
Kickers-Cheftrainer Michael Schiele muss gehen. Das gibt Würzburgs Fußball-Zweitligist am Dienstagvormittag bekannt und stößt damit in den Sozialen Netzwerken und bei den Fanklubs auf Überraschung, Unverständnis und Empörung. "Schlechtes Bild von der sogenannten Kickers-Familie. So geht man nicht mit Menschen um, die Großartiges geleistet haben", heißt es etwa unter dem Beitrag des Vereins auf Facebook. Andere werden deutlicher: "Ohne Worte!!! Beschämendes, unwürdiges Verhalten der Obrigkeit!!!" Die meisten Anhänger sind sich einig, dass die Vereinsführung in dieser Personalfrage völlig daneben liegt. Bei einer nicht repräsentativen Umfrage auf mainpost.de äußerten 81,82 Prozent der 572 User, die ihre Stimme abgaben, Unverständnis für die Entlassung des Trainers (Stand: 17 Uhr). Nur 9,97 Prozent bejahten die Entscheidung der Kickers, 8,21 Prozent antworten mit "Ich weiß nicht" auf die Frage, ob die Entlassung richtig gewesen sei.
"Wir sind bestürzt über die Entscheidung des Vorstandes und des Beraters Felix Magath, Trainer Michael Schiele zu entlassen", schreibt Timo Schaub, Sprecher des Würzburger Kickers Deaf Fanclub, auf Nachfrage dieser Redaktion. Er und die 34 anderen Mitglieder sind sich einig, dass der Cheftrainer, der mit vielen Umbrüchen in seinem Team klar kommen musste, hervorragende Arbeit geleistet hat. "Was wir unwürdig finden, ist, dass gerade der Trainer eines Überraschungsaufsteigers so wenig Kredit hat und schon nach dem zweiten Spieltag entlassen wird. Eigentlich müssten wir Michael ein Denkmal bauen – und was macht der Vorstand?", schreibt Schaub weiter. Dass er und einige Kollegen Konsequenzen ziehen werden, steht für ihn fest: "Wir werden am Sonntag nicht ins Stadion gehen. Das ist kein Affront gegen die Spieler. Unsere Wut richtet sich gegen die Vorstandschaft und Magath, die in diesem Fall unglaublich unwürdig handeln. Da schämt man sich als Fan des Klubs."
Entsetzen über "unmenschlichen Umgang"
Auf Überraschung und Unverständnis stieß die Entscheidung der Rothosen-Führung auch bei den Saaletal Supporters FWK und dem Kickers-Fanklub Wengert FC. "Anstatt Schiele von Anfang an reinen Wein einzuschenken, wurde – so macht es den Eindruck – nach einem fadenscheinigen Vorwand gesucht, um ihn bei erstbester Gelegenheit loszuwerden", schreibt Paul Hackstein auf Nachfrage. So mit jemandem umzugehen, "der mit bescheidenen Mitteln Großartiges für den Verein geleistet hat, ist menschlich unterste Schublade und schadet dem Ansehen des Vereins sowohl bei der Außendarstellung als vor allem auch bei den eigenen Fans."
Der "unmenschliche Umgang" mit -Schiele, er bewegte an diesem Dienstag viele Fußball-Anhänger, wie zahlreiche Kommentare in den Sozialen Netzwerken und auf mainpost.de zeigten. "Ist der Vorstand nur noch deppert? Der Typ hat uns die zweite Liga gebracht! Ist das der Dank dafür?", heißt es auf Facebook – oder auch: "Da zeigt sich, wie undankbar die Herren Sauer und Magath sind!! Schnell habt ihr vergessen, wer für den Erfolg zuständig war."
Der Name Felix Magath fällt immer wieder, wenn man sich durch die zahlreichen Kommentare im Netz wühlt. Viele sehen in ihm den Hauptgrund dafür, dass Schiele gehen musste. "Felix Magath trennt sich von Kickers-Trainer", frotzelt einer. Ein anderer zeigt sich entsetzt, "wie machtlos die Vereinsführung gegen Magath ist." Es sei ein offenes Geheimnis, "dass Magath Schiele nicht mag und es nur eine Frage der Zeit war, bis die erstbeste Gelegenheit genutzt werden würde." Eine Einstellung, die auch der ehemalige Kickers-Jugendtrainer (2010 - 2017) Dirk Pschiebl teilt. "Vielleicht muss man auch mal mit Demut an die Sache rangehen", sagt er in Anspielung an Felix Magaths Träume vom Europacup. "Wir dürfen nicht vergessen, wo wir herkommen. Die Kickers-Familie gibt es in meinen Augen schon lange nicht mehr."
Freistellung ein abgekartetes Spiel?
Dass der Rauswurf von Schiele von langer Hand geplant war, das glaubt Michael Diermeier vom Fanklub Block III Festung Dalle. Der 74-jährige "Oberfan", der stets von Kopf bis Fuß in Rot gekleidet im Stadion steht (und beim Aufstieg sogar rot lackierte Fingernägel hatte), sagt auf Nachfrage: "Im Augenblick hab' ich die Nase voll. Ich geh' am Sonntag garantiert nicht hin." Besonders empören ihn und die anderen Mitglieder der unmenschliche Umgang mit Schiele. "Das tut richtig weh. Ich hatte heute morgen einen richtigen Kloß im Hals, als ich es meinem Sohn erzählt habe" , erklärt etwa Frank Zagel, der ebenfalls zum Block III Festung Dalle gehört.

Differenziert sieht Rudolf F. Thomas, Vorsitzender des Kickers-Fanklubs "Zum Postkutscherl", die Lage. Er schreibt auf eine Anfrage dieser Reaktion: "In unserem Fanklub sind, wie kann es anders sein, die Meinungen zweigeteilt. Menschlich ist eine Trennung immer unangenehm. Sportlich gesehen stand Schiele schon länger auf dem Prüfstand. Der überraschende Aufstieg darf nicht über die Niederlagen in der Endphase der vergangenen Saison und auch zu Beginn der neuen Spielzeit hinwegtäuschen. Ich bin mir sicher, er wird alsbald wieder in der 3. Liga aufschlagen."
Indes wird der Frust gegen die Führungsriege der Rothosen wohl nicht so schnell abebben. Frank Zagel sagt, er und andere wollen auf die Stellungnahme des Dallenberg Supporterclubs warten: "Wenn die zum Boykott aufrufen, sind wir dabei."
Ich durfte ihn mal kurz persönlich kennenlernen....zufällig an der Tankstelle....sehr sympathischer Mann!
Wie man ihn jetzt feuern kann, ist mir nicht so ganz nachvollziehbar. Was hat man erwartet?
Ich wünsche ihm, seiner Familie und auch den Kickers alles Gute!
Schiele´s Zeit ging seit dem Wintertrainingslager zu Ende. -Das hätte auch er merken müssen-.
Selbst mit dem Aufstieg hatte M.S. richtig Glück gehabt. Mir kann keiner erzählen, dass das Können war...
Hoffen wir für den Verein, dass der FWK diesmal bleibt und sich etabliert. Wer weiß, vielleicht kommt ja doch noch Europa nach Würzburg.
90 Minuten, ein Leben lang!
Herr Schiele hätte sich längst nach einem neuen Job umsehen können.
Bei so vielen negativen Anzeichen, ist es fahrlässig dies nicht zu tun!
Die Würzburger Kickers sind in erster Linie ein Wirtschaftsunternehmen und kein "gemütlicher Verein", da hift es auch nichts die sog. "Kickers-Familie" ins Spiel zu bringen...
... sie dreht sich weiter ...