
Verrückt! Vier Relegations-Spiele hat der SV-DJK Unterspiesheim gebraucht, um die Fußball-Kreisliga Schweinfurt 1 zu halten. Da gehört es sich natürlich, dass es final noch einmal bis ins Elfmeterschießen ging. Mit 8:7 (3:3, 2:0) besiegte die Mannschaft von Trainer Danny Djalek letzten Endes vor 1019 Zuschauenden in Donnersdorf den SV Fatschenbrunn. Beim Kreisklassisten flossen hernach die Tränen in vergleichbarer Menge wie drüben bei den Anderen das Bier: Der Traum vom ersten Kreisliga-Aufstieg der Vereinsgeschichte war dahin.
"A ganze Menge Dürmli" würde es an diesem Samstagabend noch im Unterspiesheimer Sportheim auf den Tisch und in die Kehlen geben, orakelte Djalek und klärte auf Nachfrage auf, um was es sich bei diesen Türmchen handle: ein bizarres Gesöff-Gebilde aus Weinschorle, Asbach und Ouzo. Dass es seinen Spielern und womöglich auch ihm tags darauf schlecht gehen könnte, wollte er bereitwillig in Kauf nehmen: "Heute machen wir die Nacht zum Tag. Der Morgen ist uns wurscht."
Die bessere Mannschaft seien die Unterspiesheimer gewesen, tonangebend, sprach der Coach, den es kommende Saison zu seinem Heimatverein SG Heidenfeld/Hirschfeld zieht – gerade aus der Bezirksliga abgestiegen. "Darum wollte ich mich mit dem Klassenerhalt verabschieden. So sehen wir uns alle wieder." Happy End nach einem Relegationsmarathon, der nötig geworden war durch den vergeigten Auftakt gegen Nordheim/Sommerach – freilich auch im Elfmeterschießen.
Fatschenbrunner Trainer Robert Bindig zieht den Hut vor seinen Jungs
Solche Glücksgefühle suchte man auf der anderen Seite, bei den blauen "Fatschis", wie sie sich nennen, vergebens. Trainer Robert Bindig hatte Tränen in den Augen – beim finalen Mannschaftskreis und im Interview: "Prinzipiell haben wir nur drei Fehler gemacht, den eine erfahrene Mannschaft eben ausnutzt. Ich ziehe den Hut vor meinen Jungs, sie haben 120 Minuten an sich geglaubt. Mit dem, was wir abgerissen haben, haben wir mächtig Sympathiepunkte gesammelt." Damit dürfte er auch die gut und gerne 700 Steigerwälder Fans gemeint haben.
In allen drei (der SVF hatte ein Freilos) Partien mit den "Fatschis" gabs eine vierstellige Kulisse – und Non-Stop-Support. Drei Wochen Pause will er seiner Mannschaft nun gönnen. "Alles in allem haben wir diese Saison 43 Spiele absolviert, das Jahr hat 52 Wochen. Irgendwann will man ja auch mal heim zu Frau und Kindern."
Unterspiesheimer Tiefschlaf in der Schlussphase weckt den Gegner auf
Dass die Heimkehr für den knappen Außenseiter nicht glücklicher ausgefallen ist, lag am zögerlichen Beginn und daran, dass seine Elf in der wilden Schlussphase der regulären Spielzeit den Sack nicht zugemacht hat. Denn da war mehr drin, als zwischen der 86. und 88. Minute einen 1:3-Rückstand auszugleichen. Niklas Fösel war zweimal zur Stelle, als die Unterspiesheimer Abwehr jeweils mega-schlampig verteidigte. Ein irrwitziger Sturmlauf blieb anschließend bei fünf Minuten Nachspielzeit ohne Lohn.

Unterspiesheim hatte souverän begonnen und völlig verdient durch Treffer von Patrick Wolf (20., 20-Meter-Knaller unter die Latte) und Jan Meschede (40., Kopfball) geführt. Von Fatschenbrunn kam zunächst wenig, in einer Drangphase nach der Pause jedoch durch den dreifachen Torschützen das Abstauber 2:1 (55.). Der wie schon beim 3:1-Sieg über die SG Üchtelhausen-Zell mit einigen AH-Spielern angetretene SV-DJK konterte das aber recht abgeklärt durch Martin Hillenbrand mit dem dritten Tor (65.) – der vermeintlichen Entscheidung, wenn dann nicht dieser Tiefschlaf gefolgt wäre.
SV-DJK-Torhüter Maximilian Schneider wird im Elfmeterschießen zum Helden
Nach dem Djalek nicht mehr viel auf seine Mannschaft gegeben hatte: "Ich sah in den Augen der Spieler, dass sie nicht mehr an sich geglaubt haben." So war es nur noch wichtig, sich ins Elfmeterschießen zu schleppen. Kein Wunder, dass der angeschlagen ins Spiel gegangene und zeitig ausgewechselte SV-DJK-Mittelstürmer Andreas Brendler, im "Nebenjob" ja Sportleiter beim Regionalligisten FC 05 Schweinfurt, hernach sagte: "Das war heute der verdienteste Klassenerhalt." Warum? "Weil am Ende kaum noch einer von uns laufen konnte."

Für ein paar Meter Anlauf beim Elfmeterschießen reichte es aber noch. Matchwinner jedoch wurde ausgerechnet Torhüter Maximilian Schneider, der bei den beiden Toren in der Schlussphase nicht ganz so gut ausgeschaut hatte: Er parierte zweimal. Nach dem Reflex gegen Fatschenbrunns Kapitän Noah Schmitt verschwand er unter einer Spielertraube – und reckte anschließend jedem die geballte Siegerfaust vor die Nase.