Als der neue Mann am Dienstagnachmittag um Viertel nach Drei zum ersten Mal seinen neuen Arbeitsplatz am Randersackerer Sonnenstuhl inspizierte, waren trotz Geheimtrainings auch einige Kiebitze zum Trainingsgelände der Fußball-Zweitliga-Mannschaft der Würzburger Kickers gekommen. Mit einem lauten "Servus" grüßten die Zaungäste Marco Antwerpen, den gerade verpflichteten Trainer. Der ging auf die Anhänger grinsend zu: "Servus?! Daran muss ich mich erst noch gewöhnen." Dann machte er sich an die Arbeit.
Es wird womöglich dauern, bis sich Anhänger und Neu-Trainer aneinander gewöhnt haben. Ein Sieg am nächsten Sonntag bei Antwerpens erster Partie als Kickers-Coach gegen Greuther Fürth könnte da hilfreich sein. Ob die Wunden so schnell verheilen? Der Rausschmiss von Aufstiegstrainer Michael Schiele - offiziell ist es eine Freistellung - hat die Anhänger aufgewühlt. Gerade einmal zwei Punktspiele durfte Schiele nach dem Aufstieg in die Zweite Bundesliga noch verantworten. Dann war Schluss. Der 42-jährige Schwabe, am 4. Juli nach dem 2:2 gegen Halle und der Rückkehr in Liga zwei noch der gefeierte Held, ist unsanft aus dem Amt gedrängt worden. Es war eine Trennung mit einer langen Vorgeschichte.
Am Dienstagvormittag um 10.56 Uhr ploppte in der Redaktion die Pressemitteilung mit dem brisanten Inhalt auf. Schiele ist raus, Antwerpen übernimmt beim Neu-Zweitligisten, der mit Niederlagen gegen Aue (0:3) und in Düsseldorf (0:1) in die Saison gestartet ist. Im DFB-Pokal-Wettbewerb setzte es zuvor eine 2:3-Niederlage gegen Hannover. Der Trainer, der nach dem Zweitliga-Aufstieg mit Eintracht Braunschweig bei den Niedersachsen vor die Tür gesetzt wurde, ersetzt den anderen Zweitliga-Aufstiegstrainer.
"Eine intensive und ausführliche Analyse der bisherigen Saisonvorbereitung sowie insbesondere die erreichten Ergebnisse haben zur Freistellung geführt. Der Verein ist zudem zur Überzeugung gekommen, das große Ziel Klassenerhalt – dem es alles unterordnen zu gilt – nur mit einem neuen Impuls erfolgreich anstreben zu können", heißt es in der Stellungnahme des Klubs zu den Gründen des Trainerwechsels.
Zwei Tage nach dem Aufstieg hatte sich all das noch ganz anders angehört. Da hatten die Kickers bei einer "White Night" im Kickers-Stadion verkündet, dass Schiele auch in der zweiten Liga Coach der Rothosen bleiben werde. "Wir haben an Michael geglaubt, und ich glaube, wir sind richtig gelegen", hatte Kickers-Aufsichtsratsvorsitzender und Flyeralarm-Boss Thorsten Fischer damals vom Podium herab gesagt. Der Verein feierte sich, Schiele und das Aufstiegswunder.
Dabei brodelte es schon damals im Klub. Fischers Idee, Trainer-Altmeister Felix Magath als Fußball-Boss in sein Unternehmen zu holen und zu einer Art Ober-Sportdirektor für die Flyeralarm-Klubs Admira Wacker (Erste Liga, Österreich) und die Würzburger Kickers zu machen, hatte bereits im Januar diesen Jahres Schieles Stellung bei den Kickers deutlich geschwächt. Plötzlich verschwand der schon fertige neue Vertrag für den Trainer wieder in der Schublade. Wären die Kickers nicht aufgestiegen, für Schiele wäre wohl bereits im Sommer in Würzburg Schluss gewesen. So hatte sich sein Kontrakt um ein Jahr verlängert.
Und das obwohl Schieles Wirken in Würzburg durchaus eine Erfolgsgeschichte war. Fast auf den Tag genau drei Jahre trug er am Dallenberg Verantwortung, wurde in der Dritten Liga zweimal Fünfter, ehe er trotz gekürzten Finanzmitteln im vergangenen Sommer die Kickers zurück in Liga zwei führte.
