Viel länger kann ein Fußballspiel kaum gehen. In Fahr standen sich die Releganten um einen freien Platz in der Schweinfurter Kreisliga von 18.30 bis 22 Uhr gegenüber. Der TSV Nordheim/Sommerach als Dritter der Kreisklasse 1 bezwang tatsächlich am Ende den Kreisliga-Zwölften SV-DJK Unterspiesheim. Während der TSV mit dem 6:4-(2:2, 1:1)-Sieg nach Elfmeterschießen aufsteigt, muss der SV-DJK am Sonntag, 18.30 Uhr, auf seine nächste Chance gegen die DJK Schweinfurt hoffen. Überschattet wurde die Partie von der schweren Verletzung des Nordheimer Flügelspielers Leon Then, der mit dem Notarztwagen ins Krankenhaus transportiert werden musste. Die Partie war fast eine Dreiviertelstunde unterbrochen.
Aus TSV-Trainer Rene Braun sprudelte es nur so heraus: "Mit scheißegal, ob Unterspiesheim 100 Prozent Ballbesitz hatte, gewonnen haben wir. Ich bin so froh, dass wir nicht Sonntag ran müssen, da bin ich auf Hochzeit." Und eine nächtliche Feier am Mittwoch auf Donnerstag? "Puh, ich habe Frühschicht." Weniger beschwingt drauf war sein SV-DJK-Kollege Danny Djalek: "Mir fehlen die Worte. Wir haben es verpasst, das Spiel zu entscheiden, als wir in der zweiten Halbzeit klar überlegen waren." Und seine Meinung zum nicht freien Sonntag: "Heute haben fünf Mann gefehlt, da fehlen wieder welche. Deswegen sind wir vorne auch zu harmlos."
Frühe Führung spielt Nordheimer Taktik in die Karten
Ein interessanter Schlagabtausch war's ja schon zwischen zwei Mannschaften mit völlig unterschiedlichen Spielanlagen. Während sich Unterspiesheim an kontrolliertem Aufbau versuchte, aber wenig Zug zur Box hatte, lauerte Nordheim/Sommerach beinahe ausnahmslos auf Konter – und verwertete prompt gleich den ersten zur Führung. Nach einem Befreiungsschlag unterschätzten die Unterspiesheimer den auftopsenden Ball, Christopher Schmitt sprintete in die Lücke und ließ mit einem harten Schuss ins rechts Ecke SV-DJK-Keeper Maximilian Schneider keine Chance – 1:0 (3.).
Ach danach brachte der Kreisliga-Zwölfte lange Zeit keine wirkliche Gefahr vor dem TSV-Tor zustande. Tom Wiederer war noch am knappsten dran, zielte aber rechts vorbei (24.), und Patrick Wolf ballerte drüber (37.). Da war der aufgerückte Nordheimer Innenverteidiger Marcel Ruft binnen knapp einer Minute gleich zweimal gefährlicher: Seinen 25-Meter-Schuss lenkte Schneider zur Ecke (39.), nach dem Eckball von Rene Braun köpfte er an die Querlatte (40.). Da wirkte es so, dass Nordheim/Sommerach dem 2:0 näher wäre als Unterspiesheim dem Ausgleich. Doch gefehlt: In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit traf plötzlich aus dem Nichts Steffen Rose zum 1:1 (45.+2).
Unterspiesheim gleicht aus dem Nichts aus und wird dann stärker
Ein Tor, das den Unterspiesheimern guttat. Die Nervosität nach dem frühen Rückstand war weggewischt – nun sah das schon etwas mehr nach Kreisliga-Fußball aus. Und der SV-DJK entwickelte tatsächlich so etwas wie ein Übergewicht im Mittelfeld, während der TSV sein Heil weiter mit langen Bällen suchte. Wie bei dem Konter über rechts nach knapp einer Stunde, bei dem Leon Then nicht mehr zum Abschluss kam, weil er stolperte. Dabei verletzte er sich derart unglücklich am Fuß, dass er erst lange hinter herbeigetragenem Sichtschutz behandelt werden und schließlich ins Krankenhaus musste. Sogar der Rettungshubschrauber war gelandet. "Sein Fuß stand 45 Grad weg", mutmaßte sein Coach Braun einen komplizierten Bruch.
Nach annähernd einer Dreiviertelstunde Pause ging es weiter. Jedoch derart zerfahren, dass kaum Spielfluss zustande kam. Und so musste ein Zufallsprodukt für das dritte des Tor des langen Abends herhalten. Einen harmlosen hohen Ball konnte TSV-Keeper Maxmilian Pfaff nicht festhalten, Tom Wiederer spitzelte ihn zur Seite und schob ein zur Unterspiesheimer 2:1-Führung (90.+28).
Verrückte Schlussphase mündet in zwei Toren, Verlängerung und Elfmeterschießen
Mit dem Mut der Verzweiflung rannte Nordheim/Sommerach nun an. Und wurde tatsächlich belohnt: Noah Tang traf den Pfosten, im anschließenden Tohuwabohu sprang der Ball nochmals an den Pfosten und letztendlich wuchtete Raphael Steffen ihn zum 2:2 ins Netz (90.+37). Verlängerung. Die blieb torlos. Im Elfmeterschießen, das dann unter Flutlicht auf dem Nebenplatz ausgetragen wurde, avancierte TSV-Torhüter Pfaff zum Helden. Trotz einer Blessur aus dem Spiel hielt er zwei Schüsse. Und dann verschwand er in der Jubeltraube, die sich auf dem Rasen übereinander und durcheinander wälzte.