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Fußball: Relegation
Von splitternden Scheiben, falschen Brauereien und brummenden Köpfen: 5 Kuriositäten aus der Fußball-Relegation
Die Entscheidungsspiele im Bezirks und in den unterfränkischen Kreisen bescherten vielen Fans viele Tore, Nachtschichten und mitunter Probleme, zusammen zu feiern.
Beim Bayernliga-Relegationsspiel des TSV Großbardorf in Hof durchschlug ein Ball die Scheibe des Presseraums.
Foto: Florian Karlein | Beim Bayernliga-Relegationsspiel des TSV Großbardorf in Hof durchschlug ein Ball die Scheibe des Presseraums.
Daniel Rathgeber
,  Florian Karlein
 und  Michi Bauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:35 Uhr

Die Fußball-Relegation 2023 im Bezirk und in den Kreisen Würzburg, Schweinfurt und Rhön ist Geschichte: Die letzten Auf- und Abstiegsfragen sind geklärt, Freud und Leid dürften sich gelegt haben - und selbst bei den größten Feierbiestern sollte der Kopf wieder klar sein. Es gab jede Menge hauchdünne Entscheidungen vor teilweise vierstelligen Kulissen: Die Partien der Mannschaften aus der Region auf Bezirksebene mit eingerechnet, ging es 13 Mal in die Verlängerung, sieben Mal gar ins Elfmeterschießen. Ein Spiel schoss den Vogel ab: Es war erst nach dreieinhalb Stunden beendet.

Dieser nächtliche "Marathon" und weitere Kuriositäten der zwei Relegationswochen noch einmal im Überblick. 

1. Hof: Scherben bringen dem TSV Großbardorf kein Glück

Mit einer 0:3-Niederlage im Gepäck wurde der TSV Großbardorf im Zweitrundenhinspiel der Bayernliga-Relegation von der SpVgg Bayern Hof auf die Heimreise geschickt. Doch die Hofer hatten es anscheinend nicht nur auf die Großbardorfer, sondern auch auf mich als Reporter abgesehen. Es lief die 87. Spielminute, als nach einem Klärungsversuch des Hofer Abwehrchefs Alexander Seidel plötzlich der Ball auf mich in der Pressekabine zuflog. Während ich bereits an meinem Spielbericht feilte, sah ich den Ball kurz vor dem Einschlag gerade noch rechtzeitig auf mich zukommen und duckte mich schnell zur Seite.

In dem Moment durchbrach das Spielgerät auch schon die Scheibe des Presseraums im altehrwürdigen Stadion Grüne Au. Die Scherben waren nicht nur im gesamten Raum verteilt, sondern auch auf meinem Laptop, meinem Shirt und meinen Armen. Ein Hofer Vereinsverantwortlicher und ein Kollege der Frankenpost erkundigten sich sofort nach meinem Wohlergehen, ich konnte jedoch glücklicherweise Entwarnung geben.

Erst auf der Heimfahrt wurde mir so richtig bewusst, dass diese Aktion im wahrsten Sinne des Wortes auch ins Auge hätte gehen können. Glück haben die Scherben übrigens nicht gebracht. Trotz des 2:0-Sieges im Rückspiel stieg der TSV Großbardorf letztlich aus der Bayernliga ab, die Hofer bejubelten den Klassenerhalt.

2. Prappach: Becher mit dem richtigen Brauerei-Logo

Das Verbot von Glasflaschen und die Maßgabe, Bier nur in Plastikbechern ausschenken zu dürfen, hatte im Vorfeld der Relegation hohe Wellen geschlagen. Wie befürchtet stellte es die Vereine, die Spiele ausrichten durften, vor Probleme. Klubs wie den TSV Prappach, der Gastgeber für den SV Hofheim und den SV Fatschenbrunn war, die um einen Platz in der Kreisliga Schweinfurt kämpften.

Also fragte der Prappacher Alexander Derra im Vorfeld beim FC Sand und TSV Gochsheim an, ob die beiden Landesligisten dem Klub aus einem Haßfurter Stadtteil Mehrwegbecher leihen könnten. Gekonnt hätten sie schon, der TSV Prappach entschied sich doch anders. "Erstens hätten wir die erforderliche Menge an Bechern nicht zusammenbekommen, zweitens hätten wir fünf, sechs Helferinnen und Helfer mehr gebraucht fürs Spülen", sagt Derra.

Obendrein zierten die Sander und Gochheimer Becher Logos von Konkurrenten der Brauerei, die den TSV Prappach mit Bier versorgt. "Das wollten wir nicht." Die Lösung? 2500 Einwegbecher mit dem "richtigen" Logo, aber nur 0,4 Litern Fassungsvermögen. Ganz ungelegen kam letzteres den Prappachern nicht: "So konnten wir den Becher Bier für drei Euro glatt verkaufen", so Derra.