Magath, das war zu spüren, betrachtete Schieles Arbeit mit Skepsis. Es werde im Fußball viel zu viel über Taktik gesprochen, findet der 67-jährige Magath. Schiele indes kann sich in Gesprächen über seine Aufstellung und die Ideen dahinter fast verlieren. Der einstige Meistertrainer, der als Spieler Europapokalsieger und Europameister wurde und der Familienmensch von der Schwäbischen Alb, der in seiner aktiven Laufbahn zwei Zweitliga-Spiele für den FC Schweinfurt 05 absolviert hatte - das passte einfach nicht zusammen. Öffentlich betonten beide stets, im guten Austausch zu stehen. Die Fakten sprachen eine andere Sprache. Auch als Klub und Trainer im Sommer einen weiteren Anlauf zu Vertragsgesprächen nahmen, kam es nicht zur Unterschrift. Wegen Magaths Veto?
Der Head of Flyeralarm Global Soccer, so der offizielle Titel Magaths, äußerte sich am Dienstag nicht zum Trainerwechsel. Sein Assistent und Sprecher Christian Ortlepp betonte auf Nachfrage, der Trainerwechsel sei nicht Magaths Geschäft gewesen, sondern das der Bosse in Würzburg. Also das von Fischer und Vorstandschef Daniel Sauer. An Letzteren hatte diese Redaktion schriftlich Fragen gestellt. Zum Beispiel, wann die Entscheidung zum Trainerwechsel gefallen ist und wann Antwerpen kontaktiert wurde. Fragen, die der Klub am Dienstag nicht beantwortete.
Auch dass der neue Coach seinen Assistenten mitbringt, hat der Verein noch nicht kommuniziert. Als Antwerpen seine Mannschaft am Dienstagnachmittag erstmals zum Training bat, war auch Kurtulus Öztürk dabei. Er war bereits bei Antwerpens vorherigen Drittliga-Stationen in Braunschweig und Münster sein Co-Trainer. Schieles Trainerteam soll im Amt bleiben, teilte der Klub auf Nachfrage mit.
Aus sportlicher Sicht betritt Antwerpen in Würzburg eine Baustelle, auf der noch nicht einmal der Rohbau steht. Bis zum 5. Oktober, also bis kommenden Montag, bleibt Zeit, den Kader zu vervollständigen. Dann schließt der Transfermarkt, können nur noch vereinslose Spieler nachverpflichtet werden. Die Personalplanungen waren noch längst nicht abgeschlossen. Mindestens zwei weitere Akteure hatte Schiele gefordert. Die darf sich nun wohl Antwerpen aussuchen.
Der 48-Jährige hat am Dallenberg einen Vertrag bis 2022 unterschrieben. „Mit Marco haben wir einen gestandenen Cheftrainer verpflichten können, dessen Vorstellungen vom Fußball und Zielsetzungen der Würzburger Kickers deckungsgleich sind. Gemeinsam wollen wir das große Ziel, den Klassenerhalt, anpacken“, wird Vereinschef Sauer in der Mitteilung zitiert. Das hört sich nach einer Wunschlösung an.
"Sein Assistent und Sprecher Christian Ortlepp betonte auf Nachfrage, der Trainerwechsel sei nicht Magaths Geschäft gewesen, sondern das der Bosse in Würzburg."
Derjenige der bei allem und jedem im Verein mitredet soll sich ausgerechnet bei der sehr wichtigen Frage des Trainers rausgehalten haben?
DARAN glaube ich nicht einmal eine Nanosekunde lang!!
Da ändert auch das ausweichende und weichgespülte "Blabla" von Magaths Stellvertreter nichts daran...
"Nein, musste er nicht !"
Er muss gehen, weil es , seit es Reisig-Besen gibt, bekannt ist, dass ein neuer Reisig-Besen besser kehrt. Aber auch ein neuer nutzt sich ab............ UND...... wird dann genauso
ins Eck gesstellt. Und so weiter........ u.s.w.. .......... schaun mer mal............!