ich vor zwei Wochen bei der Auslosung der Champions League in Genf war, und mit Vertretern aus 30 Nationen da saß, da wurde mir erst mal so richtig bewusst, was wir das als Team und als Organisation geschafft haben", sagten Sie vor kurzem. "Wir können uns auf der europäischen Landkarte präsentieren, was eine Riesenehre ist. Auch da versuchen wir, die Großen zu ärgern."

Das wollen die Würzburg Baskets in der Bundesliga mit dem wirtschaftlichen Aufschwung umso mehr. Danach sah es vor knapp zweieinhalb Jahren nicht wirklich aus.

Im Dezember 2021 standen Sie mit den Würzburg Baskets fast am Abgrund

Es war der 13. Dezember 2021, als die Würzburg Baskets wohl am Abgrund ihrer bisher knapp 13-jährigen Vereinsgeschichte angekommen waren. Tags zuvor war der Bundesligist auf einen Abstiegsplatz gerutscht. Es folgte am Nachmittag die Ankündigung, dass s.Oliver seinen Vertrag als Haupt- und Namenssponsor nicht verlängern würde. Dann entschied der Verein am Abend, sich vom langjährigen Trainer Denis Wucherer zu trennen.

Keine leichte Entscheidung, aber rückblickend die richtige, weil Sie anschließend die Aufgaben im Klub richtig verteilten. Sie selbst kümmerten sich vor allem um die Finanzen. Schon in den eineinhalb Saisons zuvor hatten Sie den Verein gesund gespart. "Noch weniger wäre nicht möglich gewesen in der BBL", sagten Sie mir mal.

Was Sie meinten: Gespart wurde an allen Ecken und Enden. Sie verkleinerten Ihr Personal, sparten an der Jugendarbeit und zogen mit der Geschäftsstelle ins Trainingszentrum, um Kosten zu sparen. In Ihren mittlerweile 13 Jahren als Geschäftsführer war es möglicherweise eine der schwierigsten Phasen, vielleicht noch schwieriger als der Abstieg in die zweite Liga 2014. Denn damals fehlte es am sportlichen Erfolg, aber es stand nicht die Zukunft des ganzen Klubs auf dem Spiel.

Mit Sasa Filipovski als neuem Trainer gelang Ihrem Verein damals der absolute Glücksgriff. Er schaffte nicht nur den Klassenerhalt, sondern erzeugte eine Aufbruchsstimmung im Verein, die jetzt auch auf die Sponsoren übergesprungen ist.

Dank der Erfolge können die Baskets ihre Nachwuchsarbeit in Würzburg ausbauen

Der Verein entwickelt sich in die richtige Richtung – Sie entwickeln ihn in die richtige Richtung. Das zeigt nicht nur der sportliche Erfolg der vergangenen Saison, sondern auch die neue Ausrichtung im Nachwuchsbereich. Drei neue Trainer haben Sie hier verpflichtet. Eines der fünf besten Nachwuchsprogramme in Deutschland wollen Sie mit den Baskets in drei Jahren aufbauen.

Wer den Verein schon länger beobachtet, merkt, dass Sie das Korrektiv neben dem emotionalen Sportdirektor Kreso Loncar und dem oft berechnend agierenden Trainer Filipovski sind. Sie betonen, dass Sie die sportlichen Belange den beiden überlassen, auch wenn sie als ehemaliger Spieler selbst nicht ganz ahnungslos sind.

Ihre Vernunft und Bodenständigkeit können die Baskets weiterhin brauchen, Herr Liebler!

Selbst in dieser Rolle werden Sie von einigen Fans für ihre Arbeit kritisiert und infrage gestellt. Bisher prallt das offenbar wirkungslos an Ihnen ab. Dieses dicke Fell können Sie gut gebrauchen. Mit ihrer Ruhe führen Sie den Verein nüchtern und ohne Träumereien. Oder, um Ihre eigenen Worte zu verwenden: mit "Vernunft und Bodenständigkeit", die es trotz des finanziellen Aufschwungs weiterhin braucht.

Nachdem der Verein nun finanziell gut aufgestellt ist, bleibt noch eine Aufgabe: Schon seit Beginn Ihrer Amtszeit geht es in Würzburg um die Multifunktionsarena. Wenn Sie auch diese Aufgabe noch meistern, haben Sie den Verein nicht nur durch seine schwerste Zeit, sondern wohl auch in seine beste Zeit geführt. Viel Glück!

Mit sportlichen Grüßen

Tim Eisenberger

Persönliche Post: der Samstagsbrief

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Quelle: MP
 
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  • Christian Papay
    Bester Mabb
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  • Edgar Staab
    Sasa Filipovski als "berechnend" einzustufen ist schon eine Unverschämtheit.
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  • Martin Heilig
    Auch mal schön und wichtig einen positiven, ja völlig zu Recht enthusiastischen Samstagsbrief zu lesen! Wohltuend in einer Zeit in der viel zu viel gemeckert und gejammert wird.
    Und die besondere Wertschätzung und Anerkennung von Steffen Lieblers Arbeit ist absolut verdient!
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