3. Fahr: Hubschrauber, Notarzt und Platzwechsel

Sage und scheibe dreieinhalb Stunden dauerte es, ehe in Fahr ein Sieger zwischen Kreisklassist TSV Nordheim/Sommerach und Kreisligist SV-DJK Unterspiesheim gefunden war. Nachdem sich der Nordheimer Leon Then ohne Einwirkung eines Gegenspielers schwer verletzt hatte, gab es eine 45-minütige Unterbrechung: Ein Sichtschutz wurde um den Spieler aufgebaut, Rettungshubschrauber und Sanitätswagen samt Notarzt kamen. Als dann in der 37. Minute der Nachspielzeit der Außenseiter zum 2:2 ausglich, wurde eine Verlängerung fällig - die gerade so in der Dämmerung zu Ende gespielt werden konnte.

Während der Kreisliga-Relegation zwischen dem TSV Nordheim/Sommerach und dem SV-DJK Unterspiesheim landete in Fahr zwischenzeitlich ein Rettungshubschrauber. 
Foto: Michi Bauer | Während der Kreisliga-Relegation zwischen dem TSV Nordheim/Sommerach und dem SV-DJK Unterspiesheim landete in Fahr zwischenzeitlich ein Rettungshubschrauber. 

Nur: Dann war's dunkel. Also fürs Elfmeterschießen Platzwechsel, rüber aufs flutbelichtete Trainingsfeld, samt "Völkerwanderung" der  600 Fans. Am Ende gab's für die Nordheimer ein 6:4-Happy-End, die Unterspiesheimer mussten in einen wahren "Marathon" aus nochmals drei Spielen - und blieben, nach zwei weiteren Elfmeterschießen, Kreisligist. Mindestens genauso wichtig: Bei Leon Then sind zwar neben einer Knochenabsplitterung alle Bänder im Fuß gerissen, wie Trainer Rene Braun auf Anfrage bestätigte, der Verdacht auf einen komplizierten Bruch hat sich indes nicht bestätigt - er konnte das Krankenhaus noch am selben Abend und ohne OP verlassen.   

4. Schweinfurt: BFV-Regeln und pflichtbewusste Ordner 

Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) hatte sich ja mächtig was einfallen lassen für die Relegation: Keine gläserne Trinkgefäße, keine bekapselte Plastik-Fläschchen. Dass aber keine Fans nach Schlusspfiff auf den Rasen dürften, sei "Unsinn", wie der Schweinfurter Kreisspielleiter Gottfried Bindrim auf Nachfrage ausdrücklich bekräftigt. "Da gab es keine explizite Anordnung. Die sollen doch auf den Platz rennen und sich freuen." 

Das hatte man offenkundig anders aufgeschnappt beim ausrichtenden TV Oberndorf-Schweinfurt, der ausdrücklich vor der Kreisliga-Relegation zwischen dem TSV Grafenrheinfeld und der DJK Schweinfurt (2:1) seinen Platzsprecher durchsagen ließ: Niemand, wirklich Niemand von den Rängen dürfe über die Bande kraxeln. Was wiederum die Ordner freundlich, aber bestimmt durchzusetzen wussten - selbst mitten in den Grafenrheinfelder Freudentaumel hinein.

Das flehentliche Bitten einiger TSV-Spieler, da stünden jenseits des spielfeldumrandenden Handlaufs auch verletzte oder nicht eingesetzte Teamkollegen, ließ die Männer mit den Armbinden kalt. "Das nennt man dann deutsche Ordnungsliebe", so Bindrim. Das kollektive Sieger-Humba wirkte halt etwas steril angesichts Zehn-Meter-Spalt zwischen Trikot- und T-Shirt-Tragenden - die Freude über den Aufstieg wird's nur für den Moment geschmälert haben. 

5. Unterspiesheim: Drei Gläser - ein dicker Kopf

Den wohl ungewöhnlichsten Jubel-Trunk gab's am vergangenen Samstagabend im Sportheim des SV-DJK Unterspiesheim, als nach vier (!) Relegationsspielen endlich der Kreisliga-Erhalt perfekt war: ein Türmchen aus drei Gläsern - als Basis eine Weinschorle, drüber ein Asbach und on top einen Ouzo. Mehrere davon, wie Trainer Danny Djalek unmittelbar nach dem 8:7-Sieg im Elfmeterschießen über den SV Fatschenbrunn angekündigt hatte. Den dicken Kopf am Sonntagmorgen soll's gratis dazugegeben haben.

 
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    Da passt es doch das von den Plastikflaschen die Deckel abgeschraubt werden müssen . Der Schwachsinn des BFV kennt keine Grenzen !
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  • D. P.
    Und ein paar Kilometer weiter im benachbarten Hessen wird Bier während Relegationsspielen in Gläsern ausgeschenkt, vielen Dank BFV 🙈
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  • M. N.
    Ein Leben ohne Becher ist für uns nicht mehr vorstellbar. Dankeschön BFV
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  • F. R.
    Wirklich eine tolle Lösung mit den Bechern, danke an den BFV für diese wichtige Änderung 🤝 Wie konnten wir in den letzten Jahren nur ohne auskommen
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