
Am Ende stellte der in Zivil und mit Spezialschuh auf dem Parkett stehende Kapitän Felix Hoffmann einen Stuhl aufs Spielfeld und stülpte ein Trikot über die Lehne. Und zwischen die Stuhlbeine legte er auch eines mit der 22. Die Nummer trägt in dieser Runde Craig Moller. Bei der Sieges-Humba kurz später dann hüpfte Hoffmann mit dem Trikot in Händen ein wenig mit. Die große Freude von Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg über den hochverdienten 92:86 (38:41)-Sieg gegen Play-off-Teilnehmer MHP Riesen Ludwigsburg, der 14. Erfolg dieser Runde, im letzten Saisonheimspiel wurde getrübt durch die schwere Verletzung Mollers.
Der Deutsch-Australier landete nach einem missglückten Abwehrversuch derart übel, dass er nicht einmal mehr aufstehen konnte. Sanitäter eilten nach kurzer Zeit mit einer fahrbaren Trage aufs Parkett, fuhren den 27-Jährigen erst in die Kabine und in der Halbzeitpause vor die Halle, wo der Sanka wartete für den Transport ins Krankenhaus, wo er bereits am Mittwoch am Knie operiert werden wird. Die nächste schwere Verletzung bei den Baskets, die sicherlich froh sein werden, den Klassenerhalt seit Ostern eingetütet zu haben.
Baskets ohne Hoffmann, Hunt und Parodi
In der Partie gegen die Schwaben mussten die Baskets außer auf Hoffmann und wie seit Wochen auf Aigars Skele auch auf ihre beiden Spielmacher Luciano Parodi (muskuläre Probleme) und den zuletzt so starken Cameron Hunt (Magen-Darm-Erkrankung) verzichten. Unter all diesen Voraussetzungen war es umso erstaunlicher, mit welcher Leidenschaft sich die Baskets ans Abendwerk machten und sich nie aufgaben.
Nach einem recht ausgeglichenen ersten Viertel (17:18) legten erst die Baskets einen 13:4-Lauf zur Acht-Punkte-Führung (30:22) hin, den die Gäste mit einem 10:0 konterten. Mit drei Zählern Rückstand (38:41) gingen die Würzburger in die Kabine, und wenn die erste Hälfte schon für mächtig Kurzweil und blendende Stimmung in der Arena sorgte, so sollte sich dies in Hälfte Nummer zwei nur noch steigern.

Neben dem rein sportlichen ziemlich Hochwertigen, was beide Mannschaften boten und der 500. Vorlage von Bundesliga-Rekordspieler Alex King (nun 636 Partien) war der kleine Privatdisput, den Desi Rodriguez dann öffentlich austrug, bemerkenswert. Im mit 68:83 verlustig gegangenen Hinspiel im Dezember, als die Baskets gerade einmal ein Viertel lang wirklich dagegenhalten konnten, war greifbar gewesen, zu welchen Lähmungserscheinungen und Verkrampfungen Übermotivation auch führen kann: Rodriguez, der vergangene Saison in Ludwigsburg eine wenig erinnerungswürdige erste Spielzeit in Europa erlebt hatte, hatte es seinem ehemaligen Trainer John Patrick damals schon zeigen wollen – war aber gänzlich blass geblieben und hatte seine mit Abstand schlechteste Vorstellung im Baskets-Dress abgeliefert.
Desi Rodriguez' Scharmützel mit Ludwigsburgs Coach John Patrick
Am Dienstagabend nun kanalisierte der im März 26 gewordene US-Amerikaner seine Gefühle. Und sein Können. Mit 23 Punkten und zehn Rebounds war der Mann aus der Bronx mal wieder nicht nur Würzburgs Treffsicherster, sondern auch der effektivste Baskets-Akteur. Und nicht nur, dass er sich manch offensichtlich nette Unterhaltung mit den Ludwigsburger Spielern gönnte – jedenfalls, wenn man sein Lächeln und Grinsen dabei richtig interpretierte –, dass er offenbar auch noch eine zumindest kleine Rechnung mit dem ehemaligen Würzburger Trainer Patrick offen hat(te), war sehr schön nach fünf Minuten der zweiten Hälfte zu sehen: Nach seinen per Korbleger erzielten Punkten zwölf und 13, postete er sich im Zurücklaufen mal kräftig vor Patrick auf. Und flüsterte ihm auch was.

Später, im Schlussviertel, gut vier Minuten vor dem Ende, wiederholte sich das Spielchen, ehe der Amerikaner dann auch noch seinen Bonusfreiwurf zum 80:76 versenkte. Als der New Yorker dann 74 Sekunden vor Ultimo seine Punkte 21 und 22 zur 87:78-Führung korblegte und damit den Deckel drauf machte auf diese Partie, verzichtete er beim Zurücklaufen auf einen Gruß an seinen ehemaligen Coach. Dafür animierte er Sekunden später die am Spielfeldrand inzwischen stehenden Zuschauer zum Mitklatschen.
Der Aufforderung kam das Publikum freilich ausgiebigst nach. Baskets-Trainer Sasa Filipovski jedenfalls war glücklich über den Auftritt seiner Mannen, beglückwünschte sie mal wieder und bedankte sich erneut bei den Anhängern: "Wir haben es geschafft, einen Weg zu finden, das Spiel zu gewinnen, obwohl uns viele Spieler gefehlt haben." Und dann erklärte der 47-jährige Slowene noch, für Craig Moller beten zu wollen.
die Spielstätte längst renoviert gehört , bzw. etwas moderneres endlich gebaut wird.
War Anschauungsunterricht für die Versager wie ein Umbruch mit Trainerwechsel funktionieren kann. Freue mich für die Baskets, dass sie so imponierend die Kurve bekommen haben. Und ich ärgere mich bestimmt noch lange darüber wie man in Würzburg den Profifussball an die Wand gefahren hat. Hätte gerne neben BBL auch noch 3. Liga Fussball in unserer Stadt gehabt.
Jetzt hoffe ich, dass viele lokalen wirtschaftlich möglichen Sponsorengelder in den Basketball fliessen. Die haben es einfach mehr verdient weil sie es verstehen Begeisterung zu erzeugen.
Meine Kickers haben leider in den letzten beiden Jahren ihre Identität verloren, die Baskets haben in der Gunst des Würzburger Publikums ganz klar jetzt die Nase vorne.