Sasa Filipovski steht unterm Korb und wirft den Ball immer wieder zurück an die Freiwurflinie. Dort nimmt Owen Klassen die Kugel in Empfang und verwandelt einen nach dem anderen. Teilweise traumwandlerisch sicher.
Der Cheftrainer übt mit seinem Center also nach Beendigung der offiziellen Einheit noch ein wenig. Draußen in dem kleinen Raum im Foyer liegt Felix Hoffmann auf der Massagebank und lässt sich sein rechtes Bein und vor allem das Knie bearbeiten. Kollegen des Kapitäns kommen und gehen. Es wird geschäkert und viel gelacht. Die Stimmung im Trainingszentrum von Basketball-Bundesligist Würzburg Baskets ist an diesem Donnerstag, als der Mittag zum Nachmittag wird, offenbar gut bis prächtig.
Blick in die Statistiken verrät einige Gründe für die Misere
"Wir haben wirklich eine sehr gute Teamchemie", sagt Hoffmann wenig später. Der Kapitän bestätigt, was sein Coach immer wieder gerne betont. Was freilich auch nichts daran ändert, dass die Baskets derzeit einige Baustellen haben – aber diese Stimmung kann möglicherweise ja auch mithelfen, zumindest einige dieser Baustellen zuzuschütten.
Das Kardinalproblem von Würzburgs Erstliga-Korbjägern, die drei ihrer fünf Ligaspiele verloren, ist auf den ersten Blick flott ausgemacht: Sie treffen viel zu selten. Gerade einmal knapp 73 Zähler machten sie durchschnittlich pro Partie, so wenige wie kein Konkurrent. Klar, sie kassierten im Schnitt auch nur knapp 74, was für eine sehr ordentliche Verteidigung spricht. Aber um Begegnungen zu gewinnen, musst du eben auch punkten.
Zumindest einige Ursachen für die Offensiv-Misere lassen sich bei einem zweiten Blick auch aus den Statistiken herauslesen. Nackte Zahlen mögen zwar ein wenig ermüdend sein, aber sie gehören bei einer Bestandsaufnahme in diesem Sport der Zahlen-Fetischisten halt zweifelsohne dazu.
Neben dem viertschlechtesten Dreier-Schnitt (knapp 33 Prozent) und der zweitschlechtesten Quote bei Treffern aus dem Feld (42,2 Prozent) fallen vor allem zwei Werte ins Auge, die in absoluten Zahlen und nicht in Prozent (was ja immer abhängig ist von der Anzahl der Versuche) gemessen werden: die Ballverluste und die Vorlagen. Nur vier Teams verlieren häufiger die Kugel als die Baskets, die sie knapp 15 Mal pro Spiel wegwerfen.
Hoffen auf eine ähnliche Entwicklung wie vergangene Saison
Und mit gerade einmal gut elf Vorlagen pro Begegnung verteilt kein Konkurrent weniger Assists, der Zweitschlechteste Hamburg kommt auf knapp 15, der Primus in dieser Kategorie, Berlin, auf knapp 25. Eindeutiger Beleg für Felix Hoffmanns Analyse und seine Forderung: "Wir bewegen den Ball zu wenig und zu schlecht und müssen schneller spielen."
Wenngleich der 34-Jährige, der aufgrund von verletztungsbedingtem Fehlen in der Vorbereitung und infektbedingter Pause und daraus resultierendem Trainingsrückstand seine Rolle in dieser Spielzeit zumindest auf dem Parkett noch nicht wirklich gefunden hat, auch betont: "Wir stehen noch am Anfang der Saison. Ich hoffe sehr, dass die Mannschaft eine ähnliche Entwicklung nimmt wie vergangenes Jahr, als wir auch holprig in die Saison gestartet sind."
Hoffmann, der soeben "erstmals seit August zwei Wochen durchtrainieren konnte" und merkt, dass sein Körper so langsam wieder Topform annehmen könnte, hatte vor Saisonbeginn als Erster die Play-off-Teilnahme als Saisonziel ausgerufen, und er ist noch immer überzeugt davon: "Das Team hat dieses Potenzial. Wir zeigen es ja im Training immer wieder. Wir müssen es nur wieder aufs Parkett bringen."
Heidelberg spielt offenbar unter seinen Möglichkeiten
Nächste Chance dafür ist am Samstag (20 Uhr) in Heidelberg, das erst eine von sechs Begegnungen gewinnen konnte. Es ist – vor allem beim Blick auf den folgenden Dienstplan der Baskets – eine ziemlich richtungsweisende Partie, vor allem da "Heidelberg gerade offenbar auch unter seinen Möglichkeiten spielt", wie Hoffmann beobachtet hat.
Filipovski warnt vor einem "Shooting-friendly" Gegner, also einem, der viele Würfe nimmt, vor allem aus der Ferne. Im Schnitt versuchen die Neckarstädter 40 Dreier pro Spiel, treffen freilich auch nur knapp zwölf davon. Trotzdem: Sie machen im Schnitt dennoch 89 Punkte, kassieren aber auch knapp 98. Filipovskis Wunsch: "Wir müssen in jedes Spiel gehen, als sei es das Finale einer Meisterschaft."