
Ja, sicherlich, antwortete Sasa Filipovski. Er hatte seine Schützlinge Freiwürfe und Dreier trainieren lassen in der vergangenen Woche. "Aber das ist mehr ein psychologisches Problem", meinte der Trainer von Basketball-Bundesligist Würzburg Baskets am Samstagabend in dem Kabuff im ersten Stock dieser alten und bestimmt nicht ehrwürdigen Schulturnhalle im Süden der Stadt. Seine Mannschaft hatte soeben die Basketball Löwen Braunschweig auch dank einer guten Dreier- (43 Prozent) und einer akzeptablen Freiwurfquote (78 Prozent) mit 84:76 verdient bezwungen und damit den ersten Heimsieg dieser noch jungen Spielzeit eingefahren.
Was die Würzburger nach zwei Siegen im dritten Ligaspiel doch von etwas Druck befreit und sie etwas gelassener in die nähere Zukunft blicken lassen kann, die laut Dienstplan nicht gerade arm ist an Herausforderungen: Bis Ende November geht's noch nach München, gegen Chemnitz, nach Heidelberg, gegen Ulm, nach Weißenfels, ehe im Dezember Überraschungsaufsteiger Vechta und Bonn in Würzburg gastieren.
Freiwürfe, Dreier, Ballverluste – das waren neben einer erneut sehr ordentlichen Verteidigung die Schlüssel zum Erfolg gegen die Niedersachsen. Im vierten Pflichtspiel nacheinander, nach dem 72:76 gegen Ulm, dem 60:78 gegen Ludwigsburg und dem 88:58 zum Saisonauftakt in Hamburg, gelang es den Baskets, den Gegner unter 80 Zähler zu halten. Lediglich beim 93:81 in der ersten Pokalrunde in Karlsruhe gelang ihnen dies knapp nicht, was sie aber mit einer schwungvollen Offensive wettmachten. Wie am Samstag, als sie mit zwölf Dreiern bei 28 Versuchen vier mehr versenkten als in den beiden Spielen zuvor zusammen (Ludwigsburg drei, Ulm fünf).

Filipovski sprach von einem "sehr großen Sieg", und seine Erleichterung war fast greifbar. Besonders gut gefallen hat dem Slowenen, dass die Seinen nicht so fahrlässig mit der Kugel umgegangen waren wie in den vier Partien zuvor, als sie das Spielgerät im Schnitt über 18 Mal wegwarfen. Die lediglich sieben Ballverluste gegen Braunschweig nannte Filipovski, der mit einer Achterrotation spielen ließ, völlig zurecht "great".
Es scheint also, als seien die Baskets, bei denen neben den verletzten Julius Böhmer und Bazoumana Koné auch Kapitän Felix Hoffmann krankheitsbedingt fehlte, auf der richtigen Spur. Die startenden bundesligaerfahrenen Aufbauspieler Otis Livingston und Isaiah Washington, die gegen Braunschweig den Ton angaben, sind offenbar so langsam auch in neuer Umgebung in der Saison angekommen. Flügelspieler Zac Seljaas, der vier seiner acht Dreierversuche traf, zeigt auch mit seiner Körpersprache, dass er mit viel Herzblut bei der Sache ist und befeuert nach erfolgreichen Würfen gerne den Anhang immer wieder darin, doch noch etwas lauter zu unterstützen. Sein Kollege Javon Bess spielt zwar häufig etwas unauffällig, macht aber sehr viele Dinge richtig und erfreulich wenige Fehler, und wenn er dann noch trifft wie am Samstag . . . Auch Collin Welp beweist in seiner zweiten Saison, dass er nicht nur körperlich zugelegt hat, er ist offenbar in der Liga angekommen.

Center Owen Klassen, der bei seinem Pflichtspieldebüt gegen Ulm nach langer Verletzungspause noch wie ein Fremdkörper gewirkt hatte, deutete gegen Braunschweig zumindest an, wie wichtig er noch werden könnte für die Baskets. Und wenn sein Backup Maximilian Ugrai aufs Parkett kommt, ändern sich durch die andere Interpretation der Centerposition zwar die Systeme der Baskets, aber das macht sie auch variantenreicher.
Wundern darf einen derzeit also lediglich der "sechste Mann": Guard Darius Perry scheint in seinen Auftritten ein wenig zu schwanken zwischen Genie und Wahnsinn. Bei der Saisonpremiere in Hamburg verzückte er mit 23 Punkten und teils spektakulärem Spielwitz. Seitdem verliert er – zumindest gefühlt – beinahe so häufig die Kugel wie er Punkte macht. Sei`s drum: Womöglich auch nur eines von Filipovskis erwähnten "psychologischen Problemen", das zu reparieren ist.